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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 171))

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Zusammenfassung

Komplexität ist vermutlich kein spezifisch moderner Begriff2, obwohl man konstatieren muß, daß sich seine Hintergrundssemantik3 wesentlich gewandelt hat, und das heißt, daß seine heutige spezielle semantische Bedeutung in dieser Hinsicht doch relativ modernen Ursprungs ist. Quantitativ ablesbar ist die Modernität der Semantik von Komplexität an dem Umstand, daß der Begriff zur Zeit Hochkonjunktur feiert4, was sagen will, daß er sich einer vielseitigen Verwendung innerhalb unterschiedlicher Fachdisziplinen erfreut. Vor allem innerhalb des Systems der Wissenschaft wird er so extensiv verwendet, daß man der Meinung sein könnte, er diene als Indikator für den integrativen Prozeß unterschiedlichster wissenschaftlicher Traditionen und Disziplinen. In der Tat erscheint die altehrwürdige Kontroverse zwischen einer ideographischgeisteswissenschaftlichen und einer nomothetisch-naturwissenschaftlichen Tradition (W. Windelband) vor dem Hintergrund des Komplexitätskonzeptes zumindest in der geführten Schärfe nicht mehr angebracht. Wenn das renommierteste Problem des Wissenschaftssystems, nämlich das Problem der Komplexität, als »Selektionszwang« begriffen wird, so kann gesagt werden: die Kategorie der »Materie« dient der Lösung des ‚unlösbaren‘ Problems der Komplexität im Bereich der physikalisch ausgerichteten Wissenschaften, die Kategorie des »Lebens« leistet Gleiches im Bereich der biowissenschaftlich orientierten Fächer, und die Kategorie des »Sinns« (nicht des leiblichen Sinnes!) leistet Äquivalentes innerhalb der sozial-und geisteswissenschaftlich orientierten Disziplinen. Es wäre eine Überlegung wert, ob die Kategorie des »Menschen« nicht mit dem gleichen Problem der Komplexität zu tun hat wie die Kategorien »Materie«, »Leben« und »Sinn«, allerdings bezogen auf die anthropologisch-philosophisch ausgerichteten Disziplinen. Verwandte Gedanken äußert Niklas Luhmann, wenn er meint, daß „The core problem of the hard sciences is the complexity of complexity and that of the soft sciences is the meaning of the meaning. “5 Das Problem der Komplexität von Komplexität und das des Sinns des Sinns hängen natürlich eng zusammen. Sinn bezieht sich auf die Kategorie der Beobachtung, Komplexität auf die Kategorie der Operation. Wir kommen hierauf zurück.

„Die Zahl der Symbole in der Sequenz, die wir als Gen bezeichnen, übersteigt selten die Größenordnung tausend. Allein bei einer Genlänge von tausend Symbolen — jeder der tausend Positionen ist eines der vier Symbole A, T, G oder C zugeordnet — gibt es 4 hoch 1000 alternative Anordnungen gleicher Länge. Diese Zahl ist unvorstellbar. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir sie ins Dezimalsystem übersetzen, wo sie (rund) 10 hoch 600 lautet. Wir besitzen einfach keinerlei Vorstellungsvermögen fir derartig große Zahlen...Die Physiker sind heute in der Lage, den gesamten Materiegehalt des Universums abzuschätzen. Er wäre das Aquivalent von etwa 10 hoch 74 solcher Gene. Das Alter des Universums beträgt nicht einmal 10 hoch 18 Sekunden.“

Manfred Eigen1

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Literatur

  1. “Der Begriff der Komplexität ist nicht erst in der neueren Zeit erfunden worden. Er ist kein spezifisch moderner Begriff.” (Luhmann ‘80a:59ff.).

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  2. Mit »Hintergrundssemantik von Komplexität« ist das historische Begriffsfeld von Komplexität gemeint.

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  3. Als repräsentativ für diese Aussage möge der Hinweis auf die Aufsatzsammlung: »The Science and Praxis of Complexity. Contributions to the Symposium Held at Montpellier, France, 9–11 May, 1984« dienen, fiirderhin als »The Science and Praxis…, ‘85« zitiert.

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  4. So beispielsweise Edward W. Ploman: “Complexity itself is a somewhat dauting, admittedly exciting - and complex subject.” und “The subject of complexity is itself a prime example of complexity, which inevitably, it seems, involves epistemological issues, both complicated and complex.”, in: (Ploman ‘85:7 u. 11) und (Prigogine ‘85:107–118).

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  5. So der deutsche Titel des bekannten Werkes von Ilya Prigogine, dessen Untertitel ‘Zeit und Komplextität in den Naturwissenschaften’ die moderne Tendenz des Wissenschaftssystems zu einer Temporalisierung und Verzeitlichung seines Sachverhaltes verdeutlicht (Prigogine ’85).

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  6. Es geht hier um von Foersters zentrale Idee einer ‘Ordnung aus Chaos’, ‘Ordnung aus Störung’ oder ’order from noise’. Siehe z.B. (Foerster, H.v. ’85:125ff.). Von Foerster erläutert seine Idee anhand der kleinen Schrift von Erwing Schrödinger ’Was ist Leben’ aus dem Jahre 1947 (ebd.,124).

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  7. Z.B. (Bertalanffy ‘68) und (Boulding ’85).

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  8. Dazu die Ausführungen in: (Ploman ‘85:14).

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  9. Als eine informative Einführung in diese Thematik siehe Francisco J. Varela, Kognitionswissenschaft - Kognitionstechnik. Eine Skizze aktueller Perspektiven (Varela ‘80). Aber auch (Klir ’85) und (Atlan ’85).

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  10. Siehe (Ploman ‘85) und die instruktive Ubersicht in (Varela ’90:119).

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  11. Generell wird diese Entwicklung durch die Ubersicht bei (Ploman ‘85:16) belegt, aber auch durch die Beiträge des Sammelbandes »The Science and Praxis of Complexity«, vor allem die Beiträge von (Boulding ‘85), (Klir ‘85), (Luhmann ‘85), (Prigogine ‘85), (Dupuy ‘85) (Atlan ‘85) und (Zeleny ‘85).

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  12. Auger in den Werken von Niklas Luhmann ist uns nicht bekannt, wo sonst noch im Bereich »Soziologischer Theorie« das Konzept der Komplexität eine so zentrale Stellung einnehmen würde.

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  13. Das “…problem of complexity is still considered to be of marginal importance in scientific and epistemological thought as well as in philosophical thought. When you examine the major discussions on epistemology by Popper, Kuhn, Lakatos, Feyerabend, Hanson, Holton, etc., there is talk of rationality, of scientificity, of non-scientificity, but no mention of complexity.” (Morin ‘85:62).

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  14. Die TsS verwirft diese Distinktion, was wir bedauern und für eine Fehleinschätzung des Operationsmodus der komplex/einfach-Distinktion halten. Mehr noch, das Konzept der Autopoiesis ist nur einlösbar, wenn das in Frage kommende System seine »Letztelemente« als »einfache« Elemente, als »Fundamentale« (Glanville) behandelt. (Luhmann ‘80a:59).

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  15. Limitationalität in dem Sinne verstanden als eine zumindest minimale Form der Einschränkung und Nichtbeliebigkeit im Aussagebereich, um ein Mindestmaß an Information produzieren zu können. Bekanntlich taucht »Limitation« als eine der zwölf Grundkategorien innerhalb des Vermögens ‘Verstand’ in der ’Kritik der reinen Vernunft’ von I. Kant auf. Sie gehört neben »Realität« und »Negation« zur Kategorienart ’Qualität’.

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  16. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob Hierarchien immer räumlich sein müssen oder ob es verzeitlichte Hierarchien geben kann. Anders gefragt: sind Verräumlichung und Hierarchisierung semantisch nur gemeinsam denkbar?

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  17. Wie der Schlüssel zum Schloß. Zum Begriff des »passens« oder «pattern-matching. siehe (Campbell ‘66) und (Lorenz ’73:38–40).

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  18. Zum Begriff von Limitationalität und zum »Passen« von GESELLSCHAFT und Wissenschaft hinsichtlich von Limitationalität meint die TsS: “Damit (mit Limitationalität R.J.) ist gemeint, daß gegen an sich Denkmögliches Grenzen (Horizonte) gesetzt werden müssen, damit Operationen produktiv werden können und nicht in die Leere eines ewigen Und-so-weiter auslaufen. Die Formen, in denen solche Limitierungen überzeugen können, hängen mit den Formen der Digerenzierung (RJ) des Gesellschaftssystems zusammen und gewinnen durch diesen Zusammenhang ihre Plausibilität.” (Luhmann ‘80a: 40).

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  19. (Kant ‘77,V:323). Das volle Zitat lautet: “Ein Objekt sich als einfach vorzustellen, ist ein bloß negativer Begriff, der der Vernunft unvermeidlich ist, weil er allein das Unbedingte zu allem Zusammenesetzten (als einem Dinge, nicht der bloßen Form) enthält, dessen Möglichkeit jederzeit bedingt ist.”

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  20. In der Transzendentalphilosophie wird erkennbar, daß diese Voraussetzungen des Denkens in natürliche Komplexitäten sich aufgelöst haben. Der Begriff des Einfachen wird zu einem rein negativen, wenngleich vernunftnotwendigen Begriff.“ (Luhmann ‘80a:60).

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  21. Eine Annahme, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hineinreicht. Vor allem Vertreter des Logischen Positivismus wie Rudolf Carnap und Otto Neurath mit ihrer Annahme von Protokollsätzen gehen davon aus, daB die Wissenschaft eine objektive Basis (= das Einfache, das Elementare) besitzt, die auf(grundlegende) Erlebnisaussagen ruht (Popger ‘69:60ff.).

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  22. Siehe z.B. (Durkheim/Mauss ‘63), (Needham [Hg.] ’73), (Leach 82). Es handelt sich hier um das hierarchische oder stratifikatorische Ordnungsmuster: die Spitze der Hierarchie oder das Zentrum der Stratifikation repräsentieren das Komplexe, welches aus den einfachen Teilen der Hierarchiebasis oder der Peripherie besteht.

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  23. “Komplexität…heißt Selektionszwang, Selektionszwang heißt Kontingenz, und Kontingenz heißt Risiko.” (Luhmann ‘84:47).

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  24. Zum geschichtlichen Hintergrund der Gegenwarts-bzw. Unmittelbarkeitsannahme siehe vor allem Georg Picht [»Die Voraussetzungen der Wissenschaft. (Picht ‘69a,1), »Die Epiphanie der Ewigen Gegenwart. Wahrheit, Sein und Erscheinung bei Parmenides. (Picht ‘69a,2) und »Der Gott der Philosophen« (Picht ‘66,1)], aber auch Carl Friedrich von Weizsäcker [»Georg Picht als Philosoph« und »Notizen zur Religionsphilosophie von Georg Picht. in: (Weizsäcker C.F.v. ’92a:1126–1141).].

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  25. “Diese Hierarchie gefällt den guten Leuten sehr, die den Papst zu sehen glauben und seine Kardinäle, die wiederum von den Erzbischöfen und Bischöfen gefolgt werden; dann kommen die Geistlichen, die Vikare, die einfachen Priester, die Diakone und Sub-Diakone; schließlich erscheinen die Mönche, und die Kapuziner beschließen den Aufzug.” Voltaire, zitiert von Wolf Lepenies, in: (Lepenies ‘76:47).

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  26. Ernst Jünger, zitiert von Wolf Lepenies in: (Lepenies ‘76:48).

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  27. “Er verwirft die Ansicht vom hierarchischen Aufbau des Universums; insbesondere bestreitet er, daB die Erde jene extrem niedrige und verachtenswerte - wie auch zentrale - Stellung einnimmt, die ihr von der traditionellen Kosmologie zugewiesen wurde.” (Koyré ‘69:28ff.).

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  28. (Vollmer ‘86:125). Dazu auch P. Frank: “Die Vorstellung, daB man bei gröBerer Sinnesschärfe die Atome so sehen könnte wie jetzt die Sonne, ist eine Illusion.” (ebd.). Anschaulich ist sicher die Naturwissenschaft von Goethe, bei der es um die Wahrnehmung des Urphänomens geht, das Programm der Atomphysik aber ist von Anfang an hoffnungslos unanschaulich. Gleiches trifft auf das Programm einer systemtheoretisch oder einer distinktionstheoretisch ausgerichteten Soziologie, ja, auf das gesamte Unternehmen »Soziologie« zu.

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  29. Mit ‘normalem Anschauungsvermögen’ ist hier der Bereich des Mesokosmos gemeint: “Den Bereich der Welt, den wir naiv (vorwissenschaftlich) erleben und erfahren, nennen wir ’Mesokosmos’. Er ist…eine Welt der mittleren Dimensionen.” (Vollmer ’86:103). Dazu auch A. Schack, J.K. Feibleman und L.v. Bertalanffy (ebd., Anm. 3:132).

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  30. Dies ist ein allzu bekanntes Forschungsproblem. Siehe, bezogen auf Strukturmodelle der Geschichtsschreibung über die Industrialisierung in Europa (Rapp/lokisch/Lindner ‘80).

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  31. So Franz M. Wuketits (Wuketits ‘83:129ff.).

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  32. Zum theoriegeschichtlichen Zusammenhang von einfach-unzerstörbar-undekomponierbar einerseits, komplex-zerstörbar-dekomponierbar andererseits siehe (Luhmann ‘84:50).

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  33. Da wir selbstreferentiell vorgehen, müssen wir auch zeigen, wie etwas (das Komplexe, die Kommunikation, die Handlung, die Erwartung usw.) als »etwas« sich selbst operativ konstituiert.

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  34. “Ein einheitlicher Begriff ist ja nur sinnvoll, wenn die Vielfalt unter irgendeinem Gesichtspunkt als Einheit behandelt werden kann. Der Begriff der Komplexität formuliert so zunächst einmal die Intention, Mannigfaltiges unter dem Gesichtspunkt seiner Einheit zu sehen. Der komplexe Gegenstand muB Mannigfaltiges und Einheit zugleich sein.” (Luhmann ‘75a:204/205).

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  35. Karl Marx, in: (Marx/Engels, Bd. 13, ‘69:632). Den Hinweis haben wir bei (Luhmann’75a:216) gefunden.

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  36. Eine in ihrer argumentativen Konsequenz durchaus triviale und selbstverständliche Annahme, in der argumentativen Konstituierung dieser Konsequenz jedoch eine höchst aufregende These.

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  37. So heißt es bei der TsS auch: “Dieses ‘auch anders möglich sein’ bezeichnen wir mit dem traditionsreichen Terminus Kontingenz.” (Luhmann ’84:47).

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  38. Die TsS meint, daß das Konzept der seibstreferentiellen Geschlossenheit eines Systems nicht im Widerspruch zu seiner Umweltoffenheit steht, da gerade Geschlossenheit “…eine Form der Erweiterung möglichen Umweltkontaktes…” (Luhmann ‘84:63) ist. Sie steigert nämlich dadurch das Bestimmungspotential der Elemente und somit die Komplexität der für das System möglichen Umwelt. Die durch das System konstituierten Elemente und Elementengruppen (z.B. Handlungen oder Erwartungen) können sich sozusagen komplexere Zuschreibungen und Operationen leisten.

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  39. Ernst von Weizsäcker formuliert in diesem Kontext: “Erst die Bestätigung gibt der Erstmaligkeit Realität…»Erst die Zweitmaligkeit gibt der Erstmaligkeit Realität, Einmaligkeit gibt es nicht’.” (Weizsäcker, E.v. ‘74:95).

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  40. Auf dieser Grundlage definiert Ernst von Weizsäcker den Informationsbegriff als Resultat von Erstmaligkeit und Bestätigung (Weizsäcker, E.v. ‘74:94).

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  41. Je einfacher die Struktur eines Sachverhaltes ist, desto höher ist ihr Bestätigungsanteil: “Man kann dann beliebig oft hinschauen oder messen und wird immer wieder bestätigt.” (Weizsäcker, E.v. ‘74:97). Ist die Struktur aber komplex und somit vielfältig, so wird ihr Erstmaligkeitsanteil umso höher sein: “Je komplexer, kleiner und labiler… die Struktur ist, desto höher ist der Erstmaligkeitsanteil, denn man muB desto eher gegenwärtig sein, beim nächsten Hinschauen oder Messen erstmalige Resultate zu bekommen.” (ebd.).

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  42. “Vollzieht das System eine AnschluBoperation, so kann es die erste und die zweite Operation zu einer einzigen kondensieren. Der Referent wird identisch gesetzt. Der Gegrüßte hatte den Gruß nicht bemerkt, man grüßt nochmals. Derselbe Sachverhalt kann aber auch in anderer Richtung gelesen werden. Man bestätigt den Gruß, nämlich das, was er meint, indem man ihn nochmals ausführt.]e nach Leserichtung kondensiert man zwei Akte zu einem oder erweitert und konfirmiert man einen Akt durch einen ersten und zweiten Vollzug.” (Luhmann’90a:22).

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  43. “Es ist eigentlich nicht überraschend, daB die Erklärung der bloßen Art eines Musters auf dem Gebiet komplexer Phänomene höchst bedeutend sein kann, während sie auf dem Gebiet einfacher Phänomene, z.B. denen der Mechanik, vielleicht nur von geringem Interesse ist. Der Sachverhalt ist der, daß bei der Erforschung komplexer Phänomene die allgemeinen Muster alles sind, was so für solche dauerhaften Ganzheiten charakteristisch ist, die den Hauptgegenstand unseres Interesses bilden, denn es gibt eine Anzahl beständiger Strukturen, die lediglich das allgemeine Muster (RJ) gemeinsam haben und sonst nichts.” schreibt F.A. von Hayek (Hayek ‘72:28/29).

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  44. Zur Distinktion von Digitalisierung/Analogisierung siehe vor allem: (Watzlawick/Beavin/Jackson ‘85:61ff.) und (Wilden ‘80a6:155–201).

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  45. Eine Beobachtung, die natürlich das System Wissenschaft, bezogen auf die anderen Sinnsysterne der GESELLSCHAFT, macht, weil es als eine Hauptdistinktion die Distinktion von Analyse/Synthese (im Sinne einer Dekomposition und Rekombinierung eines untersuchten Gegenstandes) verwendet (die andere besteht in der asymmetrischen Unterscheidung von wahr/falsch). Dies besagt, daß sie ihre Beobachtungsfähigkeit an diese Distinktion bindet, ja, nur so möglich ist und daß sie ihren eigenen elementaren Unterbau eben dadurch konstituiert. Beobachtet sich das Systems Wissenschaft selbst, so kann es nur so vorgehen, daB es die eigene Analysefähigkeit analysiert und somit sich selbst nicht auf die Schliche kommen kann, daß die eigenen »Letztelemente«, also die eigenen einfachen und undurchsichtigen Elemente eben die analytischen Operationen selbst sind. Und möchte es diese gerade gemachte Beobachtung analysieren, so würde es wieder bei sich selbst landen. Weil dies so ist, überfordert das System Wissenschaft sich und vor allem alle anderen gesellschaftlichen Systeme mit seiner »analytischen« Beobachtungstätigkeit, da weder die Wirtschaft noch die Religion oder die Erziehung sich selber analytisch behandeln, aber durch die wissenschaftliche Brille mehr sehen, als sie selbst empirisch verwenden. Dies schlieSt natürlich nicht aus, daß sie die von der Wissenschaft gemachten analytischen Beobachtungen akzeptieren und über diesen Weg dann doch selbst anwenden. Aber dies kann natürlich nicht von der Wissenschaft selbst erzwungen werden.

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  46. Wir halten ihn für unerläßlich im Sinne einer fiktionalen Ontologisierung der Elemente eines Systems durch es selbst.

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  47. Es ist anzunehmen, daß Ontologisierung das bewährteste Mittel ist, um Elemente als »einfach«, als »undurchsichtig« zu fixieren. Insofern muß man mit einer negativen Beurteilung ontologischer Operationen - zumindest im Kontext von GESELLSCHAFT - behutsam sein.

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  48. Eine Unterscheidung ist, dies sei vorsorglich angemerkt, eine immer schon distingierte und somit ‘entschiedene’ und asymmetrisierte Distinktion. Die Frage ist dann, wie eine Distinktion es trotzdem anstellt, daß sie gewissermaßen zwischen ihren beiden Seiten oszilliert und somit Symmetrie bedeutet. Dies kann nur mit Hilfe einer symmetrischen Differenz geschehen.

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  49. Wenn wir allerdins die Distinktion von komplett/selektiv auf der Grundlage der Distinktion Differenz/Unterscheidung explizieren, sonst nicht!

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  50. Im übrigen ist Einfachheit im Rahmen von Systemkomplexität immer Selektion!

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  51. “…ich habe mir eingeredet, daB es schlechterdings nichts in der Welt gibt: keinen Himmel, keine Erde, keine denkenden Wesen, keine Körper, also doch auch wohl mich selbst nicht? Keines-Wegs; sicherlich war ich, wenn ich mir etwas eingeredet habe. Aber es gibt einen, ich weiß nicht welchen, allmächtigen und höchst verschlagenen Betrüger, der mich gefliessentlich stets täuscht. Nun, wenn er mich täuscht, so ist es also unzweifelhaft, daß ich bin. Er täusche mich, soviel er kann, niemals wird er doch fertigbringen, daß ich nichts bin, solange ich denke, daß ich etwas sei. Und so komme ich, nachdem ich nun alles mehr als genug hin und her erwogen habe, schließlich zu der Feststellung, daß dieser Satz: ”Ich bin, ich existiere“, sooft ich ihn ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist.” (Descartes ‘60:21/22 [Meditationen über die Grundlagen der Philosophie, 18)].

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  52. Zugegeben, einen »freischwebenden Halt«.

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  53. Wie soll sie denn aussehen? Und wenn sie ‘aussieht’, wer informiert uns über ihr Aussehen? Der Wissenschaftler? Welcher? Der Biologe oder der Physiker oder der Historiker oder gar der Philosoph? Oder vielleicht der Politiker oder der Wirtschaftsmanager oder gar der Priester?

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  54. Wir lassen hier offen, ob die Differenz von Erkenntnis/Gegenstand als eine Zweitdiffereng.des Systerns`Wissensehaft-nebender von Analyse/Synthese angesehen werden kann. Wir nur daran erinnern, daB die TsS im gleichen Problemkonté crvon 7weitcodierungen spricht. So wird z.B. das Rechtssystem mit dem Code Recht/Unrecht durch den Code erlaubt/verboten zweitcodiert (Luhmann ‘84:511).

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Jokisch, R. (1996). Komplexität. In: Logik der Distinktionen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 171. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10681-4_3

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