Zusammenfassung
Die Individualisierungsprozesse in der Spätmoderne (vgl. Beck 1986) enthalten ein beträchtliches Risikopotenzial krisenhafter Entwicklungen und gesundheitlicher Beeinträchtigungen bereit. Männer und Frauen bedürfen zunehmend besonderer Anstrengungen für ihre körperliche Unversehrtheit. Die Lebensgestaltung und Sinnerzeugung bleibt den strukturell Überforderten selbst überlassen. Für die Pädagogik bedeutet das: An Menschen in unterschiedlichen Altersgruppen und Lebenslagen wird die Notwendigkeit herangetragen, aus schlechter Befindlichkeit oder,nur äußeren Veränderungen oder aber gar aus Krisen zu lernen. Es stellen sich dabei die grundlegenden Fragen: Woher soll Orientierung genommen werden? Welche Konzepte können als Richtungsweiser dienen? Als eine Antwort wird die zentrale These dieses Beitrags formuliert: Sinnhaftes Leben hat seinen Ausgangspunkt im Körper und diese körpergebundene Sinnhaftigkeit muss individuell aufgespürt werden. In den nachfolgenden Ausführungen wird aber auch aufgezeigt, dass die Hinwendung zum und die Beschäftigung mit dem Körper nicht unbedingt die Entfaltung eines körperlich gefühlten Ich begünstigen muss, sondern auch gerade das Gegenteil, eine Entfremdung vom Körper, bewirken kann.
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Literatur
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Hess, S. (2003). Die Entfaltung eines gefühlten Ich. Neue Bildungsanforderungen zwischen Körper, Geschlecht und Biografie. In: Macha, H., Fahrenwald, C. (eds) Körperbilder zwischen Natur und Kultur. Augsburger Reihe zur Geschlechterforschung, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10539-8_7
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