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Einleitung

Theorien kollektiven Handelns Protheorie und Problemstrukturierung

  • Chapter
Kollektives Handeln
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Zusammenfassung

Kollektives Handeln und kollektive Konflikte sind äußerst formenreiche und auffällige Phänomene, die sich in allen Gesellschaftsformationen finden und wegen ihrer Dramatik von jeher die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen, Politiker, Chronisten und Journalisten, Philosophen, Künstler, Theologen, Historiker und Sozialwissenschaftler erregt haben. Der Gegenstandsbereich ist extrem breit.1 Er reicht von Initiationsriten, kollektiven Ritualen und Kriegen in tribalen Gesellschaften über Sklavenaufstände in antiken Klassengesellschaften, chronische Bauernaufstände in feudalen Gesellschaften und staatlich organisierten agrarischen Klassengesellschaften, ‘Brot- und Steueraufständen, ‚carneval‘, charivari, sozialem Banditentum, Maschinenstürmerei, Demonstrationen, Petitionen, Streiks usw. in frühbürgerlichen und bürgerlichen Gesellschaften bis hin zu Streiks, Dissidentenbewegungen und Revolutionen in etatistisch sozialistischen Staaten. Er kann so umfassend formuliert werden, daß er vom formal organisierten ‚kollektiven Handeln von oben‘ (z.B. der staatlich organisierten Polizei gegen Demonstrierende oder Streikende) und staatlich organisierter Massenmobilisierung und kollektivem Handeln in modernen Kriegen bis zu kollektivem Handeln ‚von unten‘ gegen strukturelle und staatlich sanktionierte Ungleichheiten reicht. Er reicht von inzidentellen ‘Moden und Panikreaktionen, von ‘victory riots’ bis hin zu strukturellen und endemischen Konflikten (wie etwa ‘food and tax riots’ im ancien regime; Streiks im modernen Kapitalismus). Er reicht von mehr oder weniger spontanen (wenn auch nie ganz unorganisierten und führerlosen) kollektiven Aktionen bis hin zu hochorganisierten, zentral geleiteten und geplanten Aktionen. Er reicht von kurzfristigen Aktionen bis zu Jahrhunderte umgreifenden Bewegungen (wie z.B. die moderne Arbeiterbewegung). Erreicht von relativ be-grenzten Protesten gegen einzelne Amtsträger und Entscheidungen über Bürgerkriege bis hin zu umfassenden sozialen und politischen Revolutionen, von legalen Petitionen bis zu gewaltsamen Aufständen. Er umfaßt kollektive Aktionen und Bewegungen von Klassen ebenso wie solche der verschiedenen Gruppen askriptiv Diskriminierter und Unterdrückter. Er umgreift alle Gebiete oder Felder gesellschaftlichen Lebens und reicht von Aktionen und Bewegungen zur Verteidigung sog. ‚materieller‘ Interessen über ‚politische‘ bis hin zu kulturellen und religiösen Bewegungen. Er reicht schließlich von Aktionen, Bewegungen und Konflikten im Innern von souveränen gesellschaftlichen Einheiten bis zu Phänomenen, welche diese Grenzen durchbrechen oder systematisch überschreiten.

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© 1991 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Bader, VM. (1991). Einleitung. In: Kollektives Handeln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10493-3_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10493-3_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-10494-0

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