Zusammenfassung
Der derzeitige Trend zur Ausweitung des polizeilichen ‚intelligence system‘ kann nur vor dem Hintergrund der Logik des ‚bandit-catching‘ traditioneller Polizeiarbeit verstanden werden. Im Sinne des an diese staatszentrierte Polizeiarbeit anknüpfenden ‚community policing‘, das sowohl in USA und Kanada als auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern (z.B. Großbritannien, Schweden, Niederlanden) auf unterschiedliche Art und Weise umgesetzt wird, zielt die 1994 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern (BStMdI) geschaffene Sicherheitswacht darauf ab, Bürger als ‚kontrollierte Kontrolleure‘, d.h. als Zuarbeiter für die staatliche Polizei zu gewinnen. Im folgenden sollen zunächst einige terminologische Klärungen vorgenommen werden, um im Anschluß an eine auf der Auswertung polizeirechtlicher und polizeipolitischer Dokumente beruhenden Analyse (vgl. Lustig 1996) an einem materialen Beispiel aufzuzeigen, welche textliche und bildliche Gestalt der Verfolg dieses Ziels annimmt.
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Literatur
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Lustig, S. (1998). Kontrollierte Kontrolleure Über die Erweiterung des ‚intelligence system‘ der bayerischen Polizei. In: Hitzler, R., Peters, H. (eds) Inszenierung: Innere Sicherheit. Reihe „Soziologie der Politik“, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10370-7_7
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Online ISBN: 978-3-663-10370-7
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