Zusammenfassung
Peter Groß formuliert hier eine Perspektive auf die Gegenwartsgesellschaft, die sich in der Soziologie mehr und mehr als eine angemessene Betrachtungsweise durchsetzt: Individualisierung gilt als neue Form der Vergesellschaftung. Ansätze zur Individualisierung konstatieren die grundsätzliche Auflösung von „stabilen Verhältnissen” menschlichen Lebens in allen Bereichen und Phasen des individuellen Lebenslaufs. So sind „Auflösung” von Traditionen und „Freisetzung” aus normativen Vorgaben und sozialen Kontrollen die Schlüsselbegriffe in der Diskussion.
„Zur Modernität gehört nun freilich auch, dass sich das Individuum selber als kontingent erfährt und setzt. Zum Entscheidungszentrum erhoben, ohne den Druck von Tradition und alleingelassen in der kolossalen Vielfalt von Optionen, beugt sich das Individuum Halt suchend auf sich selbst zurück (.). Es wird sich selber zum Problem und zum Projekt. Es entdeckt sich als Vielzahl von Möglichkeiten, die es gegeneinander abwägen und undauernd neu konfigurieren soll. Es hat etwas aus sich, es hat sich überhaupt zu machen.” (Groß 1998: 221)
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Literatur
So berichtet Elias über eine „individualisierte” höfische Kultur des Mittelalters (1969).
; Zu kritisieren bzw. zu relativieren ist in diesem Zusammenhang die rigorose Unterscheidung, die Beck/Beck-Gernsheim vornehmen, zwischen dem „individuellen” Handeln der Gegenwart und lediglich ausfüllendem, durch vorgegebene Normen geleitetem Verhalten innerhalb historischer Gesellschaften. So bemängelt beispielsweise Jürgen Friedrichs eine historische Ungenauigkeit der Individualisierungsthese: „Es ist überaus fraglich, ob der (.) Sachverhalt einer Individualisierung ein historisches Novum darstellt. Gab es in der Renaissance, durch die französische Aufklärung oder im 19. Jahrhundert nicht ebenfalls eine Individualisierung oder gar einen ‚Individualisierungsschub‘? Sind die Arbeiten von Nietzsche (.) nicht ein bedeutsamer Beitrag zur Individualisierung?” (Friedrichs 1998: 8).
vgl. hierzu auch Lenz, Ilse 2002
Diese lassen sich beispielsweise im Esoterik-Bereich finden und sind allerdings auch auf viele undere sinnstiftende Gemeinschaften und Ideen zu übertragen. Auch feministische Ideen sind, wie in der Fallanalyse von Petra K. (Teil II, Kapitel 6.3) deutlich werden wird, als Ansätze für ein geschlossenes Weltbild zu nutzen.
Unklar bleibt hier allerdings, welche Paare gemeint sind.
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Hänsch, U. (2003). Individualisierte Biographien, individualisierte Sexualitäten: Handlungsspielräume in posttraditionalen Gesellschaften. In: Individuelle Freiheiten — heterosexuelle Normen. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 36. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10337-0_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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