Zusammenfassung
In seinen „Regeln der soziologischen Methode“ forderte Emile Durkheim, die „sozialen Erscheinungen“ wie „Dinge“ zu behandeln. Sie müssten „losgelöst von den bewußten Subjekten, die sie sich vorstellen“, betrachtet werden (Durkheim 1976: 125). Es war das Programm der Suche nach soziologischen Gesetzen „sui generis“ unter der Annahme einer grundlegenden „Emergenz“ der sozialen Phänomene gegenüber den Motiven und Handlungen der individuellen Akteure. In Gestalt des parsonsschen Strukturfunktionalismus hat der soziologische Kollektivismus seine Hochblüte erlebt und beansprucht, wenngleich inhaltlich verändert, gegenwärtig noch in Gestalt der von Niklas Luhmann formulierten soziologischen Systemtheorie die Geltung des Prinzips einer „Konstitution von oben“ bei den sozialen Prozessen. Gemeinsam war diesen Varianten des soziologischen Kollektivismus die Ansicht, dass es bei den soziologischen Erklärungen des systematischen Rückbezugs auf Theorien über die menschlichen Akteure und ihr Handeln grundsätzlich nicht bedürfe und, mehr noch, dass jeder Versuch in dieser Richtung aus einem grundsätzlich verfehlten Verständnis des Sozialen entstehe und folglich notwendigerweise in die Irre gehen müsse.
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Literatur
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Esser, H. (2000). Gesellschaftliche Individualisierung und methodologischer Individualismus. In: Kron, T. (eds) Individualisierung und soziologische Theorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10334-9_7
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