Zusammenfassung
Der 30. Jahrestag des Grundgesetzes ist sicherlich Anlaß genug, über die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und die Verfassungswirklichkeit in unserem Lande nachzudenken, mit dem Ziel, eine Art Zwischenbilanz zu ziehen. Eine der Grundlagen bei dieser Rechenschaftslegung dürfte darin bestehen, zu untersuchen, ob sich die politischen und gesellschaftlichen Strukturen gar nicht bzw. nur wenig verändert haben, oder aber ob sie kontinuierlich weiterentwickelt worden sind bzw. sogar Brüche und Verwerfungen aufweisen. Antworten auf diese Frage lassen sich in den Analysen der gegenwärtigen sozialen Struktur der Bundesrepublik Deutschland und ihrer jeweiligen Bedingungen finden.1 Die Ergebnisse der Forschung stimmen weitgehend darin überein, daß trotz aller Wandlungen die Gesellschaft in der Bundesrepublik keine entscheidenden Unterschiede zu früher aufweist. Da Veränderungen der personellen Zusammensetzung der politischen Elite im Parlament als Indiz fir den sozialen Wandel gewertet werden können, wird dieses Ergebnis durch die Parlamentssoziologie bestätigt: Das Sozialprofil der Funktionselite im Bundestag hat sich seit 1949 nur graduell, nicht grundsätzlich verändert.
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Literatur
Vgl. z.B. Bernhard Schäfers: Sozialstrukturund Wandel der Bundesrepublik Deutschland. Ein Studienbuch zu ihrer Soziologie und Sozialgeschichte. Stuttgart 1976.
Vgl. WolfMersch: Volksvertreter in Ost und West, in: W. Zapf (Hrsg.): Beiträge zur Analyse der deutschen Oberschicht. 2. Aufl., München 1965; WolfgangZap. Sozialstruktur deutscher Parlamente, in: Sänger/ Liepelt: Wahlhandbuch 1965, Frankfurt a.M. 1965; Hartmut Klatt: Die finanzielle Stellung der Abgeordneten. Bestandsaufnahme und Anmerkungen zu einem umstrittenen Thema, in: Z Parl. H. 3/1971, S. 344 ff; Gerald G. Watson: Recruitment and Representation: Socio-political Selection of Bundestag Members in the Federal Republic of Germany 1949 — 1969, in: Sozialwissenschaftliches Jahrbuch für Politik Bd. 4/1975, S. 245 f; HansjörgDürr: Soziale Strukturen des Bayerischen Landtages. Aspekte der Soziologie parlamentarischer Mandatsträger, S. 211 ff, in: Reinhold L. Bocklet (Hrsg.): Das Regierungssystem des Freistaates Bayern, Bd. I, München 1977.
Vgl. dazu Badura/Reese: Jungparlamentaner in Bonn — ihre Sozialisation im Deutschen Bundestag. Reihe problemata Bd. 55, Stuttgart-Bad Canstatt 1976; Dietrich Herzog: Politische Karrieren, Selektion und Professionalisierung politischer Führungsgruppen. Schriften des Zentralinstituts tur sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin Bd. 25, Opladen 1975.
BT-Drucksache 7/5866, abgedruckt in: Zur Sache Heft 1/1977; L. Berger/L. von Bothmer/H. Schuchardt: Frauen ins Parlament? Von den Schwierigkeiten, gleichberechtigt zu sein. Reinbeck bei Hamburg 1976, bes. S. 43 ff.
So z.B. Emrl-Peter Müller: Die Sozio-ökonomische und verbandliche Struktur der VIII-Deutschen Bundestages Nr. 19 des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln 1977; vgl. dagegen Jürgen Weber: Die Interessengruppen im politischen System der Bundesrepublik Deutschlland, Stuttgart usw. 1977, der die hier geäußerte Auffassung vertritt.
Vgl. dazu Ada/bert Hess: Statistische Daten und Trends zur Verbeamtung der Parlamente in Bund und Ländern, und Hartmut K/att: Die finanzielle Situation der in Parlamente der Bundesrepublik gewählten Angehörigen des öffentlichen Dienstes, in: Z. Parl H. 1/1976, S. 34 ff.
Vgl. Horst W. Schmollinger: Abhängige Beschäftigte in Parteien der Bundesrepublik: Einflußmöglichkeiten von Arbeitern, Angestellten und Beamten, in ZParl H. 1/1974, S. 58 tf
Vgl. dazu Hans-Hermann Hartwich: Sozialstaatspostulat und gesellschaftlicher Status quo, Opladen 1970, S. 259 ff; Uwe Thaysen: Parlamentarisches Regierungssystem in der Bundesrepublik Deutschland. Daten — Fakten — Urteile im Grundriß, Opladen 1976, S. 30 ff; Warnfried Dealing u.a.: Die Neue Soziale Frage und die Zukunft der Demokratie, Bonn 1976, S. 49 ff, 116 ff.
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Klatt, H. (1978). Das Sozialprofil des Deutschen Bundestages 1949–1976. In: Grundgesetz und sozialer Wandel — zum 30. Jahrestag der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Gegenwartskunde, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10206-9_5
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