Zusammenfassung
Die Glückseligkeitslehre war in der frühen Neuzeit ein Paradigma des europäischen Gesellschaftsdenkens. Seine Anfänge reichen mindestens bis ins sechzehnte Jahrhundert zurück. Es hatte seine hohe Zeit im siebzehnten Jahrhundert und wurde in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts durch konkurrierende Denkweisen wieder verdrängt. Die Bezeichnung Glückseligkeitslehre steht hier nicht für die Lehre eines bestimmten Denkers oder einer bestimmten Denkschule, sondern für ein Grundmuster gesellschaftlich-moralischen Denkens. Die logische Struktur dieses Denkmusters findet sich mehr oder weniger deutlich ausgeprägt in einer Reihe von Sozial- und Moralphilosophien der Zeit. Seine Ausführung in einzelnen Lehren, die politisch-moralischen Schlußfolgerungen, die mit seiner Hilfe gezogen wurden, und die Terminologien variieren jedoch beträchtlich. Die Bezeichnungen „Glückseligkeit“ und „Glückseligkeitslehre“ stehen fir Begriffe, die auch anders bezeichnet werden. Das den verschiedenen Lehren zu Grunde liegende logische Denkmodell blieb indes im wesentlichen dasselbe und es stand, wie sich das für ein richtiges Paradigma gehört, der Logik vorausgegangener, konkurrierender und nachfolgender Denkmodelle fremd und unvermittelt gegenüber.
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Vowinckel, G. (1992). Die Glückseligkeitslehre und die Entstehung der Staatsgesellschaften. In: Bellebaum, A. (eds) Glück und Zufriedenheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10184-0_3
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