Zusammenfassung
Noch Ende der 1980er Jahre bestanden in den liberal-demokratischen Staaten Finnland, Griechenland, Irland, Niederlande, Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland strafrechtliche Regelungen, die das Delikt der Vergewaltigung auf den außerehelichen Bereich beschränkten und somit den Ehemann im Falle der Vergewaltigung der Ehefrau von einer Strafverfolgung exkludierten (vgl. Godenzi 1988; Lindner 1992). Zwar befanden sich zu dieser Zeit in allen der genannten europäischen Staaten Gesetzesänderungen in Beratung. Doch sollte es in der Bundesrepublik bis 1997 dauern, bis das „Ehegattenprivileg“ (Finkelhor/Yllo 1985) im Falle eines Offizialdeliktes nach jahrzehntelangen rechtspolitischen Kontroversen vom Gesetzgeber aufgehoben wurde. Und in Österreich und der Schweiz konnte sich die Legislative nach jahrelangen Diskussionen Ende der 1980er bzw. zu Beginn der 1990er Jahre doch nur für eine erneut zwischen ehelicher und außerehlicher Vergewaltigung differenzierenden strafrechtlichen Ausgestaltung entscheiden (vgl. Maier 1994; Breiter 1995; für die anderen europäischen Staaten vgl. Wetzel 1998).
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Dackweiler, RM. (2003). Rechtspolitische Konstruktionen sexueller Verletzungsoffenheit und Verletzungsmächtigkeit: Zur Verrechtlichung von Vergewaltigung in der Ehe in der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland. In: Koher, F., Pühl, K. (eds) Gewalt und Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10174-1_3
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