Zusammenfassung
Die Ölplattform „Brent Spar“ sollte Ende Juni 1995 in 2400m tiefen Gewässern vor der Westküste Schottlands im Atlantik versenkt werden. Die Genehmigung dazu hatte Shell/UK, als Betriebsführer — ebenso wie Esso — zu 50% an „Brent Spar” beteiligt, von den britischen Behörden nach dreijährigen Verhandlungen im Einklang mit bestehendem britischen Recht und entsprechend der internationalen Konventionen von Paris und Oslo zum Schutz der Meere erhalten. Durch den öffentlichen Druck, der vor allem von Deutschland ausging, entschloß sich Shell nach einigen Wochen des Boykotts seiner Tankstellen und viel negativer Presse am 22.06.1995 zum Einlenken. Der Protest wurde dabei in erster Linie durch die Umweltschutzorganisation Greenpeace organisiert. Greenpeace gelang dabei eine optimale Konfliktgestaltung, die auf dem Prinzip „David gegen Goliath“ beruhte. Trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz über den „practical best way” (vgl. Schmitt 1995, S. 2) der Entsorgung und teilweise, wie sich später herausstellte, unzutreffende Angaben von Greenpeace über die Menge der Ölrückstände und giftigen Restbestände in der „Brent Spar“ wurde der Shell-Konzern als verantwortungslos wahrgenommen. Auch das nach formalen Gesichtspunkten legale Verhalten von Shell änderte nichts daran, daß es in der Öffentlichkeit nicht legitimiert wurde. Interne Kommunikationsprobleme bei Shell, hier ist insbesondere der schlechte Informationsfluß zwischen der britischen und deutschen Gesellschaft zu nennen, bei gleichzeitig optimaler Nutzung der Medienwirksamkeit der Kampagne durch Greenpeace führten relativ schnell zur Revidierung der ursprünglichen Pläne. Über zwei Jahre wurde die Ölplattform anschließend in einem norwegischen Fjord „zwischengeparkt“, bevor Shell nach einer groß angelegten internationalen Ausschreibung über alternative Entsorgungskonzepte 1998 mit der Landentsorgung begann (vgl. O.V. 1998/Handelsblatt).
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Rumpf, M. (2000). Stakeholder Ansatz im Fall Royal Dutch/ Shell Group. In: Fallstudien zum Internationalen Management. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10032-4_46
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