Zusammenfassung
Arbeitslosigkeit und „unemployment“ sind zwar Begriffe, die erst seit Ende des 19. Jahrhunderts gebräuchlich sind, das Problem selbst ist aber (natürlich) schon viel älter. So könnte bereits der Pyramidenbau auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gewesen sein (Garraty, 1978). Die Bezeichnung „arbeitslos“ hat sich eingebürgert, obwohl sie mißverständlich ist. Als „Arbeitslose“ werden nämlich auch Personen bezeichnet, die sehr wohl arbeiten (z.B. im Haushalt), aber bei einem Arbeitsamt als arbeitssuchend registriert sind. Einige haben daher gefordert, von „Erwerbslosigkeit“ zu sprechen, um damit im übrigen insbesondere Hausarbeit, die nach wie vor vor allem Hausfrauenarbeit ist, nicht weiter zu diskriminieren. Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bands haben sich unterschiedlich entschieden, wenn es um die Verwendung der beiden Begriffe geht. Ob es (politisch) korrekter ist, von „Erwerbslosigkeit“ zu sprechen, mag allerdings bezweifelt werden. Wie ist etwa eine Person zu bezeichnen, die keiner geregelten (abhängigen) Beschäftigung nachgeht und von den Zinsen eines beträchtlichen Besitzes lebt? Sie hat einen Erwerb, könnte aber arbeitslos sein in dem Sinne, daß sie sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt hält. Oder wie ist ein Selbständiger einzuschätzen, dessen neugegründete Firma gerade einen wichtigen Kunden verloren hat und daher das laufende Geschäftsjahr mit Verlust abschließen wird? Wir müßten ihn wohl als erwerbslos, nicht aber als arbeitslos bezeichnen.
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Literatur
Brenner, M. H. (1986). Zur Abschätzung der sozialen Kosten der Volkswirtschaft. Implikationen für psychische Gesundheit, körperliche Gesundheit und kriminelles Verhalten. In B. Klees & S. Weyerer (Hrsg.), Weg vom Fenster. Arbeitslosigkeit und ihre Folgen (S. 108–205 ). Frankfurt a. M.: Nachrichten Verlag.
Garraty, J. A. (1978). Unemployment in history: Economic thought and public policy. New York: Harper & Row.
Schindler, H., Wacker, A. & Wetzels, P. (Hrsg.) (1990). Familienleben in der Arbeitslosigkeit. Ergebnisse europäischer Studien. Heidelberg: Asanger.
Silbereisen, R. K. & Walper, S. (1989). Arbeitslosigkeit und Familie. Auswirkungen ökonomischer Deprivation durch Arbeitslosigkeit auf die Familie und die Entwicklungsperspektiven ihrer Mitglieder. In R. Nave-Herz & M. Markefka (Hrsg.), Handbuch der Familien-und Jugendforschung. Band l: Familienforschung (S. 535–557 ). Luchterhand: Neuwied.
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Zempel, J., Bacher, J., Moser, K. (2001). Erwerbslosigkeit. Einleitung und Überblick. In: Zempel, J., Bacher, J., Moser, K. (eds) Erwerbslosigkeit. Psychologie sozialer Ungleichheit, vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09986-4_1
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