Zusammenfassung
Überblick: Die Theorie rationalen Handelns und ihre instrumentalitätstheoretischen Varianten sind nach den üblichen Vorstellungen für die Erklärung von Handlungsweisen konzipiert, bei denen der Einfluß kontrollierter kognitiver Prozesse maximal ist. Die Annahme, daß eine Vielzahl alltäglicher Handlungsweisen auf der Grundlage habitualisierter Kalküle des automatischen Prozessierens beruhen, läßt sich aber nach den vorherigen Überlegungen zur Strukturbindung des Handelns nicht hintergehen, wenn auch die kognitionspsychologischen Grundlagen bisher zu kurz gekommen sind: Situative Hinweisanreize werden selektiv, gesteuert durch spontane Aufmerksamkeitsprozesse, verarbeitet. In diesem Zusammenhang spielen allgemeine, kognitiv leicht zugängliche Einstellungen im Rahmen einer gedächtnisgestützten und kontextabhängigen ‚Mustererkennung‘ eine zentrale Rolle (Kap. 8.1): Individuenspezifische Erfahrungsprozesse implizieren, daß zwischen situativen Reizkonfigurationen und Langzeitgedächtnisinhalten selektive Assoziationen gelernt werden. Eine spätere Perzeption der Reizkonfigurationen aktiviert dann die im Langzeitgedächtnis gespeicherten Attribute und Einstellungsinhalte automatisch. Diese wirken als ein Filter, der es ermöglicht, die Vielzahl an Anreizen und Informationen in einer Handlungssituation auf einfache Weise nach ihrer jeweiligen Bedeutung einzuteilen. Solche kognitiven Muster können als subjektive Repräsentationen der in sozialen ‚Produktionsfunktionen‘ gespeicherten Handlungspfade verstanden werden. Von Bedeutung ist, daß die Auswahl und Interpretation von Informationen nach kognitiv leicht zugänglichen Mustern eine einstellungskonsistente Wahrnehmung der Situation implizieren und damit eine gleichsam automatische Selektion des Handelns auslösen können.
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Kunz, V. (1997). Prozesse der individuellen Informationsverarbeitung und das Problem habituellen Handelns. In: Theorie rationalen Handelns. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09769-3_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09769-3_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1669-0
Online ISBN: 978-3-663-09769-3
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