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Theoretischer Zugang. Über die Konstruktion der postmodernen Gesellschaft in ihren drei Kontexten

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Book cover Die multikulturelle Stadt

Part of the book series: Interkulturelle Studien ((IKS,volume 6))

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Zusammenfassung

Wie in den einleitenden Bemerkungen bereits erwähnt wurde, haben wir unsere Theorie, die den Ausgangspunkt der Studie bildete, im Verlauf der Untersuchungen entsprechend der empirischen Ergebnisse ergänzt, erweitert und in einigen Punkten sogar revidiert.

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Referenzen

  1. Modernisierung und Postmodernisierung werden hier nicht strikt als einander ausschließende Gegensätze verstanden. Wie Walter Reese-Schäfer (1999: 433ff) gezeigt hat, beruht Postmodernisierung auf Phänomenen der Modernisierung. Postmodernisierung bedeutet, dass sich bestimmte Elemente wie die „formal-rationalen Strukturen“, die „Pluralisierung von Lebenswelten“ und das „erhöhte Reflexionspotential“ seit der Aufklärung tendenziell durchgesetzt haben und zum Bestandteil des urbanen Alltags gehören. Man spricht heute sogar von einer „Zweiten Aufklärung“. Mit der Postmoderne meinen wir nicht, dass die moderne Epoche, die mit der Aufklärung eingeleitet wurde, zu Ende gegangen sei und eine neue Epoche begonnen habe. Das wäre eine ahistorische Sichtweise. Unter Postmoderne verstehen wir, dass einige Grundelemente der Moderne, wie z.B. Reflexivität, sich radikalisiert haben. In diesem Zusammenhang spricht Ulrich Beck (1996:289ff) von der „reflexiven Modernisierung“ und Anthony Giddens (1995: 63ff) von der Radikalisierung der Moderne. Anthony Giddens ist der Meinung, dass wir uns auf eine Zeit zubewegen, in der die Konsequenzen der Moderne radikaler und allgemeiner hervortreten als es bisher der Fall war. Auch wenn den postmodernen Theoretikern oft Beliebigkeit vorgeworfen wird, darf nicht vergessen werden, welchen Einfluss die postmodernen Infragestellungen und Selbstverständigungen auf den Gesellschaftsdiskurs ausgeübt haben. Dazu schreibt Angelika Poferl (1999:365): „Sie haben zu einer Verflüssigung von Wirklichkeitskonzeptionen, zur Wiederentdeckung gesellschaftlicher Vielfalt und soziokultureller Perspektivität beigetragen; Differenztheorien und eine neue Aufmerksamkeit für lokale, mikrosoziale Phänomene, für soziales Handeln und kommunikative Prozesse sind in den Vordergrund getreten“. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich diese Entwicklungen in bestimmten Bereichen mehr und in anderen Bereichen weniger durchgesetzt haben. Daher sollte man von der Postmoderne eher als einem Projekt reden.

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  2. Ingrid Breckner (1999: 82) notiert dazu: „Nicht zuletzt scheuen immer noch zu viele der mit urbanen Fragen befassten Wissenschaftler(innen) den näheren Kontakt zu urbanen Praktiken, aus Furcht einer damit verbundenen potentiellen Minderung ihrer wissenschaftlichen Anerkennung.“

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  3. In einer Studie hebt auch Heike Herrmann (2000: 207) die Bedeutung dieser Perspektive hervor, wenn sie schreibt: „Statt den Niedergang zu beklagen, richtet sich der Blick in diesem Beitrag auf die sich durch Auflösung von tradierten Ordnungen neu eröffnende Vielfalt“. Sie betont auch die Notwendigkeit, den Gesamtzusammenhang der komplex miteinander verflochtenen Aspekte in ihrer Ganzheit zu erkennen und als Ausgangsposition zugrunde zu legen (vgl. ebenda: 221f).

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  4. Dazu konstatiert Michel de Certeau (1999: 270): „Die Diener des Wissens haben immer schon befürchtet, dass das Universum von Veränderungen bedroht wird, die ihre Ideologien und ihre Stellungen erschüttern.“

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  5. Dazu gehört auch, dass Probleme und Risiken oft voreilig auf Individualisierung zurückgeführt werden, die unmittelbar mit dem Zerfall der Familie in Verbindung gebracht wird, um im Nachhinein als Lösung eine „intakte Familie“ zu fordern.

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  6. Ausführlich zum Zusammenhang zwischen Individualisierung und neuen Integrationsformen siehe den von Ulrich Beck und Peter Sopp (1997) herausgegebenen Band.

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  7. Dazu notiert Ulrich Beck (1997c: 233): „Von Individualisierung kann dort und solange die Rede sein, wo durch die Systembedingungen geschützter Grundrechte die Menschen in der Lage sind, die Widersprüche der Moderne in der Organisation und Orientierung ihres eigenen Lebens und seiner sozialen und politischen Netzwerke zu bewältigen.“

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  8. In diesem Kontext meint Uwe Sander: „Vormoderne Gesellschaften lassen jedoch gerade die Wahl zwischen persönlichen oder unpersönlichen Beziehungen zu anderen Menschen nur sehr eingeschränkt zu, da sie ihre Mitglieder fest in eine vorgegebene Grammatik des Sozialen einbinden und die Beziehungen nicht disponibel, sondern inhaltlich konkret fassen“ (Sander 1998: 183).

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  9. Anstelle eines rein polit-ökonomischen wird hier ein soziologischer Begriff der Globalisierung verwendet, der nicht nur als eine neue Phase in der Entwicklung des Weltmarktes verstanden wird, sondern auch die Entstehung eines neuen Modus sozialen Handelns bezeichnet.

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  10. Interessant scheint, dass die Tatsache der Globalisierung im angloamerikanischen Raum vor allem als Chance, in Europa jedoch als Risiko wahrgenommen und diskutiert wird. Hans-Peter Müller (1998) weist darauf hin, dass diese Wahrnehmungsmuster der Globalisierung „ein interessantes Licht auf differente Einschätzungen der Gestaltbarkeit unserer Gesellschaften im nächsten Jahrhundert werfen wird“.

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  11. Ulf Hannerz (1995: 81) spricht in diesem Kontext von der „transnationalen Biographie“.

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  12. Wobei hier darauf hingewiesen werden muss, dass solche Eigenschaften in bestimmten Zusammenhängen rückwirkend eine Aufwertung erfahren und als Inklusionsfaktor an Relevanz gewinnen oder dass sie in einem anderen Kontext, wie z.B. im lebensweltlichen Bereich, für die Einzelnen hochrelevant sein mögen. Wozu es führen kann, wenn private Eigenschaften oder ethnische Kriterien im systemischen Kontext Relevanz gewinnen und als Integrationskriterium aufgewertet werden, wollen wir später in Bezug auf den Umgang mit eingewanderten Minderheiten zeigen.

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  13. Auch in dem Buch von Seyla Benhabib (1999) werden diese drei Dimensionen markiert. Sie hat eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen demokratischer Gleichheit, kultureller Vielfalt und politischer Partizipation im globalen Zusammenhang herausgearbeitet, wobei Partizipation bei ihr im Vordergrund steht. Das heißt, dass die Partizipation für den Zusammenhalt der Gesellschaft mehr Gewicht bekommt.

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  14. Im Verlauf der kulturellen Kommunikation — so die These — vollzieht sich eine diskursiv konstruierte situative Koppelung zwischen dem, was für den Einzelnen im Kontext seiner Lebenswelt und als Teilnehmer an Systemen in privater Hinsicht „gut“ und gesellschaftlich „richtig“ sein mag. Damit wird auf eine Formulierung von Albrecht Wellmer (1993: 54ff) zurückgegriffen.

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  15. Ausführlich dazu Kapitel VI.

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  16. Formale Rationalität bzw. Zweckrationalität tritt nur idealtypisch vor Augen. Deshalb sollte man besser von der Rationalität als einem „Projekt“ sprechen. Um an Max Weber anzuschließen, ist Rationalität als ein idealtypischer Begriff zu betrachten, der nicht einen Zustand, sondern eher eine Perspektive darstellt, der man z.B. im Alltag tendenziell folgt — ohne sie freilich ständig einzulösen. In der konkreten Handlungssituation wird sie niemals gänzlich durchgesetzt oder Wirklichkeit, sondern verbleibt gleichsam auf dem Niveau eines Handlungsprogramms, also eines Orientierungsprinzips. Das bedeutet, dass das Gesellschaftsmitglied sich im Alltag diesem Prinzip mehr oder weniger annähert, aber wohl kaum in der Lage ist, unter den Bedingungen des alltäglichen Lebens Zweckrationalität in reiner Form zu realisieren. Diese Bedingung ist, so wird sich zeigen, gerade für den vorliegenden Zusammenhang eine wichtige Erkenntnis, weil nämlich überhaupt nur dann, wenn Zweckrationalität nur im Prinzip, nur programmatisch gilt, gefragt werden kann, warum im Einzelfall beispielsweise angesichts ethnischer Minderheiten so wenig nach rein zweckrationalen Gesichtspunkten verfahren wird (vgl. Bukow 1993: 43).

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  17. Der angedeutete gesellschaftstheoretische Bezugsrahmen hat sich bereits im Kontext der Entfaltung der Theorie der Soziogenese ethnischer Minoritäten und speziell auch im Blick auf die Analyse kleiner selbständiger Minderheitenunternehmer bewährt.

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  18. Die Familie wird bis heute als Bild benutzt, um die Probleme der Gesellschaft zu veranschaulichen. Die Familie ist jedoch eine Wertgemeinschaft und deshalb gerade nicht geeignet, um eine Gesellschaft darzustellen.

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  19. Kritisch dazu vgl. Christoph Butterwegge (1999: 36ff).

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  20. Dies ist die Ebene, die heute in der Diskussion um die Postmoderne zunehmend in den Mittelpunkt gerückt wird. Hier ist jedoch wichtig, dass damit nur ein Teil des Ganzen eingefangen wird.

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  21. Ausführlich zum synergetischen Effekt siehe Kapitel VI.

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  22. Idealtypisch könnte man sagen: Die etwa zwischen der Schule und dem Schüler verbindende Leistungsorientierung verknüpft im Sinn einer generellen Maßnahme gleichzeitig auch die Schüler(innen) angesichts von Schule. Oder die zwischen dem Verkehrssystem und dem Autofahrer verbindenden Verkehrsregeln verknüpfen als öffentlich realisierte gleichzeitig auch die Autofahrer(innen) mit Autofahrer(inne)n in der Großstadt.

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  23. Zur Ausgestaltung der „Differenz“ und damit auch zur Ausgestaltung der Formen kultureller Kommunikation, innerhalb derer dann die Differenzen ausgetragen werden, wären weitere Überlegungen geboten (vgl. dazu ausführlich Hans-Joachim Roth 1996).

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  24. Nach Hans-Joachim Giegel (1998:13f) „kann sich eine eigene Konfliktdynamik auch daraus ergeben, dass eigensinnige lebensweltliche Kommunikationen tiefreichende Differenzen zu den Operationen funktionaler Teilsysteme markieren. Es handelt sich hier nicht um die Friktionen, die gewöhnlich bei der Leistungserbringung von Systemen auftreten, etwa in Form des Ärgers über Qualität von Waren, die Leistungen einer Schule oder die einseitige Behandlungsmethode eines Arztes. Vielmehr geht es um ein Misstrauen, das die Operationsweise von funktionalen Teilsystemen insgesamt betrifft. Der Widerstand richtet sich gegen systemische Operationen, nicht weil sie einzelne aus der Lebenswelt heraus erhobene Ansprüche verletzen, sondern weil sie die Autonomie der Lebenswelt als solche bedrohen.“

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  25. Ausführlich dazu Kapitel IV, Abschnitt 3.

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  26. Ulrich Beck definiert auch Nicht-Wählen als einen politischen Akt.

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  27. In diesem Zusammenhang spricht Jürgen Habermas (1992) von der „zivilgesellschaftlichen Infrastruktur“.

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  28. Die Argumentation von McRobbie (1995: 112/113) geht in die gleiche Richtung, wenn sie sagt: „Kurzum, unsere Forschung muss ins Reich der Erfahrung hinaus gedehnt werden.“

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  29. Bei Sigfried J. Schmidt heißt es: „Wenn soziales Handeln über die Grenzen von Gemeinschaften hinaus zeitlich und räumlich auf Dauer gestellt werden soll, sind Organisationen, sind normative Strukturen erforderlich, die getrennt von Personen und deren Handeln gedacht und durchgesetzt werden können..“ (1994: 252). Schmidt denkt dabei schon an das Rechtssystem, das in der Tat bei der Organisation der Metakommunikation eine Leitfunktion übernehmen kann.

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  30. Das Schema basiert auf dem von Edmund Leach (1978: 71) entwickelten Modell zur Darstellung binärer Vercodung. Im Schema gibt es eine doppelte binäre Struktur (waagerecht und senkrecht zu lesen).

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  31. Idealtypisch formuliert: Der „Türke“ wird im Schulsystem zum Schüler. Bleibt der „Türke“ jedoch „Türke“ oder wird gar der Schüler zum „Türken“ definiert, werden die Grundlagen moderner Gesellschaften nachhaltig beschädigt. Ganz anders sieht es dagegen z.B. in der Familie aus, weil dort, da die Familie eine private Institution darstellt, die lebensweltliche Rahmung dominant ist. Allerdings wäre dort auch keine überwölbende Metakommunikation erforderlich. Praktisch ist es freilich so, dass die Situationsteilnehmer (innen) immer auch die andere Seite mit vor Augen haben. Der/die Schüler(in) ist eben auch ein Subjekt, die Familie ist eben auch ein soziales System.

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  32. Mehr und ausführlich dazu Wolfgang Kaschuba (1999): Einführung in die Ethnologie, Kap. II. Die Selbstverständlichkeit der Alltagskonstruktionen haben die Ethnomethodologen besonders herausgearbeitet.

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  33. Ausführlich zu Fremdheitskonzepten in der Postmoderne vgl. Wolf-Dietrich Bukow (1999: 37ff) und Erol Yildiz (1999a).

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  34. Dies war das Resultat des Forschungsprojektes „Soziogenese ethnischer Minoritäten“ (vgl. Bukow/Llaryora 1998; Bukow 1993).

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  35. Dies mag im Dienst einer bestimmten politischen Absicht geschehen, um Probleme oder gesellschaftliche Verwerfungen ethnisch zu reorganisieren (Bukow 1993: 170ff).

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  36. In diesem Sinne spricht Frank-Olaf Radtke (1991) von einer falschen Anthropologisierung von Ethnizität als einer historisch spezifischen Fremdheit — zumindest die Sozialanthropologie weiß es längst besser. Hypothetisch denkbare Wandlungen der gesellschaftlichen Bedeutung kultureller Differenzen können so nicht mehr in den Blick kommen.

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  37. Mit der Konstruktion von ethnischen Gruppen und ethnischer Fremdheit als Sonderproblemen ohne Einbindung in die generelle Problematik von Fremdheit bzw. in allgemeine gesellschaftstheoretische Konzeptionen der Moderne (vgl. dazu kritisch etwa Bommes 1993) korrespondiert ihre mangelnde Berücksichtigung in der Lebensstilforschung (vgl. z.B. die ansonsten so umfassende Arbeit von Gerhard Schulze 1992).

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  38. Jürgen Habermas (1992:442) spricht in diesem Zusammenhang von veränderten Kommunikationsbedingungen.

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  39. Zygmunt Bauman (2000:281 ff) spricht in diesem Zusammenhang von einer „polykulturellen Gesellschaft“.

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  40. Ulrich Beck (1993: 164ff.) spricht etwas überpointiert von der „Erfindung des Politischen“.

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Bukow, WD., Nikodem, C., Schulze, E., Yildiz, E. (2001). Theoretischer Zugang. Über die Konstruktion der postmodernen Gesellschaft in ihren drei Kontexten. In: Die multikulturelle Stadt. Interkulturelle Studien, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09741-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09741-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-2646-0

  • Online ISBN: 978-3-663-09741-9

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