Zusammenfassung
Von wirtschaftlichen und politischen Neuerungen in der Europäischen Union (EU) ist wahrlich genug zu hören. Der Großteil der Bevölkerung verfolgt sie nur gelegentlich und wartet ruhig zu, bis Bestimmungen und Maßnahmen den Einzelnen treffen. Ein Entfremdungseffekt zwischen Europapolitik und den Staatsvölkern ist offenkundig trotz aller Aufforderungen, diese weltgeschichtlichen Vorgänge wohl aufzunehmen und in den Seelenhaushalt eingehen zu lassen. Die Sorge um die Wirtschaftsleistung, die Unsicherheit in den Nationalökonomien, die von Globalisierung als einer von außen einströmenden und unberechenbaren Macht ausgeht, scheinen in ihrer existenziellen Bedeutung vorrangig. Der Einigungsvorgang Europas gilt in solcher Situation als Last. Erst die Enkel werden aus ihm Nutzen ziehen. Die Debatte um die Aufnahme der Türkei in die EU wirkt obendrein als Drohung und beweist einmal mehr, wie die Völker selbst von weitreichenden und raumverändernden Entscheidungen ausgeschlossen sind. Dazu zählen die Zukunftsentwürfe der Europäischen Union. Bundesstaat oder Staatenbund? Wo sollen die endgültigen Außengrenzen liegen? Zusammenspiel der Nationalkulturen oder multikulturelle Neuschöpfung? Die Frage ist nicht unwichtig, welchen Kulturvorstellungen dieses moderne Abendland huldigt. Sie bestimmen die Gestalt, welche die EU annehmen kann und soll.
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Schmid, J. (2003). Kultur als Dimension des europäischen Einigungsprozesses. In: Fuchs, M., Luedtke, J. (eds) Devianz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09666-5_10
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