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Der Einwand der Komplexitätsunangepaßtheit (Chaos-Lehre)

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Book cover Der westliche Universalismus
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Zusammenfassung

Der Universalismus wird, wie wir im vorigen Kapitel sahen, mit dem Argument „Komplexität“ bekämpft. Dieser Begriff hat eine Schlüsselfunktion bekommen.2 Er ist zwar in der Sozialwissenschaft schon lange etabliert und drückte bisher eine Eigenschaft moderner Gesellschaften aus, die man auch als Kompliziertheit bezeichnen konnte; diese vertraute Bedeutung ist hier nicht gemeint, sondern eine weitergehende, auf ihr aufbauende: „Komplexität“ ist heute nicht mehr lediglich eine Beschreibung, sondern eine Erklärung. Der Begriff hat sich als fähig erwiesen, einen Ersatz zu liefern für die gescheiterten rationalen Erklärungsmodelle, speziell aber für die sozialistisch eingefärbten, die unsere Generation geprägt haben.

Dieses Kapitel ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung meines Aufsatzes „Komplexität und Chaos“.

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Literatur

  1. Vgl. z.B. Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 45ff; Helmut Willke, Systemtheorie: Eine Einführung in die Grundprobleme, S. 10ff.

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  2. Phil Anderson, More is different, in Tito Arecchi, Chaos und Undeutlichkeit, S. 16.

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  3. Einseitig gegen das „Ganzheitliche“, aber gut ist der Aufsatz von Moritz Schlick, Über den Begriff der Ganzheit.

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  4. Karl-Heinz Ladeur, Ethik der Komplexität und gesellschaftliche Institutionen, S. 74.

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  5. Das Paradigma des Konflikts (vgl. Helmut Dubiel, Konsens oder Konflikt. Zivilreligion in der Massendemokratie) geht in dieselbe Richtung. Hirschman (Wieviel Gemeinsinn braucht die liberale Gesellschaft, S. 296) bemängelt mit Recht den mangelnden Anschluß dieser Theorie an ihre Vorgänger (Simmel/Coser/Dahrendorf).

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  7. Pierre Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos, S. 108; s.u. III.

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  8. Niklas Luhmann, Die Weltgesellschaft, S. 20.

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  9. Vgl. z.B. Niklas Luhmann, Soziologie des politischen Systems, S. 725.

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  10. Wir fanden solche Doppeldeutigkeiten schon bei den Begriffen „Naturrecht“ (1. Kapitel I.2.), „Individualismus” (2. Kapitel I.3.), und werden weitere hinzufügen: „Synthese“ (9. Kapitel IV.3.), „aufgehoben” (10. Kapitel 1.3.), „Gesetz“ (10. Kapitel II.2.), „Formalismus” (11. Kapitel 11I.4.).

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  11. Jürgen Habermas, Der Philosoph als wahrer Rechtslehrer: Rudolf Wiethölter, S. 146.

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  12. Spinoza Ethik IV,XXXV,II. „Wie sehr jeder einzelne Mensch auch eigennützig das Seine sucht, sind sie sich doch wechselseitig nützlich. Denn je mehr der Einzelne seinem Nutzen nachgeht und sich selbst zu erhalten strebt, desto verdienter macht er sich, oder, was dasselbe ist, desto mehr ist es ihm möglich, nach dem Gesetz seiner Natur zu verfahren, d.h. nach der Leitung der Vernunft. Je mehr die Menschen der Natur folgen, desto mehr leben sie unter der Leitung der Vernunft.“

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  13. Womit sie sich nicht etwa identifiziert. Immer wieder gibt es Distanzierungen (z.B. Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 520), ohne daß aber abgrenzende Kriterien an ie Hand gegeben werden zwischen „Systemimmunität und Planungsbedarf“.

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  14. Adam Smith, Theory of Moral Sentiments.

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  15. Alexander Rüstow, Die Theorie des Automatismus als religiöse Offenbarung; übersehen wird dieser Sachverhalt in den heutigen Angriffen auf den Liberalismus, die ihm jedes telos absprechen (Michael Sandel, Die verfahrensrechtliche Republik und das ungebundene Selbst, S. 19) oder behaupten, er stelle die Priorität der Verfahrensgerechtigkeit vor inhaltliche Vorstellungen (Michael Walzer, Die kommunitaristische Kritik am Liberalismus, S. 162).

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  16. Zitiert bei Alexander Rüstow, Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus, S. 4.

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  17. W.W. Tarn, Alexander the Great and the Unity of Mankind, S. 137.

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  18. Alexander Rüstow auf der denkwürdigen Tagung des Vereins für Socialpolitik im September 1932, in ders.: Rede und Antwort, S. 258.

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  19. Wir werden uns im nächsten Kapitel von Habermas Versuch, den Universalismus auf dem anthropologischen Sachverhalt des Sprechens aufzubauen, distanzieren.

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  20. Weshalb Adrian Huber in seinem Vorwort zu Ashbys „Einführung in die Kybernetik“ 1974 die treffende Bemerkung machen konnte, es gebe ein neues Syndrom, nämlich das der „Komplexitätsangst”, „das wohl zur Zeit am deutlichsten in der Systemtheorie Luhmanns zutage tritt“. Vgl. zum systemtheoretischen Komplexitätsbegriff auch die Bemerkungen von Claus Offe, wiedergegeben in Habermas/Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, S. 269, und Sibylle Tönnies, Reduktion von Komplexität, S. 77ff. In beiden Texten wird — in der Mode der Zeit — Komplexität als speziell-kapitalistisches Problem verstanden und ihre Reduktion als Ausweichen vor radikaleren Lösungen angesehen. Inzwischen hat Luhmann seine Angst überwunden und verläßt sich auf „Selbstreferenz”, während seine linken Kritiker sich innerhalb der kapitalistischen Komplexität arrangiert haben.

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  21. Ähnlich ist die Betrachtungsweise bei Durkheim, der deshalb die hochentwickelte moderne Gesellschaft als „organisch“ koodiniert auffaßt: „Ihre Konstitution besteht nicht aus einer Wiederholung von ähnlichen und homogenen Segmenten, sondern aus einem System von verschiedenen Organen, von denen jedes eine Sonderrolle hat. So wie die sozialen Elemente nicht von der gleichen Natur sind, so sind sie auch nicht auf die gleiche Weise angeordnet: sie sind weder linear aneinandergereiht wie die Ringe eines Ringelwurms, noch miteinander verschachtelt, sondern einander bei-und untergeordnet rund um ein Zentralorgan, das auf den Rest des Organismus eine mäßigende Wirkung ausübt.” (Emile Durkheim, Die Teilung der Arbeit, S. 222).

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Tönnies, S. (1995). Der Einwand der Komplexitätsunangepaßtheit (Chaos-Lehre). In: Der westliche Universalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09645-0_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09645-0_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12988-4

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