Zusammenfassung
Nach der Volkszählung des Jahres 1953 hatte die jugoslawische Regierung erstmals wieder bei den Volkszählungen 1991 nach der Religionszugehörigkeit der Einwohner des Landes gefragt. Die Ergebnisse für den Gesamtraum sind aber nicht mehr veröffentlicht worden (nach der Veröffentlichung des kroatischen statistischen Amtes für die Republik Kroatien (1991) betrugen sie: 78,5 Katholiken, 11,1 Orthodoxe, 0,4 Protestanten, 1,2 Moslems, 09 andere, 3,8 Konfessionslose). In der Zeit nach 1953 war man auf Weiterschreibungen und Schätzungen angewiesen. 41,4 Prozent gaben damals an, orthodox zu sein, 31,9 Prozent waren katholisch. Die Muslime machten 12,3 Prozent der Bevölkerung aus und die Protestanten 0,9 Prozent. 1953 bekannten sich in Jugoslawien 12,3 Prozent der Bevölkerung als Atheisten oder als religionslos. Vor allem dieser Prozentsatz hat sich durch die Säkularisierung der Gesellschaft in den folgenden Jahrzehnten gewaltig erhöht und macht mit dem unterschiedlichen Bevölkerungswachstum der einzelnen Völker und Volksgruppen sowie der unterschiedlichen Auswanderung und Binnenwanderung viele Angaben über die zahlenmäßige Stärke der einzelnen Konfessionen zu vagen Schätzungen. Die traditionelle Zuteilung einzelner Völker zu Religionen, am deutlichsten in der Gleichsetzung Kroate = Katholik und Serbe = Orthodoxer erfasste meist nicht die Zugehörigkeit zu einer Kirche als Glaubensgemeinschaft, sondern nur die Bindung an einen religiös geprägten Kulturkreis. Ähnlich kann man die Montenegriner und Mazedonier als Orthodoxe bezeichnen, die Slowenen wie die Kroaten als katholisch.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Überblick: Stella Alexander, Church and State in Yugoslavia since 1945, London, New York, Melbourne 1979; Thomas Bremer, „Die Kirchen und ihre Beziehungen im ehemaligen Jugoslawien“, in: Der Krieg auf dem Balkan (Probleme des Friedens 2/92), S. 39–58 (beschreibt den Hintergrund der kirchlichen Verhältnisse im früheren Jugoslawien); ders., „Zur ökumenischen Lage in Jugoslawien“, in: Ostkirchliche Studien 40 (1991) S. 328–336 (zu den Beziehungen zwischen den großen Kirchen unmittelbar vor Kriegsbeginn). Eine ausführliche Bibliographie der in Jugoslawien erschienen Titel zum Thema mit Schwerpunkt auf nichttheologischen Arbeiten ist: Bosiljka Milinković, Bibliografija radova o religiji, Crkvi i ateizmu 1945–1985, Zagreb o.J.
Katholische Kirche: Rudolf Grulich, Die Katholische Kirche in der Sozialistischen Föderativen Republikjugoslawien, Zollikon o.J. [1978];
Stella Alexander, The Triple Myth: A Life of Archbishop Alojzije Stepinac, Boulder, New York 1987;
Thomas Bremer, „Der Katholizismus in Südosteuropa“, in: Religion und Gesellschaft in Südosteuropa, hg. v. H. D. Döpmann, München 1997, 59–70;
Jozo Džambo, Die Franziskaner im mittelalterlichen Bosnien, Werl/Westfalen 1991;
R. Grulich, Die unierte Kirche in Makedonien, Würzburg 1977.
Orthodoxie: Serbian Orthodox Church. Its Past and Present, Belgrad 1965, 1992 (von der Serbischen Orthodoxen Kirche herausgegebene Publikation mit Darstellung der eigenen Sichtweise); V. Pospischil, Der Patriarch der Serbisch-Orthodoxen Kirche, Wien 1966; 3 Bände, Düsseldorf 1984–1996;
Jure Zecević Božić, Die Autokephalieerklärung der Makedonischen Orthodoxen Kirche, Würzburg 1994;
Radmila Radić, „Die Kirche und die serbische Frage“, in: Th. Bremer, N. Popov. H. G. Stobbe (Hg.): Serbiens Weg in den Krieg, Berlin 1998, S. 183–203.
Islam: Smail Balić, Das unbekannte Bosnien, Köln 1992;
R. Grulich, „Islam in Ost- und Südosteuropa“, in: Der Islam in der Gegenwart, 4. Aufl., München 1996, S. 510–586;
Hough Poulton und Suha Taji-Farouki (Hg.), Muslim Identity and the Balkan State, New York 1997.
Judentum: Slavko Goldstein, Jews in Yugoslavia, Zagreb 1989.
Zum Krieg in den neunziger Jahren: Smail Balić, Mostar. Wem gehört die leidgeprüfte bosnische Stadt? Soest 1993;
Erich Weingärtner (Hg.), The Tragedy of Bosnia: Confronting the New World Disorder, Genf 1994 (Berichte, Analysen und Dokumente aus dem Weltkirchenrat); Deutsche Kommission Justitia et pax (Hg.), Der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien, Bonn 1994;
R. Grulich und A. Hampel, Maastricht starb in Sarajevo. Gegen die Totengräber Europas, 2. Aufl. Gießen 1994;
Thomas Bremer (Hg.), Religion und Nation im Krieg auf dem Balkan, Bonn 1996 (Sammelband von einem Treffen serbischer, kroatischer und deutscher Historiker während des Krieges); ders., „Religiöse Motive im jugoslawischen Konflikt der Gegenwart“, in: Glaubenskriege in Vergangenheit und Gegenwart, hg. von Peter Herrmann, Göttingen 1996, S. 139–151;
G. Scott Davis (Hg), Religion and Justice in the War over Bosnia, New York/London 1996; Ausweg aus dem Trauma? Bosnien und Kroatien zwischen Machtpolitik und Glaubenskampf, (Missionszentrale der Franziskaner) Bonn 1997;
Franjo Komarica, In Verteidigung der Entrechteten. Eine Auswahl der Dokumente des Bischofs und des bischöflichen Ordinariates von Banja Luka aus den Kriegsjahren 1991–1995, Frankfurt 1997.
Paul Moses (Hg.), Religion and War in Bosnia, o.O. 1998.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Grulich, R., Bremer, T. (1999). Die Religionsgemeinschaften im ehemaligen Jugoslawien. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_15
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-09610-8
Online ISBN: 978-3-663-09609-2
eBook Packages: Springer Book Archive