Zusammenfassung
Die Informationen, Einschätzungen, Erfahrungen, Gedanken und Gefühle der ehemaligen Heimkinder zu den 10 Knotenpunkten ihrer Entwicklungsgeschichte bilden die Grundlage für diese Analyse. Sie haben die Funktion und den Stellenwert von Quellen, von authentischen Dokumenten zur Sozialisationsgeschichte. Innerhalb der vorgegebenen Fragestellungen des Interviewleitfadens bestimmten die Befragten selber die Extensität und Intensität ihrer Darstellungen zu den aufgeworfenen Themenstellungen. Die großen Schwankungen hinsichtlich der Interviewdauer von 2 bis 6 Stunden je Gespräch sind das äußerliche, sichtbare Zeichen für diesen Umstand. Der Hauptgrund für die Fokussierung auf die „Nutzer-und Nutzerinnenperspektive“ im Zusamenhang mit der qualitativen Bewertung von Fremdunterbringungsprozessen leitet sich jedoch aus dem theoretischen Ansatz dieser Studie ab. Demnach besagt die zentrale These dieser Arbeit, daß der Erfolg oder Mißerfolg von Heimerziehung vom Verständnis der Betroffenen hinsichtlich ihrer eigenen Lebensgeschichte abhängig ist. In einem 2. Schritt geht es darum, im vorliegenden Material diejenigen Faktoren herauszuarbeiten, die in der Sozialisationsgeschichte der ehemaligen Heimkinder die Auseinandersetzung und die Entwicklung ihres Selbstbewußtseins, der Selbstreflexionsfähigkeit, des Selbstkonzepts, des Selbstwertgefühls, die Sinnstiftungsprozesse und die Bereitschaft zur Aufarbeitung ihrer eigenen Lebensgeschichte angeregt, gefördert oder erst ermöglicht haben. Gibt es überhaupt die Bereitschaft, sich mit der eigenen Kindheit auseinanderzusetzen? Wie sehen sich die Ehemaligen selbst, früher und heute; wie nehmen sie ihre soziale Umwelt wahr - bezogen auf ihre Lebensphase in der Herkunftsfamilie und vor allem hinsichtlich ihrer Lebensbezüge im Heim? Welchen Beitrag konnten die Erzieher und Erzieherinnen leisten? Wo hat die Hilfemaßnahme Heimerziehung versagt und welche Faktoren spielten dabei eine wichtige Rolle? Wie zufrieden bzw. unzufrieden sind die ehemaligen Heimkinder heute? Verfügen sie über Lebensperspektiven, Sinnstrukturen, Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein? Auf alle diese Fragen versuche ich, im Rahmen dieser katamnestischen Studie Antworten zu finden.
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Literatur
Weniger offen mit der Vielschichtigkeit ihrer bisherigen Lebensgeschichte können die Befragten Nr. 3, 7, 9, 13, 26, 27 umgehen.
Ausnahmen hiervon sind die Befragten Nr. 3, 7, 9, 13, 27.
Dazu weniger in der Lage sind die Befragten Nr. 7, 9, 27, und der Interviewpartner Nr. 3 ist dazu nur bezogen auf seine Mutter in der Lage. Die Gesprächspartnerin Nr. 9 kennt ihre Eltern nicht, insofern ist sie in dieser Hinsicht ein Sonderfall.
Die Befragten Nr. 1, 8, 10, 13, 14, 20, 27, 30 vermeiden es, über ihre Gefühle zu sprechen. Nur an wenigen Stellen der Interviews deuten sie die emotionale Betroffenheit an. Bei der Gesprächspartnerin Nr. 14 hängt ihre Zurückhaltung möglicherweise auch mit ihrem jungen Alter von 14 Jahren zusammen.
Es handelt sich um die Befragten Nr. 2, 8, 11, 14, 18, 19, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 28, 30. Bei den Befragten Nr. 1 und Nr. 29 gibt es nur ein Teilverständnis bezogen auf den Vater oder auf den Stiefvater und die Stiefmutter im Fall der Interviewpartnerin Nr. 29, während die Gesprächspartnerin Nr. 9 ihre Eltern nicht kennt und die Interviewpartnerin Nr. 23, die sehr offen über ihre Gefühle sprechen kann, bereits als sehr kleines Kind in einem Kinderheim untergebracht worden ist.
Gemeint sind die Befragten Nr. 9, 13, 27.
Das sind die Interviewpartner und Interviewpartnerinnen Nr. 3, 14, 16, 19, 21, 22, 29, 30 aus der Gruppe 1 und die Gesprächspartnerin Nr. 6 aus der Gruppe 2. Die Befragte Nr. 29 spricht in bezug auf ihre 1. Heimunterbringung im Alter von 8 Jahren von einer „Verweigerungshaltung“ ihrerseits, die ohne Heimunterbringung zur gegenseitigen „Rufreibung” zwischen ihr und ihrer Stiefmutter geführt hätte.
Dazu sind die Befragten Nr. 7, 10, 13, 21, 27 weniger in der Lage, während dies den Interviewpartnern Nr. 5, 15 und der Gesprächspartnerin Nr. 25 nur in Teilaspekten möglich ist.
Die Interviewpartner und Interviewpartnerinnen Nr. 2, 11, 15, 16, 18, 19 und Nr. 24.
Die vier Ausnahmen sind die Befragten Nr. 1, 5, 23, 25.
Nähere Informationen hierzu sind im Kapitel über die Beziehung zu den Erzieherinnen und Erzieher enthalten.
Das betrifft in erster Linie die Befragten Nr. 11, 18, 19 und Nr. 20, allesamt Frauen.
Das sind die Befragten Nr. 8, 16,18.
Die Interviewpartner Nr. 3 und Nr. 27.
Die Befragten Nr. 7, 9, 30.
Die Interviewpartnerin Nr. 7 und der Gesprächspartner Nr. 27 leben noch in Heimen.
Das sind die Gesprächspartnerinnen Nr. 11, 23, 25, 29 und die beiden Interviewpartner Nr. 16 und Nr. 28.
Das sind die Befragten Nr. 1, 7, 14, 15, 22, 27, 30.
Das sind die Interviewpartnerinnen Nr. 2, 8, 11, 13, 19, 25, 29.
Es handelt sich um die Gesprächspartnerinnen Nr. 8, 11, 13, und Nr. 29.
Weniger zufrieden mit ihren Leben heute äußern sich die Befragten Nr. 3, 7, 9, 24, 26, 27, 30.
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Gehres, W. (1997). Das Selbstbild und das Selbstverständnis der Befragten. In: Das zweite Zuhause. Focus Soziale Arbeit, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09565-1_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09565-1_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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