Zusammenfassung
Im Vergleich zu dem intensiv geführten pädagogisch-anthropologischen, bildungstheoretischen, schulpolitischen und didaktischen Diskurs mit der Waldorfpädagogik (vgl. Ullrich 2002) ist die empirische Forschung über Waldorfschulen bisher ein Stiefkind geblieben. Eine erste quantitativ-empirische Untersuchung über Schulerfolg und Lebenslauf von ehemaligen Waldorfschülerinnen des Einschulungsjahrgangs 1946/47 wurde im Jahre 1981 vom Bund der Freien Waldorfschulen selbst vorgelegt (vgl. Leber 1981). Die Studie belegt bezüglich der sozialen Herkunft der Schülerschaft eine Überrepräsentierung von Akademikerhaushalten und von beruflich Selbständigen. Verglichen mit der Grundgesamtheit ihres Jahrgangs erreichten drei- bis viermal so viele WaldorfschülerInnen das Abitur. In ihrer späteren Berufstätigkeit bevorzugten sie pädagogisch-soziale, medizinische und literarisch-musisch-künstlerische Arbeitsfelder; die mathematisch-naturwissenschaftlichen, technischen und politisch-administrativen Bereiche waren unterrepräsentiert. In ihrer Freizeitgestaltung wiesen sie eine höhere Lese-Intensität, stärkeres Interesse an Kunst, an eigenem Musizieren, an handwerklichen Tätigkeiten sowie eine höhere Fortbildungsmotivation auf. Im Großen und Ganzen bestätigt wurden diese Befunde für die Gegenwart — allerdings nur für schweizerische Waldorfschulen — durch eine Befragung von Schülerinnen der Abgangsjahrgänge 1990 bis 1996 (vgl. Arbeitsgemeinschaft der Rudolf-Steiner-Schulen 1999).
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Literatur
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Ullrich, H. (2004). Forschung über Waldorfschulen — auf neuen Wegen. In: Ullrich, H., Idel, TS., Kunze, K. (eds) Das Andere Erforschen. Schule und Gesellschaft, vol 32. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09534-7_2
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