Zusammenfassung
Im Verlauf der Debatte um die „Modernisierung des Wohlfahrtsstaates“ wurde der Begriff der „Aktivierung“ von verschiedenen Autoren hierzulande nahezu zeitgleich ins Spiel gebracht. Dabei wurden verschiedene Perspektiven gewählt. Während in Anknüpfung an Etzionis Konzept der aktiven Gesellschaft gefordert wird, „vom Primat der Gesellschaft“ auszugehen (vgl. Dettling 1995), richtet sich der Blick im Konzept des Wohlfahrtspluralismus (vgl. Evers/Olk 1996) eher auf das Zusammenspiel verschiedener Teilsysteme der „Wohlfahrtsproduktion“, ihrer Steuerungsstrukturen und der Frage nach der staatlichen Verantwortung. Dieser Frage wird im Konzept des Aktivierenden Staates1 besonderes Gewicht gegeben. Alle Perspektiven erhielten Impulse aus der angelsächsischen Debatte, in welcher einerseits Konzepte des „Empowerment“ in vielen Bereichen, von der Kommunalpolitik bis zu einzelnen Feldern der Sozialpolitik, schon längere Zeit breit diskutiert und praktiziert wurden; in welcher andererseits für die Politik auf verschiedenen Ebenen der Begriff der „enabling authority“ (vgl. Stewart 1989) geprägt wurde. Durch eine neue Verantwortungsteilung sollen die Modernisierungspotentiale gefördert werden, ohne daß die öffentliche (staatliche) Verantwortung für zentrale Probleme der gesellschaftlichen Wohlfahrt aufgegeben wird. Differenziert wird jedoch nach der Gewährleistungs-, Finanzierungs- und Durchführungsverantwortung (vgl. Blanke/v. Bandemer 1999), die je unterschiedlich verteilt werden können und sollen. In diesem Zusammenhang spielt auch die Frage nach einem möglichen bürgerschaftlichen Engagement eine wesentliche Rolle. Zumeist wird es nur gefordert; oftmals wird bezweifelt, daß es überhaupt noch existiert; im Gegenzug wird es wiederentdeckt; häufig wird problematisiert, ob „die Bürger“ auch unter (fiskalischen) Knappheitsbedingungen bereit sind, „mehr Verantwortung“ zu übernehmen.
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Blanke, B., Schridde, H. (2001). Bürgerengagement und aktivierender Staat. In: Heinze, R.G., Olk, T. (eds) Bürgerengagement in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09452-4_4
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