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Ausgangsbedingungen und Einflüsse auf die Gewerkschaftsentwicklung Während der 80er und 90er Jahre in Großbritannien

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Britische Arbeitsbeziehungen
  • 28 Accesses

Zusammenfassung

In diesem Teil der Arbeit werden die Faktoren dargestellt, die für den Wandel des gewerkschaftlichen Einflusses und der gewerkschaftlichen Strategien im ersten Teil als „erklärende“ Variablen identifiziert wurden. Dazu gehören die Gestaltung der britischen Arbeitsbeziehungen Ende der 70er Jahre, die Entwicklung der allgemeinen Rahmenbedingungen sowie die strategischen Ziele von Regierung und Arbeitgebern einschließlich deren akteursspezifischen Durchsetzungsbedingungen während der 80er bis Mitte der 90er Jahre.

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Literatur

  1. Die Exekutive des TUC ist der General Council, in dem die großen Gewerkschaften eine Vormachtstellung haben. Die meiste Arbeit des TUC wird an Sub-Committees delegiert, die wiederum aus Mitgliedern des General Councils zusammengesetzt sind. Daneben gibt es Joint Committees, in denen Mitglieder der Einzelgewerkschaften oder Dritte vertreten sind. Eine wichtige Institution innerhalb der Organisation des TUC sind die elf Industry Committees, die 1970 in verschiedenen Branchen eingeführt wurden. Sie sind aus Mitgliedern des General Councils und Repräsentanten der wichtigsten Gewerkschaften in den betreffenden Industriezweigen zusammengesetzt. Der Zweck dieser Institutionen ist es, trotz der Vielzahl der Gewerkschaften, eine gemeinsame gewerkschaftliche Politik formulieren zu können und inter-gewerkschaftliche Probleme, z.B. Streitigkeiten hinsichtlich der Rekrutierung von Mitgliedern, zu klären. Darüber hinaus stellen die Industry Committees eine weitere Einflußmöglichkeit des TUC auf seine Mitgliedsorganisationen dar (Coates/Topham 1988:138).

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  2. Mit dem Begriff „Quangos“ werden in Anlehnung an Schuppert (1989) Einheiten zur Erledigung öffentlicher Aufgaben bezeichnet, die sich „irgendwo in der Mitte zwischen staatlichem und privatem Sektor befinden” (Schuppert 1989:50).

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  3. Im folgenden siehe ausführlich Coates u. Topham (1988).

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  4. Die meisten Shop Stewards üben ihre Tätigkeit nebenamtlich aus, d.h. sie sind fur einige Stunden von ihrer regulären Tätigkeit im Betrieb freigestellt. In großen Untemehmen gibt es auch hauptamtliche Shop Stewards. Die Tätigkeit als Shop Steward wird von den Unternehmen entgolten (Coates/Topham 1988:1610.

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  5. Clegg (1983) versucht die Ursachen der fehlenden hierarchischen Kontrolle der Gewerkschaften über die Shop Stewards historisch herzuleiten. Er führt das Entstehen von Shop-Steward-Organisationen und deren Einfluß auf den Multi-Unionism sowie die dadurch notwendige Koordination in den Betrieben zurück.

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  6. Auf einer Skala von eins bis zehn fur den durchschnittlichen Organisationsgrad erhält Großbritannien 1980 den Wert „funf“ (Visser 1990:36).

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  7. Der Repräsentationsgrad der Gewerkschaften wird im folgenden verstanden als der Deckungsgrad der Arbeitsverhältnisse durch Tarifvorabkommen (siehe Armingeon 1994:27f).

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  8. Auf einem Sonderkongreß im Jahre 1900 wird zunächst ein Labour Representation Committee gegründet, das schließlich im Jahre 1906 zur Labour Party umbenannt wird (Degen 1992:147).

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  9. Die wichtigsten sind TGWU, GMB und NUPE, wobei erstere eine zentrale Rolle spielte (Bassett 1992:308/318ff).

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  10. Umgekehrt erklärt dies natürlich auch, weshalb die konservative Partei keine Loyalitäten gegenüber den Gewerkschaften beachten mußte.

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  11. wählten 55 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder Labour. 1979 waren es noch 49 Prozent (Taylor 1987:244).

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  12. Diese wird ermittelt anhand der Frage „generally speaking, and thinking of Britain as a whole, do you think trade unions are a good thing or a bad thing? “. Die Popularitätsrate ergibt sich aus dem Anteil der Befragten, welche die Frage mit „Good Thing” beantworten weniger dem Anteil der Befragten, die mit „Bad Thing“ antworten.

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  13. Mit Common Law wird ein Rechtssystem bezeichnet, das nicht nur aus Parlamentsgesetzen besteht, sondern auch auf ungeschriebenen, traditionellen Rechtsregeln beruht. Die Gerichte des Landes formten durch ihre Rechtsprechung diese Rechtsregeln präzise aus und entwickelten sie in ihren Urteilen laufend weiter. Common Law steht daher oftmals in Abgrenzung zum Statutory Law, dem Gesetzesrecht des Parlaments (Weber 1994:177).

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  14. Die Mindestlohnregelungen gab es nur in bestimmten Branchen wie im Handel, in der Textilindustrie und in der Landwirtschaft. Sie wurden eingeführt im Rahmen des Trade Boards Act von 1909 und nach dem zweiten Weltkrieg durch die Etablierung der Wages Councils erneut gesetzlich verankert (Coates/Topham 1988:306; Ward 1988:64).

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  15. Bereits zu Beginn der 60er Jahre wurden erste Gesetze zur Erhöhung der Produktivität und Mobilität von Arbeitskräften verabschiedet wie z.B. der Industrial Training Act 1964, und der Redundancy Payments Act von 1965 (Coates/Topham 1988:308).

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  16. Das individuelle Arbeitsrecht wurde hinsichtlich des Kündigungsschutzes erweitert: Es wurde die Verpflichtung zur schriftlichen Begründung von Kündigungen eingeführt sowie Entschädigungszahlungen bei Entlassungen. Zu nennen sind ferner die Einführung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder bei Kurzarbeit, während des Mutterschutzes usw.. Die Informationsrechte von Gewerkschaftsvertretern in den Betrieben wurden ebenfalls ausgeweitet (Coates/Topham 1988:313ff).

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  17. Böhle und Kaplonek (1980) bemerken, daß im Health and Safety at Work Act den Arbeitnehmervertretern nur beratende Funktionen im Rahmen von Joint Consultative Committees zugestanden wurden. Von Unternehmern und auch vom Gesetzgeber wurde darauf geachtet, den Arbeitsschutz nicht mit den Tarifverhandlungen in den Betrieben zu vermischen (vgl. Böhle/Kaplonek 1980:171). Der in Aussicht gestellte „Übertragungseffekt“, also daß sich durch die im Arbeitsschutz gewahrte Mitbestimmung sozusagen „automatisch” auch generelle Repräsentationsrechte für die Gewerkschaften auf Betriebsebene ergeben würden (Böhle/Kaplonek 1980:200), trat nicht ein.

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  18. Der Industrial Court wurde bereits 1971 durch das Central Arbitration Committee ersetzt, das der Vorläufer des ACAS war (Kessler/Bayliss 1992:32).

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  19. Im Laufe der 60er und 70e Jahre wurden im Rahmen des individuellen Arbeitsrechtes ferner Antidiskriminierungsgesetze gegen rassische oder geschlechtliche Benachteiligung verabschiedet und Klagemöglichkeiten gegen ungerechtfertigte Entlassungen eingeführt (Ward 1988:65).

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  20. Im einzelnen nennt Beaumont hier: „(i)...the management of nationalized industries in the postwar years were legally obliged to recognize and negotiate with unions; (ii) the civil service staff handbook has explicitly urged all employees to join unions on the grounds that such organization was essential to facilitate collective bargaining; (iii) essentially similar statements of encouragement have been issued in other parts of the public sector; and (iv) union recognition rights and facilities were frequently granted at lower levels of union membership than has been the case in the private sector“ (Beaumont 1992:48).

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  21. Ergänzt wurden diese Prinzipien durch das Arbitration Agreement von 1925, welches das unilaterale Anrufen der Schlichtungskommission erlaubte, den von der Priestly Commission 1953–55 erarbeiteten Lohnsetzungskriterien und der 1956 eingerichteten Civil Service Pay Research Unit, welche die Vergleichbarkeit der Löhne im öffentlichen mit denen im privaten Sektor garantieren sollte (Kessler 1990:196/7; Kessler/Bayliss 1992:112).

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  22. Bei Millward et al. 1992 werden leider keine vergleichbaren Daten für 1980 für den Öffentlichen Sektor angegeben. Aufgrund der anderen Daten für 1984 und 1980 kann von einer weitgehenden Kontinuität der Regulierung der Arbeitsbeziehungen in diesem Zeitraum ausgegangen werden, so daß die genannten Zahlen auch für Anfang der 80er Jahre aussagefähig sind.

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  23. Daneben gab es in einigen Branchen staatlich gegründete Institutionen wie die Wages Councils, in denen über Mindestlöhne verhandelt wurde (Brown/Walsh 1991).

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  24. Rufrund der Empfehlungen der bereits genannten Donovan Kommission wurde in den 70er Jahren versucht, das Tarifverhandlungssystem im privaten Sektor zu fonnalisieren und zu zentralisieren. Angestrebtes Ziel dabei war, gemeinsame betriebsweite Tarifverhandlungen für alle Arbeitnehmer zum gleichen Zeitpunkt zu führen, sogenannte „Single Table“ Verhandlungen. Ferner versuchte man, die Shop Stewards starker auf ein „Betriebswohl” hin zu verpflichten (Dunn 1993). Der Aufbau von Shop Steward Hierarchien war eine der Folgen. Die verschiedenen Shop Stewards in einem Unternehmen wurden in Steward Committees zusammengeschlossen, denen ein Senior Steward vorsteht. Ein Convenor wurde ernannt, um die Shop Stewards verschiedener Gewerkschaften zu koordinieren. Combine Committees oder Joint Shop Steward Committees übernehmen seitdem die Koordination gewerkschaftlicher Strategien und die Verhandlungen auf Betriebs- und z.T. auch Konzernebene (Coates/Topham 1988:161f). Durch diese Zusammenarbeit der Shop Stewards wurden die negativen Auswirkungen des Multi-Unionism allerdings nicht aufgehoben, sondern lediglich abgemildert (Kastendiek 1994:287).

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  25. An dieser Stelle werden lediglich die Streikaktivitäten sowie allgemeine Gründe für die Schwäche des britischen Neo-Korporatismus diskutiert. Die Defizite neo-korporatistischer Politik und tripartistischer Institutionen werden weiter unten in den Abschnitten zur Einkommenspolitik und zur Berufsbildungspolitik im einzelnen erörtert.

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  26. Im internationalen Vergleich nahm Großbritannien von den 50er bis zu den 70er Jahren gemäß „verlorenen Arbeitstagen pro Arbeitnehmer“ einen Platz im oberen Mittelfeld in den Streikstatistiken ein (Hyman 1989:195; Coates/Topham 1988:2421).

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  27. Mitte der 70er Jahre nahmen Streiks zu, bei denen eine Vielzahl von Arbeitnehmern beteiligt waren (Hyman 1989:189). Daher hatte Großbritannien beim internationalen Ranking auch nur einen mittleren Platz nach „Anzahl der Arbeitsniederlegungen“ (Hyman 1989:196).

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  28. Der gewerkschaftliche Einfluß auf den Regierungswechsel 1973 wird folgendermaßen beschrieben: „The 1973–4 miners’ strike, the three-day week to which it gave rise, and the subsequent General Election fought on the question of trade union power, brought a minority Labour Government back into ofce...“(Coates 1989:68). Der Regierungswechsel 1979 wird unter anderem auf die Streiks im „Winter of Discontent” zuriickgeführt: „Electoral defeat in 1979 was also the result of yet another sequence of sterling crises, incomes policies and winters of discontent“ (Coates 1989:71).

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  29. Auf Sektorebene wurden diese Aufgaben von den sogenannten „Neddies“, also sektoralen Einheiten des National Economic and Development Council erfüllt (Hall 1986:87). Gleichzeitig wurde die National Incomes Commission (NIC) ins Leben gerufen, eine reine Regierungsinstitution, die zur Implementation einer restriktiven Lohnpolitik beitragen sollte. Der TUC erhielt in der NIC keine Repräsentationsrechte, was ein Grund für seine Opposition war. Die darin begründete relative Einflußlosigkeit der NIC führte bereits mit dem Ende der konservativen Regierung 1974 zu der Auflösung der NIC.

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  30. Die Investitionen für Forschung und Entwicklung in der verarbeitenden Industrie Großbritanniens werden für 1963 mit 967 und 1973 mit 2090 Pfund pro Tausend Arbeitsstunden angegeben. Die entsprechende Investitionshöhe in der Bundesrepublik lag nur bei 225 bzw. 1784 Pfund pro Tausend Arbeitsstunden (O’Mahony et al. 1994:31).

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  31. Diese Annahme wurde 1961 in einer Verlautbarung des National Economic Development Councils „Conditions Favourable to Faster Growth“ geäußert wie auch 1962 von der Regierung in einem White Paper „Industrial Training Government Proposals” (Cmnd 1892/1962 zit. nach King 1993:218).

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  32. Die Gewerkschaftsvertreter in den 24 ITBs waren Repräsentanten der Einzelgewerkschaften und nicht des Dachverbandes. Das gleiche galt ftlr die Vertreter der Arbeitgeber.

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  33. Die Einrichtung einer zentralstaatlichen Institution zur Koordination der Berufsbildungspolitik wurde unter anderem als eine Kompensation fir gewerkschaftliche Lohnzurückhaltung in der Einkommenspolitik 1972–73 interpretiert (King 1993:220).

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  34. Über deren Arbeit liegen keine detaillierten Angaben vor. Die Area Manpower Boards werden daher im folgenden nicht näher besprochen.

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  35. Es basierte zunächst auf einem Levy-Grant-System, d.h. Firmen, die nicht ausbildeten, mußten eine Art „Ausbildungssteuer“ zahlen. Firmen, die ausbildeten, erhielten dagegen eine Art Bonus (Finegold/Soskice 1988:27). Vor allem kleinere Firmen kritisierten dieses Finanzierungssystem, weil sie die durch die ITBs angehobenen Ausbildungsstandards nicht garantieren konnten. Um durch das Levy-Grant-System für die kleineren Firmen keine wirtschaftlichen Härten zu schaffen, wurden daher viele von den Abgaben in wirtschaftlichen Krisenzeiten befreit (King 1993:219).

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  36. Dieses Modell wurde auch in anderen Sektoren von den dort eingerichteten ITBs kopiert (Rainbird 1990:27).

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  37. Für die verarbeitende Industrie spiegelt diese Zahl beispielsweise einen Rückgang der Apprentices um 35 Prozent zwischen 1964 bis 1979 wider (Marsden und Ryan 1991:259).

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  38. Betrug das Ausbildungsentgelt fir Apprentices 1951 noch 38,9 Prozent eines Facharbeiterlohnes, stieg dieses bis 1980 auf 67,5 Prozent desselben an (Marsden/Ryan 1991:259).

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  39. Der damalige Arbeitsminister sagte zur Gründung der MSC im Parlament „the commission and the Training Services Agency will be able to take a national view of training needs, which no industrial training board can do... and will be able to promote training in sectors which are not covered by training boards“ (zit. nach King 1993:219).

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  40. Im Vergleich dazu verfilgten in Deutschland 1978 etwa sechzig Prozent der Arbeitnehmer über ein vergleichbares Qualifikationsniveau (ebd.).

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  41. Die mit der Labour Regierung in den 70er Jahren vereinbarte und z.T. auch umgesetzte „gewerkschaftsfreundliche“ Gesetzgebung könnte als Zeichen der Einsicht der Gewerkschaftsfuhrung in diese Zusammenhänge interpretiert werden. Die Arbeitsgesetzgebung der Labour Regierung war aber zum Ende der 70er Jahre weder besonders umfassend noch stark in den Arbeitsbeziehungen verankert.

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  42. Dabei muß angemerkt werden, daß alle genannten Entwicklungen zur Beschreibung der allgemeinen Rahmenbedingungen, mit Ausnahme der steigenden Arbeitslosigkeit, bereits vor 1979 einsetzten. Sie beschreiben daher zwar die allgemeinen Rahmenbedingungen während der 80er und zu Beginn der 90er Jahre, aber keine grundlegend „neue“ Situation.

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  43. Insgesamt stellten Betriebe, die zu überseeischen Unternehmen gehörten, ein Sechstel der Arbeitsplätze in Großbritannien (Pollard 1994:257).

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  44. Bis zum Beginn der 80er Jahre gab es eine vehement geführte Debatte darüber, ob die britische Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft aufrechterhalten werden sollte oder nicht. Beispielsweise wurde zwei Jahre nach dem Beitritt 1975 ein Referendum über den Verbleib in der EG abgehalten. Die Labour Party optierte bis zum Beginn der 80er Jahre für einen erneuten EG-Austritt. Einer der wesentlichen Kritikpunkte an der EG-Mitgliedschaft war, daß Großbritannien aufgrund seiner starken Einfuhrabhängigkeit und der daraus abgeleiteten Abgaben an den EG-Haushalt bereits 1977 zum Nettozahler wurde, obwohl dies nicht in Relation zur Leistungsfähigkeit der britischen Ökonomie stand (vgl. Volle 1994:389). Die Thatcher-Regierung konnte schließlich die Mitgliedschaftsbedingungen bezüglich der Agrarpolitik und der Beitragszahlungen zum Gemeinschaftsbudget 1984 neu aushandeln. Erst danach schwenkte die Stimmung in Großbritannien in Richtung pro-europäische Integration um (Wallace 1990:150). Zudem ist die Angst vor dem Verlust der Souveränität in Großbritannien starker ausgeprägt als in vielen anderen Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft, was z.T. auf das spezifisch „Britische“ zurückgeführt wird: „British constitutional conventions and political habits still fit somewhat uneasily into the EC pattern”(Wallace 1990:171). Die britischen Regierungen haben deshalb bislang mit der europäischen Integration weitgehend eine Politik verbunden, welche den Schwerpunkt auf die wirtschaftlichen Dimensionen der Integration legte. Der politischen Integration, die von den anderen Mitgliedsstaaten angestrebt wird, stehen sie skeptisch und ablehnend gegenüber. Ein Beispiel dafür ist eine Äußerung Margaret Thatchers in bezug auf die Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte in ihrer Biographie „The Downing Street Years“:,,...there was no option but to stake out a radically different position from the direction in which most of the Community seemed intent on going to raise the flag of national sovereignty, free trade and free enterprise - and fight” (Thatcher 1993:742). In einigen Bereichen verweigerte Großbritannien daher auch die volle Integration, was z.T. auch die Haltung der Regierung in der europäischen Sozialpolitik erklärt.

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  45. Die definitive Ablehnung der Vredling-Richtlinie im europäischen Rat wird folgendermaßen beschrieben: „ Under heavy fire from business and with a British veto certain, the Council declined in 1983 to vote on the revised directive, and has since failed to take the matter up again“ (Streeck/Vitolis 1993:11).

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  46. Vor allem französische Unternehmen wie Thomson Electronics, aber auch deutsche Unternehmen wie Volkswagen, richteten europäische Betriebsräte freiwillig ein. Formalisierungsgrad, Zusammensetzung, Funktionen, Agenda und Einfluß solcher europäischen Betriebsräte sind jedoch sehr unterschiedlich (Streeck/Vitolis 1994:24f; Gold/Hall 1991).

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  47. Die Verbreitung neuer Technologien wird am Beispiel der verarbeitenden Industrie diskutiert.

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  48. Eine Liste der für die Einführung neuer Technologien subventionierten Modellfirmen des Department of Trade and Industry zeigt beispielsweise, daß 1987 von diesen Modellfirmen 66 Prozent CAD, 60 Prozent CNC, aber nur 36 Prozent sowohl CAD- als auch CAM-Systeme hatten. 13 Prozent verfügten über Material Requirement Planning Systems, aber nur zwei der aufgelisteten Firmen hatten die wesentlich komplexeren Manufacturing Resource Planning Systems (Jones 1988:455). Der Verbreitungsgrad komplexer technologischer Systeme in der gesamten verarbeitenden Industrie ist daher insgesamt bis Ende der 80er Jahre sehr niedrig einzuschätzen. Ob sich dies Anfang der 90er Jahre ändert, kann nicht beurteilt werden, da leider keine neueren Daten vorliegen.

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  49. Falls nicht anders verwiesen wird, siehe Tabelle 6 fur die Daten in diesem Kapitel.

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  50. Die Außenhandelsbilanz Großbritanniens blieb während der gesamten Dekade negativ, d.h. der Wert der Importe überstieg den der Exporte. Das Defizit erhöhte sich um etwa das Doppelte von 524 Millionen Pfund 1979 auf 1.370 Millionen Pfund 1993. 1988 bewegte sich die Zahlungsbilanz zum ersten Mal in den 80er Jahren im positiven Bereich. Dies leitete eine dauerhafte Verbesserung der britischen Wettbewerbsfähigkeit ein. 1990 lag die Zahlungsbilanz bereits bei 14.636 Millionen Pfund.

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  51. Da die Thatcher-Regierung 1982 veranlaßte, daß nur noch diejenigen Personen als arbeitslos gelten, die Arbeitslosenhilfeleistungen beziehen, ist die Vergleichbarkeit der Arbeitslosenrate mit vorherigen Daten dabei nicht unbedingt gewährt. Nach der alten Erhebungsmethode wäre die Arbeitslosigkeit etwa um eine halbe Million höher gewesen (Labour Research Sept. 1992).

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  52. Da mittlerweile mehr als ein Viertel der Beschäftigten in diesem Sektor Teilzeitkräfte sind, ist dieses Beschäftigungswachstum in erheblichem Maße auf deren Zunahme zurückzuführen (Pollard 1994:264).

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  53. Das Labour Research Survey 1993 gibt den Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit 28 Prozent an (Labour Research, Sept. 1993).

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  54. Weißbuch der Regierung „Employment: The Challenge for the Nation“ (Cmnd. 9474, 1985, zit. nach Abromeit 1994:314)).

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  55. Die staatliche Kreditaufnahme wurde verstanden sowohl als „Mit“-Verursacherin von Inflation als auch als Hindernis, die Höhe der Zinsen und die Geldmenge zu steuern. Als Voraussetzung für Wirtschaftswachstum sollten daher die Staatsausgaben drastisch reduziert werden (Beaumont 1992:20).

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  56. Das Adjektiv „tripartistisch“ beinhaltet in diesem Zusammenhang, daß in den Leitungsgremien solcher Quasi Non-Governmental Organizations Vertreter von Gewerkschaften, Arbeitgebern und der staatlichen Verwaltung sitzen. „Trade union attitudes make good management difficult. Many at shop-floor level seem hostile to the need for industrial efficiency... Negotiated labour agreements are less dependable in the UK and restrictive practices - reflected in a reluctance by labour to agree to the elimination of unnecessary work and rules - are too prevalent. Yet these practices all contribute to overmanning; to the inefficient use of plant and to a loss of competitiveness (Joseph 1979, zit. nach Coates and Hillard 1986:99).

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  57. Eine ähnliche Position vertrat auch Norman Tebbit,der zweite Arbeitsminister der Thatcher-Regierung. Ihm galten die Gewerkschaften als Ursache far die tiefe ökonomische Krise Großbritanniens, insbesondere aber wurden sie verantwortlich gemacht far die hohe Arbeitslosigkeit und Inflation. Norman Tebbit sagte 1982 auf dem Kongreß der konservativen Partei: “The most privileged trade union movement in the world, commanding a huge conscript army in the closed shop, has failed its members. It has left them near the bottom of the productivity league, condemned them to see their big pay rises wiped out by inflation. It has led them into unemployment...” (Tebbit 1982; zit. nach Dunn 1984:2).

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  58. Die politischen und ideologischen Richtungen, die sich hinter dem Label New Right verbergen, sind vielschichtig. In Anlehnung an Gamble, der ein ausführliches Po126 Ein Grund für die Zunahme des Stimmenanteils von Labour 1992 wird darin gesehen, daß die Wähler erstmals die Regierungspartei entsprechend des Ansteigens oder Sinkens der regionalen Arbeitslosenrate sanktionierten oder „belohnten“ (Johnston et al. 1994:2660. Daß es die Labour Party unter Kinnock dennoch nicht schaffte, die Mehrheit der Wähler von den Defiziten der konservativen Politik zu überzeugen und bei ihnen Vertrauen für eine sozialdemokratische Wirtschaftspolitik zu wecken, wird von Wahlanalysen auf deren fehlendes bzw. nicht überzeugendes ökonomisches Programm und eine falsche Wahlkampfstrategie zurückgeführt (Philo 1993:417). Ersteres wurde durch massive Pressekampagnen der Regierung unterstützt, welche die wirtschaftspolitische „Unfähigkeit” von Labour betonten (Philo 1993:414).

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  59. Margaret Thatcher hielt an der Beschränkung der europäischen Integration auf eine „Wirtschaftsund Handelsgemeinschaft“ noch 1990 fest. Doch ihre eigenen Minister wendeten sich gegen ihre kompromißlose Ablehnung der Europäischen Währungsunion. So trat Großbritannien 1990 dem Europäischen Währungssystem bei, was von der Premierministerin nur zögerlich unterstützt wurde (vgl. Volle 1994:392). Ihre ablehnende Haltung gegenüber der europäischen Integration führte schließlich 1990 zu ihrem Rücktritt.

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  60. Batstone/Gourlay (1986) werten verschiedene Samples von Unternehmensbefragungen aus. Marginson/Sisson (1988), Storey (1992) untersucht 15 Unternehmen in der verarbeitenden Industrie. Marchington/Parker (1990) machen ihre Aussagen aufgrund der Analyse von vier Fallstudien, ebenfalls in der verarbeitenden Industrie.

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  61. Eine andere Möglichkeit dies zu erreichen, bietet die Flexibilisierung der zentralen Lohnabkommen, in Form einer Lockerung der Standardisierung von Arbeitsbedingungen, so daß mehr Handlungsspielräume für einzelne Untemehmen entstehen. Dies wurde im privaten Sektor in Großbritannien aber kaum wahrgenommen und auch nicht angestrebt, da hier die zentralen Lohnverhandlungen nicht stark institutionalisiert waren (siehe oben) und damit deren Auflösung nahelag.

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  62. Storey bestätigt diese Einschätzung insofem, als er einen weitgehenden Dualismus von individualistischen und kollektivistischen Managementstilen in den von ihm untersuchten Unternehmen feststellt (Storey 1992:243).

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  63. Atkinson und Meager (1986) ermitteln sogar, daß neunzig Prozent der britischen Unternehmen in der verarbeitenden Industrie die funktionale Flexibilität erhöhen wollten. Doch wie auch bei der Einführung neuer Technologien, die in engem Zusammenhang mit dem Wandel der Arbeitsorganisation oder der Qualifizierung von Mitarbeitern steht, wird eine konsistente Strategie in den meisten britischen Unternehmen vermißt (Jones 1988:437).

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  64. Darüber hinausgehende CBI-Vorschläge hinsichtlich einer Strukturveränderung zielten vor allem auf die Reform des fragmentierten Tarifverhandlungssystems ab und befürworteten eine stärkere Formalisierung und Koordination bei den Tarifverhandlungen. Dazu gehörten eine genaue Kompetenzverteilung zwischen den verschiedenen Verhandlungsebenen in bezug auf verschiedene Verhandlungsgegenstände, so daß bestimmte Elemente nur noch auf jeweils einer Verhandlungsebene verhandelt würden (CBI 1979:17). Es wurde für parallel verlaufende Lohnrunden in verschiedenen Sektoren sowie für die Einführung von Single Table Verhandlungen, d.h. gemeinsame Lohnverhandlungen der verschiedenen Gewerkschaften in einem Unternehmen, plädiert (CBI 1979:17).

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  65. Walshe nimmt aufgrund der Analyse verschiedener Studien zum industriellen Konzentrationsprozeß an, daß mindestens die Hälfte der Zunahme der Unternehmenskonzentration zwischen 1950 und 1960 auf „Übernahmen“ zurückzuführen sind (Walshe 1991:343/344). Zu Beginn der 70er Jahre und Mitte der 80er Jahre ereignete sich jeweils eine Welle von Unternehmensübernahmen in Großbritannien, so daß in den Jahren 1972 und 1973 sowie in den Jahren 1987 und 1988 über Tausend Übernahmen registriert wurden (Walshe 1991:350).

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  66. gehörten den hundert größten Untemehmen in Großbritannien durchschnittlich 72 Niederlassungen, in denen jeweils „nur“ 430 Personen beschäftigt waren (Walshe 1991:346).

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  67. Bis in die 80er Jahre hinein wurde die mangelnde Integration verschiedener Einheiten großer Firmen als Grund für ihre im Vergleich oftmals geringe Profitabilität gesehen (Hall 1986:43).

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  68. Dies schließt Aufgaben wie Lohnverhandlungen, Einstellungen, Eingruppierungen, Personalplanung, Vertretung des Unternehmens bei individuellen und kollektiven Arbeitskonflikten sowie die Planung von Aus- und Weiterbildungsplanung ein.

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  69. Mit fast 500 Mitgliedern und Uber sechs Millionen Pfund Mitgliedsbeiträgen jährlich (entspricht etwa Uber das Dreifache an Einkommen und auch Personal des IoD) war der CBI Ende der 70er Jahre im Vergleich zum IoD deutlich die ressourcenstärkere Organisation (vgl. Grant 1987:129). Finanzielle Probleme bedingten jedoch einen massiven Personalabbau von mehr als hundert Angestellten im CBI zu Beginn der 80er Jahre. Dennoch ist nicht anzunehmen, daß das IoD bisher den Vorsprung des CBI bei den personellen oder den finanziellen Ressourcen aufgeholt hat (vgl. Grant 1987:129).

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  70. Danach werden keine Daten über die Mitgliedschaft mehr veröffentlicht (Interview CBI 13.09.93; vgl. auch Grant 1987:120).

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  71. Diese Daten werden auch weitgehend von Gospel/Palmer (1993) bestätigt, die angeben, daß die Building Employers’ Confederation (BEC) etwa Dreiviertel der Arbeitgeber repräsentierte und mit 9.000 (Firmen-) Mitgliedern ebenso zu den großen Sektororganisationen gehört wie auch die Engineering Employers’ Federation (EEF), die zu Beginn der 90er Jahre 5.000 Unternehmen mit insgesamt mehr als 800.000 Arbeitnehmern organisierte (Gospel/Palmer 1993:85). rträt des Thatcherismus zeichnet, kann man als New Right neo-liberal inspirierte Ideen identifizieren, die auf die Stärkung des Individuums abzielen: „The liberal conception of a free economy denoted a spontaneous harmony of interests generated through the voluntary exchanges of free autonomous individuals within a framework of agreed rules“ (Gamble 1988:30). Das zugrundeliegende Staatsverständnis beruht auf der Konzeption eines Minimalstaates mit begrenzten Funktionen und begrenzter Macht, der gleichzeitig „stark” genug sein soll, um die freie Entfaltung der Marktkräfte zu gewährleisten: „To safeguard the order which the market spontaneously generated a state was needed, but a state minimal in its functions and limited in its powers. Although the state was to be limited, however, it needed to be strong in carrying out its functions. Policing the market order required vigilance and firm action to enforce laws impartially so that competition might be fair, exchange voluntary, and the fruits of enterprise secure“ (ebd.:3I). Ferner gibt es konservativ inspirierte Ideen, welche auf die Wiederherstellung staatlicher Autorität gegenüber der Gesellschaft abzielen. Es wird auch hier ein starker Staat gefordert, der den Trend hin zum Kollektivismus revidieren und den Widerstand partieller Interessen, beispielsweise von Gewerkschaften und anderen Interessengruppen, brechen kann (Gamble 1988:33). Gamble charakterisiert daher die dem Thatcherismus zugrundeliegenden, sich in „paradoxer Weise” widersprechenden Ziele mit „The Free Economy and the Strong State“ (Gamble 1988:28). „The idea of a free economy and a strong state involves a paradox. The state is to be simultaneously rolled back and rolled forward Non-interventionist and decentralised in some areas, the state is to be highly interventionist and centralised in others” (Gamble 1988:28).

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Dingeldey, I. (1997). Ausgangsbedingungen und Einflüsse auf die Gewerkschaftsentwicklung Während der 80er und 90er Jahre in Großbritannien. In: Britische Arbeitsbeziehungen. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09445-6_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09445-6_3

  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8244-4204-1

  • Online ISBN: 978-3-663-09445-6

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