Zusammenfassung
Die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung hat sich nach den Anstößen durch D. Baacke und Th. Schulze (vgl. Baacke/Schulze 1979 und 1985) mittlerweile zu einem eigenständigen Forschungsbereich entwickelt. Der größte Teil der Beiträge zu diesem Feld (vgl. etwa die Übersicht bei Nittel 1991) ist insofern als gegenstandsorientiert zu bezeichnen, als anhand von biographischen Interviews oder ähnlichen Materialien pädagogisch relevante Aspekte gesellschaftlicher Wirklichkeit zum Thema gemacht werden. Der folgende Aufsatz hat demgegenüber eher grundlagentheoretischen und methodologischen Charakter. Er stellt in knapper Skizze eine Konzeption zur Debatte, die vorschlägt, die grundlegenden Fragestellungen erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung im Rahmen bildungstheoretischer Überlegungen zu lokalisieren, und die dabei den rhetorischen Charakter biographischer Selbstdarstellungen betont und methodisch für die Analyse lebensgeschichtlicher Materialien fruchtbar zu machen sucht.
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Literatur
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Kokemohr, R., Koller, HC. (1996). Die rhetorische Artikulation von Bildungsprozessen. Zur Methodologie erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. In: Krüger, HH., Marotzki, W. (eds) Erziehungswissenschaftliche Biographieforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09430-2_5
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