Zusammenfassung
Fragt man nach der Lebenssituation von alten Menschen auf dem Land, kann zur Beantwortung im wesentlichen auf quantitativ angelegte Studien zurückgegriffen werden. Dies entspricht der bisherigen Praxis der Alter(n)sforschung, in der sich ein eindeutiges Übergewicht quantitativ angelegter Untersuchungen nachweisen läßt. Das wiedererwachte Interesse an der qualitativen Sozialforschung seit den siebziger Jahren1 ging zwar nicht ganz unbeachtet an der Alter(n)sforschung vorbei, wobei sich dieser Trend allerdings sehr viel deutlicher in den USA als in Deutschland abzeichnet (vgl. v. Kondratowitz 1991; Kaiser 1995). Trotz dieser Öffnung haben qualitative Ansätze in der Alter(n)sforschung ihre marginale Stellung beibehalten. Die Forschungspraxis der Alter(n)sforschung orientiert sich immer noch im wesentlichen an quantifizierbaren und meßbaren Fragestellungen und steht im Dienste der Hypothensenüberprüfung. Qualitative Forschungsverfahren kommen Bedeutung vor allem in Vorstudien zu und dienen z.T. der Hypothesengewinnung von anschließend weitergehenden quantitativen Studien. Im wesentlichen ergänzen und bereiten sie Datenerhebungen quantitativer Untersuchungen vor (vgl. Kaiser 1995).2
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Literatur
Dieses wiedererwachte Interesse läßt sich auch an den in den letzten zehn Jahren erschienenen Hand-bzw. Lehrbüchern zur qualitativen Sozialforschung ablesen. Dabei sei vor allem zu nennen: Lamnek (1988, 1989), Garz/Kraimer (1991), Flick u.a. (1995), König/Zedler (1995); für die Erziehungswissenschaft Krüger/Marotzki (1995, 1999), Friebertshäuser/Prengel (1997).
Vgl. Schweppe (1999) zum aktuellen Stand der qualitativen Forschung innerhalb der Alter(n)sforschung. Kaiser (1995) gibt einen Überblick über die qualitative Forschung in der sozialen Gerontologie vorwiegend aus psychologischer Sicht. V. Kondratowitz (1991) weist auf einige historische Entwicklungslinien und spezifische Probleme der qualitativen Forschung in der Gerontologie hin. Vgl. auch die Sammelbände von Mader u.a. (1995b) und Birren u.a. (1996), in denen qualitativ angelegte Alter(n)sstudien vorgestellt werden.
Die Studien beziehen sich auf die alten Bundesländer. Zum europäischen Ausland vgl. die in Howe (1993a) zusammengetragenen Beiträge sowie Rosenmayr (1982); Fordyce/Hunter (1987); Hunter u.a. (1988); Gerritsen u.a. (1990).
Einige allgemeine, zusammenfassende Ausfiihrungen über die Lebenssituation von alten Menschen auf dem Land sind zu finden bei Grunow (1987); Haindl (1988a, b); Conen (1990).
Hiermit sind Einzelhaushalte, in denen mehrere Generationen zusammenleben gemeint und nicht das von Bien (1994) benutzte Konzept von Mehrgenerationenfamilie „als moderne ( Form) von Familienkonstellationen, in denen verwandte Personen aus verschiedenen Generationen auf vielfältige Weise miteinander in Verbindung stehen — unabhängig davon, ob sie in einem Haushalt zusammenleben oder nicht“ (iii ). Auch im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Begriff Mehrgenerationenfamilie im Sinne von drei und mehr Generationen umfassender Einzelhaushalt gebraucht.
Entgegen weitverbreiteten Vermutungen über die Verbreitung von Mehrgenerationenfamilien im ländlichen Raum sei darauf hingewiesen, daß in klein- und unterbäuerlichen Schichten auch in früheren Jahrzehnten schon die Kernfamilie verbreitet war (vgl. Planck 1970; Weber-Kellermann 19786).
Zur historischen Entwicklung des Altenteils und der bäuerlichen Altenfürsorge vgl. Sauermann (1970); Mitterauer (1973); Mitterauer/Sieder (1977); Sieder (1978); Weber-Kellermann (1978a,b); Treiber (1988); Taeger (1990).
Ein Beispiel für einen solchen Übergabevertrag aus dem Jahr 1848 läßt sich in Brüggemann/Riehle (1986, 154ff.) finden. Die AutorInnen weisen ebenfalls auf die verblüffende Konstanz der Gestaltung dieser Verträge bis zur Gegenwart hin.
Sozialhistorische Studien machen darauf aufnerksam, daß das familiäre Eingebundensein von alten Menschen dem verklärten Bild von Harmonie noch nie entsprochen habe und weisen vielmehr auf ein hohes Konfliktpotential hin (vgl. z.B. Weber-Kellermann 1978, 1988; Bor-scheid 1989; Elwert 1992 ).
Wie,hohes` Alter definiert ist, geht aus der Studie nicht hervor.
Vgl. zur ländlichen Armenpflege aus historischer Sicht Göckenjan (1990); zur besonderen Situation von alten Knechten vgl. Becker (1990).
Erste Überlegungen zur Altenhilfe im ländlichen Raum vgl. Hörtreiter(1989); Gitschmann (1990); Händel (1990); Dirschedl (1990, 1992); Langen/Schlichting (1990a,b, 1992); Nothbaum-Leidung (1991); Riker (1992); Howe (1993b).
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Schweppe, C. (2000). Zum gegenwärtigen Forschungsstand ‚Alter(n) auf dem Land‘. In: Biographie und Alter(n) auf dem Land. Studien zur Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, vol 17. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09429-6_4
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