Zusammenfassung
Auch wenn gezeigt werden konnte, daß die Phänomene „Armut in der reichen Stadt” und „Soziale Brennpunkte” vor allem nicht-nachhaltige Ursachen auf internationaler und nationaler Ebene haben, fordern die diese Prozesse verstärkenden Effekte durch die Handhabung der Instrumente der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, des Wohnungsbau und der Belegungspraxis auf städtischer Ebene zum Handeln heraus. Dies gilt für jene Wohnviertel, in denen sich sozial Benachteiligte konzentrieren, weil sie in die Armut abgerutscht und/oder sozial ausgegrenzt sind resp. in denen sie aufgrund eines verknappten Angebots an Wohnungen und der städtischen und unternehmerischen Belegungspolitik konzentriert werden. Die Konzentration von Armut in einer reichen Stadt ist nicht nur das Produkt einer forcierten Wachstumspolitik unter bestimmten Wohnungsmarktbedingungen; die räumliche Konzentration von Armut ist auch die Folge einer Stadtentwicklungsplanung, die weder der Bevölkerungsentwicklung und sozialen Strukturierungen, noch den Bedürfnissen der Bevölkerung in ausreichendem Maße Rechnung tragen konnte.
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Literatur
Die bisherigen Versuche haben seit den 80er Jahren weder das eine, noch das andere Ziel erreicht (s. Kapitel 4).
Zahlreiche Beispiele für lokalökonomische Projekte und Strategien in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden wurden vom „Interdisziplinären Forschungsprojekt Lokale Ökonomie” der TU Berlin dokumentiert.
In dem Begriff der „sozialen Ökonomie” werden zudem zwei Dimensionen zusammengeführt, die im volkswirtschaftlichen Vokabular stets getrennt gesehen werden: Der ökonomische Bereich der Gesellschaft als der „produktive” Teil und der soziale Bereich als der unproduktive und Kosten verursachende (vgl. Birkhölzer 1996: 35).
In Berlin gibt es den „Kreuzberger Kreuzer”, auf St. Pauli wird in „Paulis” abgerechnet, in Hamburg-Altona fuhren die „Tauschtaktiker” über ihre „Takte” Buch.
Im Gegensatz zu den Transferzahlungen Arbeitslosengeld und -hilfe zählen zur aktiven Arbeitsmarktpolitik die Instrumente der Fortbildung und Umschulung, Kurzarbeitergeld, die berufliche Rehabilitation von Behinderten, Maßnahmen zur Arbeitsaufnahme und alle Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
So können ABM-berechtigte Personen für ein Projekt in einem benachteiligten Quartier nicht direkt aus diesem Gebiet rekrutiert werden. Stattdessen weist die Arbeitsverwaltung aus ihrer nicht kleinräumig regionalisierten Kartei Teilnehmer für eine Maßnahme zu.
Gerade die Politik der Jugendberufshilfe bekommt die Problematik der Förderkettenlogik zu spüren: Die wohlgemeinten Angebote zur Qualifizierung werden nicht mehr angenommen, in erster Linie, weil sie keine Perspektive haben. Schild (1994) weist darauf hin, daß das zynische Prinzip der „Maßnahmekarriere”, das Durchlaufen der unterschiedlichsten subventionierten Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekte ohne erkennbare Chance, auf dem Arbeitsmarkt zu landen, für die Betroffenen zu durchsichtig geworden ist.
Die Automatisierung der Sozialhilfestatistik ist daher auch der Kritik ausgesetzt, einem Pragmatismus zu verfallen, der sich nicht lange mit dem Phänomen Armut aufhält, sondern Wege sucht, es im Arbeitsalltag möglichst handhabbar zu machen (vgl. Schütte 1991:9).
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Alisch, M., Dangschat, J.S. (1998). Neue Strategien in „klassischen“ Politikfeldern. In: Armut und soziale Integration. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09295-7_9
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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