Zusammenfassung
Obwohl das Ringen um Arbeitszeitverkürzungen über 150 Jahre alt ist, hat es in den Wirtschaftswissenschaften schon traditionell wenig Aufmerksamkeit gefunden. Wurde die frühere Diskussion überwiegend aus der Perspektive der Humanisierung der Arbeit geführt, so sind die wenigen Untersuchungen über Arbeitszeitpolitik als Instrument der Beschäftigungspolitik nur wenige Jahre alt; sie setzten mit der Erkenntnis ein, daß die gegenwärtige Arbeitslosigkeit eher von Dauer als kurzfristiger Natur sein wird. Dabei begann diese Diskussion zunächst mit quantitativ orientierten Modellrechnungen über Entlastungs- und Beschäftigungseffekte einzelner Maßnahmen, ohne daß sie sozial- oder beschäftigungspolitische Dimension von Arbeitszeitverkürzungen (AZV) immer hinreichend berücksichtigt wurde. Überdies wurde die spezifische ökonomische Problematik von einfachen, fast naiven Zahlenspielereien verdeckt: unter welchen gesamtwirtschaftlichen und betrieblichen Bedingungen können Beschäftigungseffekte erwartet werden? Sind diese in Größe und Struktur beeinflußbar? Entspricht die durch AZV induzierte Nachfrage nach Arbeitskräften dem Angebotsprofil der Arbeitslosen? Welche Finanzierungsalternativen sind möglich?
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Anmerkungen
Vgl. Arbeitszeit und Produktivität, Untersuchungsergebnisse wissenschaftlicher Forschungsinstitute, Berlin 1958–62, 4 Bände, insbes. Band 4: Volkswirtschaftliche Untersuchungen, DIW, Berlin 1962.
M. Bolle, U. Fischer, G. Jungnickel, G. Lodzwick, Arbeitszeitverkürzungen — Aspekte, Daten, Probleme. In: H. G. Zinn (Hrsg.), Strategien gegen die Arbeitslosigkeit, Frankfurt/M., 1977, S. 276.
P. Raane, Gewerkschaftliche Ansätze zur Veränderung der Arbeitszeit, in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Heft 7/1974, S. 433 ff.
Statistische Daten über Arbeitszeiten sind meist nur in hochaggregierter Form vorhanden. Zu den neuesten Daten vgl. H.-U. Bach, H. Kohler, L. Reyher, B. Teriet, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen in der Bundesrepublik Deutschland 1960–75. Struktur, Entwicklung und Auslastung. In: IAB-Mitteilungen, Heft 1/1977, S. 19–37.
P. Raane, Gewerkschaftliche Ansätze ..., a.a.O., S. 435.
L. Reyher, Beschäftigungspolitische Alternativen zu hoher Arbeitslosigkeit, in: WSI-Mittei-lungen, Heft 2/1975, S. 63 ff.
Vgl. verschiedene, häufig wortgleiche Beiträge von F. Vilmar: Systematische Verknappung des Arbeitskraft-Angebots: unverzichtbare Strategie erfolgreicher Vollbeschäftigungspolitik. In: H. G. Zinn (Hrsg.), Strategien gegen die Arbeitslosigkeit, a.a.O.; ferner in M. Bolle (Hrsg.), Arbeitsmarkttheorie und Arbeitsmarktpolitik, Berlin 1976, sowie in: Gewerkschaftliche Monatshefte, Heft 1/1977, S. 23 ff.
F. Vilmar, Systematische Verknappung des Arbeitszeit-Angebots: unverzichtbare Strategie erfolgreicher Vollbeschäftigungspolitik, a.a.O., S. 165.
Ebenda, S. 183. 10 Ebenda, S. 165.
Vgl. Arbeitszeit und Produktivität, a.a.O., Bd. 1, Teil B, S. 62. Besonders aktuell ist folgende Schlußfolgerung aus dem Jahre 1962: „Es wäre bedauerlich, wenn die Arbeitszeitverkürzung auf halbem Wege steckenbliebe ... Jedoch ist zu erwarten, daß auch nach 1970 weitere Arbeitszeitverkürzungen sich durchsetzen werden, da alles dafür spricht, daß in einer politisch unruhigen Welt das ökonomische Wachstum in jungen und alten Industrieländern groß sein wird und in den alten Industrieländern ohne weitere Arbeitszeitverkürzung wirtschaftliche Disproportionalitäten zu entstehen drohen, die zu technologischer Arbeitslosigkeit führen könnten“. Band 4, Berlin 1962, S. 80.
J. Hughes, Jetzt ist es Zeit für die 35-Stunden-Woche, in: WSI-Mitteilungen, Heft 9/1977, S. 564 ff.
G. Schmid, D. Freiburghaus, Beschäftigungspolitische Möglichkeiten zur Bekämpfung hoher Arbeitslosigkeit bei Inflation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“ vom 17.4.1976.
H. Seifert, Zur Kontroverse um die Arbeitszeitverkürzung, in: WSI-Mitteilungen, Heft 4/1977, S. 247 ff.
D. Mertens, L. Reyher, Zum Beschäftigungsproblem in den nächsten Jahren. In: Gewerkschaftliche Monatshefte, Heft 1/1977, S. 11.
Der Ausdruck kann insofern nur mit Vorbehalten verwendet werden, als er einerseits ein Selbstverschulden von Arbeitslosigkeit aufgrund persönlicher Merkmale suggerieren könnte, zum anderen weil der Tatbestand eines allgemeinen Arbeitsplatzrisikos evtl. verdunkelt werden könnte.
G. Nerb, L. Reyher, E. Spitznagel, Struktur, Entwicklung und Bestimmungsgrößen der Beschäftigung in Industrie und Bauwirtschaft auf mittlere Sicht, in: Ifo-Schnelldienst, Jg. 30, Nr. 18/1977, S. 7 ff.
G. Nerb, Mittel zum Abbau der Arbeitslosigkeit. In: Ifo-Schnelldienst, Jg. 30, Nr. 26/1977, S. 10 ff.
H. Adam, B. Buchheit, Reduktion der Arbeitslosigkeit durch Arbeitszeitverkürzungen? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“ vom 19.3.1977, S. 3-14.
Ebenda, S. 10.
Vgl. Arbeitsumverteilung als Alternative zur Arbeitslosigkeit — Ergebnisse einer Untersuchung der EG-Kommission, hektogr. Manuskript. Vgl. hierzu: U. Engelen-Kefer, Arbeitszeitverkürzungen im internationalen Vergleich, in: WSI-Mitteilungen, Heft 4/1977, S. 245.
E. Weissei, Kurzfristige Effekte der Arbeitszeitverkürzung, Wien 1976. — Bei fast gleichem Wochenlohn blieb es der Entscheidung der Beschäftigten überlassen, die Verkürzungen der Wochenarbeitszeit in Anspruch zu nehmen.
H.-H. Herzog, Arbeitszeitverkürzungen als Elemente einer integrierten Beschäftigungspolitik. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 6/1977, S. 711 ff.
J. Goldberg, B. Güther, H. Jung, Arbeitslosigkeit — Ursachen, Entwicklung, Alternativen, Frankfurt/M. 1977.
H.-H. Herzog, Arbeitszeitverkürzungen ..., a.a.O., S. 715.
Ebenda, S. 725.
H. Däubler-Gmelin, Frauenarbeitslosigkeit — oder Reserve zurück an den Herd! Reinbek b. Hamburg 1977, S. 182 ff.
B. Teriet, Neue Strukturen der Arbeitszeitverteilung, Göttingen 1976. — Ders., Wochenarbeitszeit und Wochenarbeitszeitflexibilität, in: WSI-Mitteilungen, Heft 2/1976. — Eine eingehende Erörterung der Flexibilisierungsvorschläge ginge weit über den Rahmen beschäf-tigungsorientierter Arbeitszeitpolitik hinaus.
S. Streckel, Zur Arbeitszeitverkürzung: Einige (arbeitsrechtliche) Gedanken. In: Wirtschaftsund sozialwissenschaftlicher Arbeitskreis, Osnabrück (Hrsg.), Arbeitsmarkt — Strukturwandel und Politik, Frankfurt/M. 1977, S. 160-179.
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Priewe, J. (1978). Beschäftigungspolitik durch Arbeitszeitverkürzungen?. In: Arbeitsmarktpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09287-2_11
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