Zusammenfassung
In der jüngeren Diskussion um den Wandel im Partnerschaftsleben betonen eine Reihe von Arbeiten den Gewinn von Entscheidungsfreiheiten (Beck-Gernsheim 1998; Beck 1994; Beck/Beck-Gernsheim 1990). In der Wahl der Lebensform verliert die Ehe ihren Zwangscharakter. Die Folge ist eine Pluralisierung privater Lebensformen (Strohmeier 1993).2 Alternative Lebensformen wie die nichteheliche Lebensgemeinschaft und die Ein-Eltern-Familie treten neben den bisher selbstverständlichen Weg von der Ehe in die Elternschaft. Querschnittsuntersuchungen zu Singles, nichtehelichen Lebensgemeinschaften und Heiratsquoten scheinen diese Entwicklung zu bestätigen (Strohmeier 1993). Der Anteil nichtehelicher Haushalte und nichtehelicher Kinder steigt und die Zahl der Eheschließungen und Geburten geht zurück. Ergebnisse der Lebenslaufforschung zeigen dennoch, dass die Familienbildung regelmäßig verläuft (Diekmann et al. 1993): Die meisten jungen Leute ziehen zusammen, heiraten nach einer Probezeit und werden Eltern. Wenn der Prozess der Familienbildung immer weniger normativ gesteuert ist, hängt er dann nicht vor allem von den Gelegenheiten des beruflichen Lebenslaufs ab?3
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Literatur
Die folgenden Überlegungen und Analysen beziehen sich auf die alten Bundesländer.
Bertram (1995); Schneider (1998) und Nave-Herz (1994) stehen dieser Pluralisierungthese allerdings kritisch gegenüber. Als Argument verweist Nave-Herz (1994: 15) auf die weiterhin bestehende statistische Dominanz der Eltern-Familie hin.
Für Nave-Herz (1994) hat die normative Bedeutung der Ehe und Familie weiterhin eine hohe subjektive Gültigkeit. Einen Überblick der aktuellen Forschung auf dem Gebiet der Familienbildung bietet Busch (1999).
Laut Esser ( 1996: 7ff) sind die zwei grundlegenden Bedürfnisse menschlicher Organismen soziale Wertschätzung und physisches Wohlbefinden. Diese allgemeinen Bedürfnisse können aber nicht unmittelbar, sondern nur über Zwischengüter befriedigt werden, deren Wert institutionell definiert wird. Partnerschaft und Beruf haben die zugeschriebene Funktion, verschiedenste Bedürfnisse des physischen Wohlbefindens und der sozialen Wertschätzung zu befriedigen.
Der Zeitpunkt des 16. Geburtstags ist eine beliebig gewählte Untergrenze des Prozesses. Jede andere Grenze würde den Prozess nicht verändern. Das Motiv dieser Wahl ist das 16. Lebensjahr als gesetzliches Mindestalter der Eheschließung.
Die Anfangs- und Endzeiten jeder Mitgliedschaft und die Zeitpunkte der privaten Ereignisse wurden zwischen dem 16. Geburtstag und dem 43. Lebensjahr auf Monate genau gemessen (Birkelbach et al. 1998a ). Wird ein Studium kurzfristig unterbrochen nimmt in der Zeit der Unterbrechung die Variable der Mitgliedschaft im Studium den Wert,0 an, urn nach der Unterbrechung wieder den Wert,1` zu bekommen. Die Systematik der Variablen der Mitgliedschaft im Beruf und in der Berufsausbildung ist dementsprechend.
Die vollständige Übersicht der möglichen Institutionen ist bei Birkelbach et al. (1998a) aufgeführt.
Die tatsächliche Zeit der Ausbildung wird nicht verwendet, weil in diesen Analysen Bildung als Qualität, die man auf dem Arbeitsmarkt einsetzen kann, verstanden wird. Studiengänge haben häufig fachverschiedene Studiendauern und führen trotzdem zu gleicher Qualität, einem Diplom, Magister oder vergleichbarem Abschluss. Den Status eines Studienabbrechers erhält man beispielsweise nach drei und nach acht Semestern.
Da Nettoverdienste verschiedener Lebensjahre miteinander verglichen werden, ist es notwendig, den Verdienst inflationsbereinigt zu betrachten (zum genauen Verfahren der Inflationsbereinigung siehe Birkelbach et al. (1998)).
% der Befragten gaben im Alter von 16 an, einen festen Freund bzw. ein feste Freundin zu haben. Bei den Männern sind dies 50% und bei den Frauen 56%.
l Je nach Ereignis variieren die Mittelwerte der Kovariaten. In einer Berufsausbildung befinden sich ca. 5% (Standardabweichung = 22), im Studium ca. 35% (SD = 47), im Erwerb ca. 47% (SD = 50) und ca. 9% (SD = 29) sind Eltern. Der Anteil der Frauen im Studium (30%) ist etwas geringer und an der Elternschaft etwas größer (10%).
Je nach Ereignis variieren die Mittelwerte der Kovariaten. Das Vaterprestige liegt auf einer Skala von 19 bis 82 Punkten bei ca. 48 Punkten (SD = 13), ca. 90% kommen aus einem vollständigen Elternhaus (SD = 28), die Geschwisterzahl liegt bei ca. 1,8 (SD = 1,4), die Spannungen werden auf einer Skala von 1 bis 3 mit ca. 2,0 Punkten beschrieben (SD = 0,7), die Kirchgangshäufigkeit liegt auf einer Skala von 1 bis 5 bei ca. 2,3 (SD = 1,2), der Auszug aus dem Elternhaus findet mit ca. 24,3 Jahren statt (SD = 3,6 Jahre), auf einer Skala von 10 bis 19 Jahren haben 50% 15 Jahre in Bildungsinstitutionen verbracht (SD = 3,3) und 53% hatten im 16. Lebensjahr einen festen Freund/in (SD = 50).
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Hellwig, J.O. (2001). Berufswelt und Familienbildung. In: Meulemann, H., Birkelbach, K., Hellwig, JO. (eds) Ankunft im Erwachsenenleben. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09269-8_4
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