Zusammenfassung
Auf der 4. wissenschaftlichen Arbeitstagung der GTA in Bremen 1985 ahnte ich noch nicht, daß ich mich genötigt sehen würde, mich mit deren Rahmenthema “Gestalttheorie und Theorie der Selbstorganisation” auch zwei Jahre später, anläßlich unserer 5. wissenschaftlichen Arbeitstagung, zu befassen. Damals hielt ich es für angebracht — und diese Auffassung schien sich mir während der Tagung zu bestätigen — klarzustellen, daß Gestalttheorie eine Theorie der Selbstorganisation ist und was aus gestalttheoretischer Sicht unter Selbstorganisation zu verstehen ist (vgl. WALTER, 1985; den hier in diesem Buch vorangehenden Beitrag). Ich war zuvor jenem Verständnis von Selbstorganisation (Autopoiese), das auf der Tagung von ROTH (1985) vertreten wurde, beim Lesen des von MATURANA (1982) herausgegebenen Bandes “Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit” begegnet; um aus dem sprachlosen Staunen über eine grandiose Mischung von Sinn und Unsinn — und insbesondere darüber, wie obskur gerade das, was auch ich für richtig halte, begründet wird — wieder herauszukommen, schien mir nichts geeigneter, als mich noch einmal der gestalttheoretischen Grundlagen meiner psychologischen Auffassungen zu vergewissern. Dies verwirklichend, blieb mir in meinem damaligen Referat nur noch der Raum, die Theorie der Autopoiese, auch “radikaler Konstruktivismus” genannt, mit ein paar Seitenhieben in Gestalt von, wie es mir schien, eindrucksvoll verworren fir sich selbst sprechenden MATU-RANA-Sätzen, zu bedenken. STADLER (1985, 206/7) schrieb dazu:
“WALTER will zeigen, daß die psychologische Gestalttheorie eine Theorie der Selbstorganisation darstellt, für die die Übernahme der Begrifflichkeit anderer Theorien zunächst nur zu einer Verwirrung fuhren kann (Hervorh. von mir). Vielmehr betont er, daß die erkenntnistheoretische Position des kritischen Realismus, wie sie als Grundlage der Gestalttheorie formuliert wurde, eine notwendige Basis bildet, auf der erst eine fruchtbare Diskussion mit anderen Selbstorganisationsansatzen stattfmden kann. Allerdings wird dem aufmerksamen Leser nicht entgehen, daß zwischen der konstruktivistischen Position Gerhard ROTHs und der kritisch-realistischen Position in den Formulierungen von KÖHLER oder METZGER keine Unterschiede mehr zu bemerken sind (Hervorh. von mir).”
Vortrag gehalten auf der 5. wissenschaftlichen Arbeitstagung der Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen (GTA) vom 5. — 8. März 1987 an der Universität Regensburg. Erstveröffentlichung in Gestalt Theory 10, No. 1, 1988, 57–70.
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Walter, HJ. (1996). Sind Gestalttheorie und Theorie der Autopoiese miteinander vereinbar?. In: Angewandte Gestalttheorie in Psychotherapie und Psychohygiene. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09265-0_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09265-0_9
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