Zusammenfassung
Wenn Institutionen und Beziehungen über die Spanne einer Generation oder noch länger bestehen bleiben, vergißt man leicht, wie überraschend ihre Stabilität am Anfang erschienen wäre. Nur wenige Leute hätten angesichts der Ruinen von Hitlers Reich im Jahr 1945 die Behauptung gewagt, daß Westdeutschland zu einer wirtschaftlichen Supermacht und zum entscheidenden Element des amerikanischen Bündnissystems in Europa werden würde. Mehr noch, niemand hätte mit einiger Sicherheit voraussagen können, daß die Vereinigten Staaten sich je in solch einem dauerhaften atlantischen Rahmen binden würden. Wie man Deutschland daran hindern könne, ‚es wieder zu tun‘, dies blieb der Ausgangspunkt für politische Zukunftsüberlegungen — nicht nur für die Fürsprecher einer fundamentalen Umgestaltung, wie sie etwa der Morgenthau-Plan vorsah, sondern auch für jene, die an das deutsche Problem mit einem geringeren Drang zur Reorientierung seiner Industriewirtschaft herangingen. Noch weit in die 1950er Jahre hinein mußten sich maßgebliche amerikanische Sprecher zu Zweifeln äußern, ob nicht der zweite Anlauf zur Demokratie in Deutschland zu zerbrechlich sei, um langfristig überleben zu können. James Bryant Conant kehrte Ende der 1950er Jahre an die Harvard-Universität zurück und versicherte seinen Zuhörern, Deutschland werde mit größter Wahrscheinlichkeit stabil und demokratisch bleiben.1 Was für den Historiker dabei am bemerkenswertesten bleibt, ist die Tatsache, daß er es für notwendig hielt, diesen Gedanken zu unterstreichen.
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Anmerkungen
James Bryant Conant, Germany and Freedom. A Personal Appraisal, Cambridge, MA: Harvard University Press, 1958.
Lutz Niethammer, Die Mitläuferfabrik. Entnazifierung am Beispiel Bayern, Berlin: J.H.W. Dietz, 1982; John Gimbel, A German Community under American Occupation. Marburg, 1945–1952, Stanford: Stanford University Press, 1961.
Friedrich Meinecke, The German Catastrophe, Boston: Beacon Press, 1963, S. 38; [ders., Die deutsche Katastrophe. Betrachtungen und Erinnerungen, Wiesbaden: Eberhard Brockhaus, ‘1946, S. 62].
Die Protokolle dieser Debatten, die im Koblenzer Bundesarchiv, Aktenbestand Z/3, verfügbar sind, sind nun wenigstens teilweise veröffentlicht worden. S. Walter Vogel u. a. (Hg.), Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1949, 5 Bde., München: Bundesarchiv und Institut für Zeitgeschichte, 1976 —.
S. U.S. Treasury Memorandum, „Is European Prosperity Dependent upon German Industry?“, 7. 9. 1944, in: Harry Dexter White papers, Box 7, F. 22e, Mudd Library, Princeton University; zu der Auseinandersetzung über Morgenthaus Ideen s. John Morton Blum, From the Morgenthau Diaries. Years of War, 1941–1945, Boston, MA: Houghton Mifflin, 1967, S. 323–347.
John Gimbel, The American Occupation of Germany. Politics and the Military, 1945–1949, Stanford: Stanford University Press, 1968, S. 1–22; Paul Y. Hammond, Directives for the Occupation of Germany. The Washington Controversy, in: Harold Stein (Hg.), American Civil-Military Decisions, Birmingham, AL: University of Alabama Press, 1963, S. 311–464.
Franz Neumann, Behemoth. The Structure and Practice of National Socialism, New York: Oxford University Press, 1942, veränd. Aufl. 1944; Robert A. Brady, The Spirit and Structure of German Fascism, New York Viking Press, 1937.
Zum Hintergrund hinsichtlich der Frage der Kartellbekämpfung s. Ellis Hawley, The New Deal and the Problem of Monopoly, Princeton: Princeton University Press, 1966, S. 420–471; James Stewart Martin, All Honorable Men, Boston: Little Brown, 1950. Das Material zum Fall Sachs und zur Entfernung der kartellfeindlichen Elemente befindet sich in den National Archives: Record Group 200, Johnston Avery Papers, und Record Group 335, Ferguson Committee Records.
Zu den widerstreitenden Strömungen in der Truman-Administration, s. Alonzo L. Hamby, Beyond the New Deal. Harry S. Truman and American Liberalism, New York: Columbia University Press, 1973.
Zur Auseinandersetzung über die Höchstgrenzen der Industrieproduktion s. die Berichte in: U.S. Department of State, Foreign Relations of the United States, 1947, Bd. 2, S. 983–1067.
Report on the Harriman Mission (Sommer 1947), in: W. Averell Harriman papers [in Privatbesitz].
S. „Vorschlag… der August-Thyssen-Hütte“, 9. 2. 1950, in: Akten des Verwaltungsamtes für Eisen und Stahl, Z41/23, Bundesarchiv Koblenz.
S. das Byroade Memorandum vom 6. 5. 1950 in: Foreign Relations of the United States, 1950, Bd. 3, S. 933f.
Telegramm Acheson v. 12. 5. 1950, ebd., S. 1046.
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Maier, C.S. (1986). Produktion und Rehabilitation. In: Trommler, F. (eds) Amerika und die Deutschen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09255-1_5
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