Zusammenfassung
Es ist völlig in Ordnung, daß die Einwanderung der Juden aus Deutschland nach den USA seit 1933 in einer Gedenkfeier zur dreihundertjährigen Geschichte der deutschen Einwanderung nach Amerika hier in Philadelphia vertreten ist. In dieser Stadt ist einer der historischen Ursprünge der amerikanisch-jüdischen Gemeinschaft zu finden. Hier legten Juden aus deutschen Staaten viele der Grundlagen für das amerikanisch-jüdische religiöse, geistige und organisatorische Leben im 18. und 19. Jahrhundert. Hier liegen die Anfänge eines Zweiges des amerikanisch-jüdischen Wirtschaftslebens: Juden begannen als Hausierer zu Fuß und zu Wagen, arbeiteten sich zum Einzelhandel in festen Läden hinauf und nahmen schließlich ihren Platz in der amerikanischen Wirtschaft als Geschäftsleute, Fabrikanten oder Bankiers ein. Die jüdische Wanderung entsprang ähnlich unwirtlichen Bedingungen in Deutschland, die auch nichtjüdische Auswanderer nach Übersee getrieben hatten. Juden wie Christen kamen nach Amerika, um ihr Leben frei gestalten zu können, ohne die Beschränkungen, die ihnen durch drückende wirtschaftliche Bedingungen oder durch die noch halbfeudale Struktur ihrer Gesellschaft auferlegt wurden. Für Juden im Deutschland des 18. und im Deutschen Bund des 19. Jahrhunderts gab es noch die zusätzliche Last der uralten Diskriminierung und einer Stellung als Mensch zweiter Klasse. In der Regel beteiligte sich der deutsch-jüdische Einwanderer des 19. Jahrhunderts — zumindest bis in die 1860er und 1870er Jahre — an den deutschen kulturellen Aktivitäten, zusammen mit seinem nichtjüdischen Miteinwanderer aus Deutschland. Als die Masseneinwanderung von Juden aus dem zaristischen Rußland und Polen nach 1881 begann, standen deutsch-jüdische Institutionen bereit, den Neuankömmlingen, die das Wesen des amerikanischen Judentums bestimmen sollten, zu helfen. Bis zum Ende des Jahrhunderts hatten deutschjüdische Einwanderer jedoch die Institutionen geschaffen, in denen religiöses Leben und soziale Dienste unter den Juden in Amerika zum Ausdruck kommen sollten.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Die Geschichte dieser Hilfeleistungen ist dokumentiert in Jewish Immigrants of the Nazi Period in the U.S.A., Hg. Herbert A. Strauss, Bd. 1: Archival Resources zus. gest. v. S.W. Siegel, New York: K.G. Saur, 1978.
Diesen Eindruck gewinnt man aus dem Material in International Biographical Dictionary of Central European Emigrés, 1933–1945/Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Hg. Herbert A. Strauss u. Werner Röder, Bd. 2, München/New York: K.G. Saur, 1983.
Ruth Neubauer, Differential Adjustment of Adult Immigrants and their Children to American Groups, Diss. Ed., Teacher’s College, Columbia University, New York, 1966.
S. relevante Titel in Jewish Immigrants of the Nazi Period in the U.S.A., Bd. 2. Classified and Annotated Bibliography, zus. v. Henry Friedlander u.a. New York: K.G. Saur, 1981, S. 148–151, 170–183.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1986 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Strauss, H.A. (1986). Kontinuität im Wandel. In: Trommler, F. (eds) Amerika und die Deutschen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09255-1_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09255-1_15
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-09256-8
Online ISBN: 978-3-663-09255-1
eBook Packages: Springer Book Archive