Zusammenfassung
Die bisher vorgestellten theoretischen Überlegungen zur Erklärung der zunehmenden ehelichen Instabilität wiesen vor allem zwei Probleme auf: Entweder verfügten sie nicht über ein hinreichendes mikrotheoretisches Modell, um die vermuteten makrotheoretischen Prozesse adäquat in eine Erklärung umzusetzen oder sie arbeiteten den Zusammenhang zwischen diesen Prozessen und den entsprechenden Parametern eines Handlungsmodells, also die Brückenhypothesen, nicht aus. In diesem vierten Kapitel sollen deshalb zwei Ziele verfolgt werden: einerseits gilt es, aufgrund der oben dargestellten Überlegungen ein allgemeines Modell ehelicher Beziehungen und deren Entwicklung zu entwerfen. Andererseits soll demonstriert werden, wie mit Hilfe dieses Modell durch die Formulierung entsprechender Brückenhypothesen, die sozialstrukturelle und andere makrosoziologische Aspekte mit entsprechenden Parametern des Modells verbinden, der historische Anstieg der Scheidungswahrscheinlichkeit erklärt werden kann.
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Referenzen
Die Daten stammen aus einer Untersuchung der Netzwerkstrukturen von über 1000 Befragten in Kalifornien; zu näheren Einzelheiten vergleiche Fischer (1982).
Der Datensatz der ISSP-Befragung ist als ZA-Studie Nr. 1700 verfügbar. Der ISSP wurde in der Bundesrepublik zusammen mit dem ALLBUS 88 (ZA Nr. 1670) erhoben. Die im ALLBUS verfügbare Version ist in diesem Bereichen ausführlicher. Die Daten von Why te (1990) wurden ebenfalls freundlicherweise durch das Zentralarchiv für empirische Sozial Forschung, Köln, zur Verfügung gestellt.
Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß es sich hier nicht um eine einseitige Beeinflussung handelt. So wird auch eine hohe Ehequalität zu commitment-erzeugendem Handlungen führen.
Natürlich ist der Einsatz von commitment auch möglich, um einseitige Vorteile erst zu erzeugen. So werden im vielzitierten Beispiel des Odysseus die Sirenen um den ‘Lohn’ ihres Gesanges betrogen.
Die Form des Verhandlungssets ist eine Folge der Annahmen über die individuellen Präferenzen. Ohne die Annahme des abnehmenden Grenznutzens handelt es sich bei dem Verhandlungsset um ein Dreieck. Für die folgenden Analysen ist dieser Punkt jedoch ohne Konsequenzen.
Sicherlich existieren auch andere potentielle Erklärungen für den Verlauf der Hazardrate. So folgt der Sichelverlauf auch aus der Annahme einer Bevölkerungs-heterogenität (Diekmann/Mitter 1984). Diese Mover-Stayer-Modelle würden in bezug auf das hier diskutierte Problem jedoch eine Vordetermination der Ehen etwa aufgrund von Matching-Prozessen voraussetzen.
Bolle wendet dabei eine einfache Regel an: “If today I want to be addicted tomorrow, then this is a case of beneficial addiction; if today I do not want to be addicted tomorrow, this is a case of harmful addiction” (Bolle 1990: 273f). Nötig wird eine solche Definition, wenn sich Präferenzen im Zeitablauf ändern können. Dieses Phänomen sich ändernder Präferenzen ist von der Tatsache des abnehmenden (zunehmenden) Grenznutzens zu unterscheiden. Während sich im ersten Fall die Präferenzen ändern, vermindert (vermehrt) sich im zweiten Fall die Nachfrage nach Gütern aus eher produktionstechnischen Gründen.
Cohen (1987: 296–303; vgl. auch Weitzman 1981) diskutiert auch formelle rechtliche Absicherungen der Quasi-Renten. Various legal regimes of divorce and property settlement may be adopted; unilateral divorce, divorce by mutual consent, indissoluble marriage, and judge-determined divorce and property settlement. It is quite clear that each of these devices has substantial drawbacks (Cohen 1987: 303).
In diesem Zusammenhang dürfte eine Begründung für die Vermutung liegen, daß sich familiale Prozesse nicht mit rationaltheoretischen Ansätzen behandeln lassen. Hier liegt dann jedoch eine Verwechslung der Aussageebenen vor. Man muß hier zwischen dem Verhalten der Familienmitglieder und ihrer Erklärung differenzieren.
Dies gilt unabhängig von den bei der Familienökonomie diskutierten Möglichkeiten für Ausgleichszahlungen zwischen den Ehepartnern. Die dort formulierte These besagt nur, daß keiner der Partner die Ehe verlassen wird, solange Ausgleichszahlungen möglich sind, die pareto-inferiore Lösungen verhindern können.
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Kopp, J. (1994). Die Entwicklung ehelicher Beziehungen. In: Scheidung in der Bundesrepublik. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08936-0_5
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