Zusammenfassung
Die Aufgabenstellung dieser Arbeit ist es, den diachronen Anstieg der Scheidungszahlen im Laufe der letzten Jahrzehnte zu erklären. Im vorangehenden Kapitel wurden ausführlich die bestehenden theoretischen Ansätze zur Erklärung der ehelichen Instabilität und der Scheidung vorgestellt. Dabei wurden verschiedene Kritikpunkte der bisherigen Überlegungen — und damit auch Forderungen an die hier zu leistende Erklärung — deutlich. Einerseits fehlt den eher (struktur-) funktionalistischen Ansätzen die theoretisch überzeugende Anbindung ihrer Überlegungen an einen erklärenden Mechanismus. Insofern läßt sich von einer wirklichen Erklärung durch funktionali-stische Argumente gar nicht sprechen. Andererseits liefern mikrotheoretisch fundierte Arbeiten zwar einen nomologischen Kern, hier ist jedoch die Anbindung des Theoriekerns an makrostrukturelle, soziologische Größen über — auch empirisch prüfbare — Brückenhypothesen noch relativ oberflächlich. Zudem stellt sich hier die Frage, inwieweit der mikrotheoretische Kern in der Lage ist, als Basis der Erklärung — gerade im Bereich der Familie — zu dienen. Oben wurde bereits daraufhingewiesen, daß ein rein neoklassisches Modell eigentlich davon ausgehen müßte, daß Beziehungen nur kurz, erratisch und wechselhaft sind. Dies entspricht jedoch — zumindest weitgehend — nicht der empirischen Realität.
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Referenzen
Hierbei soll nicht ein wie auch immer gearteter Methodendualismus gefordert werden. Auch sozialwissenschaftliche Erklärungen unterliegen den allgemeinen Regeln wissenschaftlicher Forschungen.
Esser (1993) diskutiert die hier angerissenen Fragen ausführlicher und zeigt auch auf, welche Vorgehensweisen keine Erklärung darstellen.
Diese Arbeiten untersuchen die Durchsetzung eines Phänotyps unter evolutionärem Druck und entdecken in ihrem Experimenten erstaunlich kurze Fristen.
Vergleiche als Überblick über eine eher klassische Vorgehen s weise Thompson (1989) sowie für die neueren Entwicklungen Tirole (1988).
Dabei müssen sich die Einträge in den Spaltenvektoren natürlich nicht zu 1 addieren. Gewisse Nutzenterme können mit keiner der Handlungsalternativen erreichbar sein, andere fast immer mit Sicherheit auftreten.
Anzumerken ist jedoch, daß die Diskussion um die Einschätzung des Konzepts der bounded rationality noch nicht abgeschlossen ist; vgl. dazu etwa die Diskussion von Selten (1990), Schanze (1990), Langlois (1990), Hart (1990), Schlicht (1990), Heiner (1990) und Lindenberg (1990) im Journal of Theoretical and Institutional Economics. Die Diskussion betont jedoch immer mehr die Rolle institutioneller constraints und die eher instrumenteile Rolle der handlungstheoretischen Fundierung.
Unglücklicherweise spricht Lindenberg hier von einem frame ‘acting’ mit den Handlungsalternativen ‘Handeln’ und ‘Nicht-Handeln’.
Gemeint ist an dieser Stelle bei Lindenberg der Handlungsframe ‘acting’ mit den Handlungsalternativen ‘Handeln’ und ‘Nicht-Handeln’. Für diese Handlunes-alternativen werden Handlungswahrscheinlichkeiten bestimmt, nicht jedoch für Handlungsalternativen konkurrierender frames — wie etwa dem frame ‘non-acting’ (vgl. Lindenberg 1989a: 74f).
Im folgenden wurde bei dem Modell von Riker und Ordeshook auch in den zitierten Passagen die Notation dem SEU-Modell angepaßt.
Skripte oder Schemata ohne Verzweigungsstellen, also Handlungsabläufe die gleichsam automatisch ablaufen, wenn sie einmal in Gang gekommen sind, können als habits bezeichnet werden (vgl. für weitere Anschlußmöglichkeiten Esser 1990).
Wenn man jedoch den Einwand von Simon und anderen Vertretern der ‘bounded rationality’, daß menschliche Verarbeitungskapazitäten beschränkt sind, ernst nimmt, bleibt einzig die zweite Alternative.
Es sei daraufhingewiesen, daß mit der Einführung von Herrschafts- oder Machtstrukturen aber ein neues Problem an Bedeutung gewinnt: das Verhältnis zwischen Prinzipal (Besitzer) und Agent (Angestellten) (vgl. dazu Arrow 1986; Stiglitz 1987).
Zudem ist anzumerken, daß hier sogar etymologische Argumente anzuwenden sind. So stammt das Wort ‘Familie’ vom lateinischen ‘famulus’ oder Diener. Hier wird der Zusammenhang mit wirtschaftlichen und produktionstechnischen Aspekten also deutlich. Im Altarabischen bedeutet das Wort ‘Nikah’ sowohl Ehe als auch Geschlechtsverkehr und wird im Koran auch als Begriff für ‘Vertrag’ verwendet (vgl. Collins 1988: 78).
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Kopp, J. (1994). Methodologische Aspekte. In: Scheidung in der Bundesrepublik. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08936-0_4
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