Zusammenfassung
Die Veränderung der Scheidungsziffern ist also ein wirklich inhaltlich zu erklärendes Problem und nicht nur ein statistisches Artefakt veränderter demographischer Strukturen. Es stellen sich dann im folgenden zwei Fragen: Unabhängig von dem im vorangehenden Abschnitt diskutierten Ergebnis ist von Interesse, welche Faktoren zur Scheidung führen. Es gilt also, allgemein die Determinanten ehelicher Stabilität zu untersuchen. Als Ergebnis der voranstehenden Überlegungen gilt es aber zudem zu fragen, welche Faktoren für die Veränderung des Scheidungsrisikos verantwortlich sind. Interessanterweise steht diese zweite Fragestellung eher im Mittelpunkt der aktuellen (soziologischen) Diskussion, obwohl es sich — von einem theoretischen Standpunkt aus betrachtet — eigentlich ja nur um die Anwendung eines allgemeinen Modells handelt. Die Hauptaufgabe dieses Kapitels ist jedoch, die Hypothesen und Erklärungen der verschiedenen theoretischen Hauptrichtungen innerhalb der Familienforschung zu betrachten und miteinander zu vergleichen. Um die Erklärungsmöglichkeiten der herkömmlichen Ansätze genauer auszuloten, gilt es zuerst, die verschiedenen Erklärungsrichtungen darzustellen. Dabei sollen zuerst zwei neuere soziologische Arbeiten vorgestellt werden, die die zunehmende Scheidungsrate auf die zunehmende Emotionali-sierung familialer Beziehungen oder schlichtweg auf die gestiegenen Ansprüche der Ehepartner zurückführen.
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Referenzen
Bei Frauen, die in nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften leben, sind zwischen den verschiedenen Lebensorientierungen kaum Unterschiede zu finden. Hier zeigt sich also eine Differenz zwischen verheirateten und nicht-verheirateten Frauen (Simm 1987: 79). Aber andererseits hegen nur 6,4 % der Frauen, die in einer nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft leben, keine Heiratsabsicht; 56,4 % wollen heiraten, 37,2 % sind noch unentschieden. Die Autorin sieht daher in dieser Form des Zusammenlebens in der Regel ‘nur’ eine Übergangsform zur Ehe (Simm 1987: 48–52).
Hier wird im folgenden nur auf die theoretischen Argumente eingegangen. Auf eine Darstellung der empirischen Ergebnisse von Nave-Herz et al. (1990) wird hier verzichtet. Aufgrund der geringen Fallzahlen und einer teilweise methodisch ungenauen, beispielsweise gerade nicht zwischen den verschiedenen demographischen Effekten trennenden, Vorgehensweise erscheint die Interpretation der Ergebnisse anzweifelbar.
Die Begriffe ‘Alternativen’ und ‘Barrieren’ werden hier gleichgesetzt mit den von Lewis und Spanier (1979) verwendeten Termini ‘alternative attractions’ und ‘external pressure to remain married’ (dies geschieht auch bei Levinger 1982). Lewis und Spanier benennen diese Variablen an anderer Stelle auch als ‘external rewards’ und ‘external costs’ (Lewis/Spanier 1982).
Die Zunahme nichtehelicher Geburten spricht nicht gegen dieses Argument, da man davon ausgehen kann, daß sich hinter einem Großteil dieser Geburten nicht-eheliche Lebensgemeinschaften befinden.
Personen mit einem geringen Ehegewinn besitzen eine erhöhte Scheidungswahrscheinlichkeit, so daß der Markt der Wiederverheiratungen keine Zufallsstichprobe lediger oder ehemals verheirater Personen darstellt und so wiederum zu Ehen mit einem geringen Ehegewinn führt. Hier findet sich also ein zweites Argument für einen Aschenputtel-Effekt. Selbst falls diese Annahme in einzelnen Fällen nicht gelten sollte Geschiedene also einen relativ hohen ‘Marktwert’ besitzen — treten hier aufgrund der asymmetrischen Information die von Akerlof (1970) Prinzipien der adversen Selektion ein.
Nicht zufälligerweise erinnert diese Auflistung an die schon von Adam Smith festgestellte Unterscheidung in zwei Nutzenarten: physical well-being und social approval (vgl. Wippler 1987: 230ff).
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Kopp, J. (1994). Theorien der ehelichen Stabilität. In: Scheidung in der Bundesrepublik. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08936-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08936-0_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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