Zusammenfassung
Zwar werden alle Wohlfahrtsstaaten in ähnlicher Weise von den veränderten Bedingungen einer erneuten Modernisierung getroffen, jedoch haben ebenso alle — so auch die Niederlande — eine eigene Tradition und Bewältigungsstrategie von Krisen entwickelt, die eine einfache „Transplantation“ (Stille, 1998: 309), einen Import einer bestimmten Politik zwar theoretisch möglich erscheinen lassen, praktisch jedoch schnell an Grenzen stoßen. Dennoch lässt sich einiges lernen, da es nicht an Idealreformen mangelt, die an Schreibtischen entwickelt wurden, vielmehr ist die Umsetzung von Ideen das eigentliche Problem: „In schwierigen Zeiten der Unsicherheit und politischer Experimente ist es entscheidend zu verstehen, wie Reformen Wirklichkeit werden“ (Visser/Hemerijck, 1998b: 12; Hervh. H.H.).
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Literatur
Exemplarisch verdeutlicht das folgende Zitat die allgemeine Wahrnehmung: “Die Gründe für die augenblickliche Beschäftigungsperformanz liegen wohl eher in der zu geringen Innovationsfähigkeit und Investitionstätigkeit der deutschen Wirtschaft sowie der mangelnden Experimentierfreudigkeit im Bereich der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik” (Glott et al., 1998: 28; Hervorh. H.H.).
Die Beitragsfinanzierung hat zur Folge, dass sich die Arbeitsvenvaltungen immer stärker auf den Kundenkreis konzentrieren, der Leistungen nach dem AFRG beanspruchen kann, während Personen ohne Leistungsbezug immer weniger berücksichtigt werden. Da ABM zudem weitgehend Empfängern der steuerfinanzierten Arbeitslosenhilfe vorbehalten sind, werden sie finanzpolitisch zum Refinanzierungsinstrument des Bundes (Hartmann, 1998 ).
Die Vermutung von Feist/Schöb ( 1999: 21), dass zu viele Sozialhilfeempfänger bereits nach der “Mindestdauer” von einem halben Jahr für den Erwerb von anderen Transferleistungen in die Zuständigkeit der Arbeitslosenversicherung abgeschoben werden, da das Kalkül der Gemeinde darauf ausgerichtet sei, sich möglicht rasch “von der Unterhaltspflicht zu befreien”, findet empirisch allerdings keine Bestätigung: Die durchschnittliche Verweildauer in den Beschäftigungsmaßnahmen sank zwar im Vergleich zu 1993 von 14,3 auf 12 Monate. Gleichwohl läuft auch 1996 mit 63 Prozent der größte Teil der Maßnahmen über einen Zeitraum von einem Jahr und länger. 10 Prozent der Arbeitsverhältnisse wurden über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren und 14 Prozent über zwei Jahre gefördert. Insofern läuft auch der von Ihnen konkret gemachte Vorschlag, “wenn nach jeweils einem Jahr alle Arbeiter entlassen und neue Sozialhilfeempfänger zur Arbeit aufgefordert werden, bald alle arbeitsunwilligen Sozialhilfeempfänger aussortiert sein werden” (ebd.) ins Leere. Gefragt ist vielmehr eine langfristige Perspektive über diesen Drehtüreffekt hinaus.
Ausführlich behandelt werden der Individualisierungs- und Pluralisierungstopos bei Zapf (1987; 1995) und Beck (1986), die Auswirkungen dieses sozialen Wandels auf die Sozialpolitik werden prägnant von Offer- mann (1996; 1997) zusainmengefasst. Eine stärker theoriegeleitete Perspektive im Hinblick auf sozialpolitische Interventionsmöglichkeiten findet sich bereits Anfang der achtziger Jahre bei Kaufmann (1982), für die neunziger Jahre bei Leibfried et al. (1995) und Leisering (1995b).
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Hackenberg, H. (2001). Resumé und Reformoptionen für die deutsche Diskussion. In: Niederländische Sozialhilfe- und Arbeitsmarktpolitik. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08791-5_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08791-5_9
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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