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Zusammenfassung

Das Magazin als Medienangebot ist die derzeit quantitativ auffallendste Sendeform im Bereich der non-fiktionalen Genres des kontemporären TV-Programms. Der Begriff ‚Magazin‘ leitet sich etymologisch aus dem Arabischen ab; das Wort mahâzin bezeichnet ein Vorrats- und Lagerhaus. Der im anglophonen Bereich zur Kennung von Printmedienangeboten verwendete Begriff verbreitete sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts auch im deutschsprachigen Raum. Als ‚Magazine‘ wurden Zeitschriften mit breiter Themenpalette bezeichnet, die sich die „Erweiterung des politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Horizonts“l der Leser zum Ziel gesetzt hatten. Die formalen Charakteristika der historischen Printmagazine zielten auf „eine unterhaltende und belehrende Lektüre in leichter Lesart“2 ab; kurze, leichtverständliche Artikel, ein breites Themenspektrum und geringe Produktionskosten waren die Basis für eine rasche Ausdifferenzierung der Magazinangebote für spezifische Rezipientengruppen3 Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts fanden sich unterschiedliche Spezial- und Fachmagazine, die historische, ökonomische, politische etc. Themen behandelten. Daß Magazine keine nur journalistische Kategorie, sondern immer auch eine Vermarktungsform darstellen, zeigte sich mit Beginn der Industrialisierung am Anfang des 19. Jahrhunderts. Der aufklärerische, universalistische Gestus der Magazine nach dem rhetorischen Prinzip des delectare et prodesse wandelte sich entsprechend zu den Veränderungen des ökonomischen und medialen Systems. Das Magazin als billig herzustellendes Massenprodukt erzielte dank verbesserter Produktionstechnik eine ubiquitäre Verbreitung auch in sozialen Schichten mit geringer Kaufkraft; der Anspruch der Printmagazine entwickelte sich hin zur illustrierten Unterhaltungsschrift mit periodischem Erscheinungsdatum.4 Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war durch eine Konsolidierung der Angebotsmuster im Magazinbereich geprägt; als Beispiel sei die von 1854 bis 1939 erschienene illustrierte Wochenzeitschrift Reclams Universum genannt. Die Verwendung des Begriffs ‚Magazin‘ zur Kennzeichnung von Medienangeboten ging in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück5 und erfuhr erst in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts mit der Ausprägung des Typus des modernen und aktuellen Nachrichtenmagazins (Time, Newsweek) einen neuerlichen Aufschwung. Durch den Erfolg der US-Nachrichtenmagazine, auf deren Vorbild auch der bundesdeutsche Spiegel rekurrierte, wurde der Magazinbegriff in der Folgezeit häufig mit einem nachrichtenorientierten, aktuellen und kritischen Printmagazin gleichgesetzt. Die Übernahme des Magazinbegriffs zur Kennzeichnung von Angebotsmustern in anderen Formen medialer Vermittlung läßt sich auf die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts datieren. Magazinsendungen im Hörfunk griffen das offene Strukturprinzip der Print-magazine auf, das Radiomagazin etablierte sich als teils informative, teils unterhaltende Mischform, die verschiedenste Präsentationsformen zuließ. Die einzelnen Magazinbeiträge waren in ein ‚Rahmenprogramm‘ von Musikbeiträgen und Produktwerbung eingefügt. Weitere Vorteile ergaben sich aus Aspekten der erleichterten Programmplanung:

„Eine Sendeform, deren Offenheit die Verknüpfung heterogener Beiträge in einer Einzelsendung erlaubt, gewährleistet gegenüber monothematischen Sendungen, wie z.B. den Features, eine höhere Flexibilität bei der Gestaltung, durch den Reihencharakter und die Person des Moderators wird darüber hinaus eine Programmkennung, sprich: Imagepflege der einzelnen Sendung sichergestellt.“6

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Literatur

  1. Vgl. Wilmont Haacke: Genesis und Stil des Magazins. In: Publizistik, Nr. 3/4, 1966, S. 235247. Haacke nennt das von Georg Christoph Lichtenberg redigierte ‚Göttingische Magazin der Wissenschaften und der Litteratur‘ als herausragendes Exempel für die historische Printmediengattung Magazin. Siehe auch: Wilmont Haacke: Das Magazin. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Nr. 11, 1970, S. 429–448.

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  3. Die Ausdifferenzierung der Magazine hinsichtlich verschiedener Rezipientengruppen berücksichtigte neben der biologischen Stratifikation (Männer, Frauen, Kinder) auch eine soziale: bestimmte Magazine wandten sich explizit an zu dem Zeitpunkt noch klar abgrenzbare Berufsstände.

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  4. Beispielhaft sei das ‚Pfennig-Magazin‘, das als Kopie des englischen Penny Magazine von 1833–1855 erschien, als Exponent des veränderten, stärker unterhaltsamen Anspruchs der Magazine genannt. Das ‚Pfennig-Magazin‘ ist auch als direkter Vorläufer der späteren Illustrierten beschrieben worden. Vgl. Joachim Kirchner: Magazin. In: Kari Löffler/Joachim Kirchner (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens, Bd. 2, Leipzig 1936, S. 394.

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  5. Die Verwendung des Magazinbegriffs zur Kennzeichnung illustrierter Printmedienangebote mit pornographischem Inhalt am Ende des 19. Jh. ließ in bürgerlichen Kreisen eine negative Konnotation des Begriffs ‚Magazin‘ entstehen.

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  6. Gerhard Lampe/Heidemarie Schumacher: Das Panorama der 60er Jahre. Zur Geschichte des ersten politischen Fernsehmagazins der BRD, Berlin 1991, S. 17.

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  9. Gerhard Lampe/Heidemarie Schumacher: Das Panorama der 60er Jahre, a.a.O., S. 18. Vgl. auch: Peter Christian Hall: Zeitkritik als Ressort. Politische Fernsehmagazine im Kreuzfeuer der Interessen. In: Helmut Kreuzer/Karl Prümm (Hrsg.): Fernsehsendungen und ihre Formen, Stuttgart 1979, S. 305f.

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  12. Zur para-sozialen Interaktion zwischen Moderator und Rezipienten zählen die ritualisierten Handlungen auf dem Bildschirm: das Begrüßen und Verabschieden der Zuschauer, persönliche Stellungnahmen und ironisierende Kommentare (“Sie und ich, wir haben es gesehen, aber wir wissen es beide besser..). Die para-soziale Interaktion ist ein wesentlicher Faktor für die emotionale Anbindung der Adressatengruppen an die Magazinsendung; vgl. dazu auch: Klaus Sielker: Unterhaltende Gestaltung von Informationssendungen am Beispiel des Kulturmagazins aspekte. In: Helmut Kreuzer/Heidemarie Schumacher (Hrsg.): Magazine Audiovisuell, a.a.O., S. 160–174.

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Ziegert, D. (1997). Begriffsbestimmung Fernsehmagazine. In: Jugendfernsehen auf dem Weg vom Infotainment zum Infomercial. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08619-2_2

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  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8244-4250-8

  • Online ISBN: 978-3-663-08619-2

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