Zusammenfassung
Zu Beginn der Auseinandersetzungen im Bereich der sozialen Kognition (social cognition) wurden Kognitionen über soziale Situationen in den Vordergrund gestellt. Fiske/Taylor (1984) definierten dieses Gebiet als die Untersuchung darüber, „... wie Personen sich eine Vorstellung über andere Personen und sich selbst machen ... [‚ wie sie] über andere Personen denken und wie sie denken, daß sie über andere Personen denken“ (S. 1). Im allgemeinen wird darunter die „... Wahrnehmung von, das Gedächtnis für und die Informationsverarbeitung über andere Personen und soziale Ereignisse ...“ (Schneider 1982, S. i) verstanden. In jüngeren Jahren setzte andererseits ein Trend ein, Kognition auf einer kollektiven Ebene zu untersuchen. Larsen/Christensen (1993) schlagen daher eine neue Bedeutung für den Begriff der sozialen Kognition vor und verstehen darunter „... jene sozialen Prozesse (z.B. das Einbringen von Information in eine Gruppendiskussion), die sich auf die Akquisition, Speicherung, Weitergabe, Manipulation und den Gebrauch von Information zum Zwecke der Schaffung eines intellektuellen Produktes auf dem Gruppenniveau beziehen.“ (S. 6). Soziale Kognition ist durch diese Deutung „... nicht lediglich Kognition »über«, sondern Kognition »mittels«, wobei das Wort »sozial« sich auf die Art und Weise bezieht, mit der Kognition erreicht wird. Auf der Ebene der Gruppe als Analyseeinheit ist Kognition ein soziales Phänomen“. (S.6). Damit wird der Fokus auf die Informationsverarbeitung in der Gruppe gerichtet. Larson/Christensen (1993) weisen auf die Wichtigkeit hin, Kognitionen auf dem Niveau des Individuums und jenem der Gruppe nicht zu verwechseln, es handelt sich um zwei klar unterschiedliche Dinge. Eine Informationseinheit aus dem (individualen) Gedächtnis hervorzurufen ist offensichtlich nicht dasselbe als eben diese Einheit in einer Gruppendiskussion zu nennen, trotz der Tatsache, daß beide Ereignisse dem gleichen Ziel dienen, obgleich auf unterschiedlichen Betrachtungsebenen. Soziale Kognition in diesem Sinne ist kein Substitut für individuale Kognition, sondern ist abhängig von und wird unterstützt durch Kognitionen des Individuums.
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Auer-Rizzi, W. (1998). Gruppengedächtnis. In: Entscheidungsprozesse in Gruppen. DUV : Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_4
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
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