Zusammenfassung
Der Begriff der Kohäsion oder Kohärenz ist wohl einer der umstrittensten und schwer faßbaren Konstrukte in der Kleingruppenforschung. Eine systematische Auseinandersetzung wurde durch die Arbeiten von Festinger und seinen Kollegen (Festinger 1950; Festinger/Schachter/Back 1950) am Research Center for Group Dynamics an der University of Michigan eingeleitet. Der ursprüngliche theoretische Kontext dieser Arbeiten stammt von Lewins (1936, 1948) Feldtheorie, nach der die subjektive Realität die Gesamtheit der vom Individuum erlebten psychologischen Ereignisse darstellt (Lebensraum oder Feld genannt), die in unterschiedliche Regionen (oder Punkte) von Erfahrung gemustert sind. Spezifische Bedürfnisse oder Ziele verursachen einen Zustand von psychischer Spannung in den relevanten Regionen des Felds. Diese werden mit einer positiven oder negativen Valenz gefüllt, die das Individuum zu jener Region des Feldes führt, die eine Spannungsreduktion erreichen kann. Der menschliche Organismus wird durch Spannungsreduktion angetrieben, um ein Equilibrium zwischen den Regionen des Feldes wiederherzustellen. Nach Lewin (1948) ist Gruppenverhalten als zielorientiert anzusehen. Valenzen sind demnach Äquivalente von Gruppenkräften, die zielbezogene Aktivitäten beeinflussen, die Richtung, die von einer Gruppe in Relation zu diesen Kräften eingeschlagen wird, wird Vektor genannt. Nach Lewin (1948) ist Gruppenkohäsion eine Qualität, die von einer losen „Masse“ bis zu einer kompakten Einheit variiert (1948, S. 84) und die von der psychologischen Repräsentation von interindividuellen Kräften von Attraktion und Abstoßung innerhalb der Gruppe im Lebensraum (Feld) des Individuums bestimmt wird. Aufbauend auf der Arbeit von Lewin kam von Festinger (1950) die seither am meisten zitierte Definition von Gruppenkohäsion als „... die Resultante aller Kräfte, die auf die Gruppenmitglieder einwirken, um in der Gruppe zu verbleiben“ (S. 274).
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Auer-Rizzi, W. (1998). Das Kollektiv als Entität. In: Entscheidungsprozesse in Gruppen. DUV : Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_2
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