Zusammenfassung
Salancik (1977) definiert „Commitment zu einem Kurs von Handlungen“ als einen „... Zustand, in dem ein Individuum durch seine Handlungen gebunden wird und durch diese Handlungen zu Glaubensvorstellungen kommt, welche die Handlungen und seine eigene Involvierung aufrechterhalten“ (S. 62). Einerseits führt Commitment dazu, eine Handlung fortzusetzen, auch wenn der Ertrag nicht offensichtlich ist, auf der anderen Seite kann ein hohes Niveau von Commitment zu negativen Konsequenzen führen, wenn eine Person oder eine Gruppe sich zu einem „falschen Kurs“ verpflichten. Hat eine Person einmal einen Weg eingeschlagen und darauf schon eine Strecke zurückgelegt, so erscheint es ihr besonders schwierig umzudrehen, wenn sich herausstellt, der Weg ist doch nicht so gut, wie ursprünglich angenommen. Zudem es ja möglich wäre, schon nahe am Ziel zu sein und mit etwas Anstrengung und Ausdauer die schon investierte Anstrengung doch noch mit einem Erfolg zu krönen. An dieser Stelle könnten unzählige Beispiele angeführt werden, sowohl aus jeder Person eigener Erfahrung als auch aus den Erfahrungen anderer. So verhält es sich z.B. im bekannten Beispiel eines Gebrauchtautos, das mit jeder weiteren Reparatur teurer wird; der Entscheidung, in einer Warteschlange zu verharren; bei nicht gutgehenden Projekten, in die schon etliche Ressourcen gepumpt wurden; in interpersonellen Beziehungen; bis hin zum schon lange andauernden Krieg, um nur einige zu nennen. Eines haben geschilderte Situationen gemeinsam, es wurden für eine bestimmte gewählte Alternative schon Ressourcen investiert (Finanzmittel, Zeit, Menschenleben) und diese Alternative stellt sich als nicht erfolgreich heraus. Es liegt die Entscheidung an, zusätzliche Ressourcen zu investieren oder auszusteigen. Bezieht jemand die vergangenen Investitionen in die Entscheidung mit ein, so ist es sehr leicht möglich, daß er „Gefangener der eigenen Entscheidungen“ wird und es zu einer Eskalation der Verpflichtung gegenüber dieser Entscheidung kommt. Dieses Phänomen ist in der Psychologie und Entscheidungsforschung unter der Bezeichnung “psychological entrapment” (Brockner/Rubin 1985), “escalating of commitment” (Staw/Ross 1978) zu finden, wobei Titel wie “too much invested to quit” (Teger 1980) oder “knee deep in the big muddy” (Staw 1976) die Situation recht anschaulich beschreiben.
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Auer-Rizzi, W. (1998). Eskalierendes Commitment. In: Entscheidungsprozesse in Gruppen. DUV : Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08459-4_11
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4293-5
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