Zusammenfassung
Nachdem im vorigen Kapitel die Variabilität des Verhaltens der Versuchspersonen bereits angedeutet wurde, soll in diesem Kapitel auf die Bandbreite der Unterschiede zwischen den 20 Versuchspersonen näher eingegangen werden. Es soll in diesem Kapitel diese Verhaltensvariabilität dokumentiert werden. Bei der Konstruktion und Überprüfung von psychologischen Theorien oder kognitiven Modellen scheint die Verhaltensvariabilität der Menschen ftir die meisten Psychologen ein großes Problem darzustellen, denn sie scheint schwer in ein allgemeines Gesetz zu fassen zu sein. Je komplexer und undurchsichtiger eine bestimmte Situation ist, desto größer wird die Bandbreite des beobachtbaren Verhaltens. Deshalb beschränkt man sich in der Psychologie gerne auf sehr eng umgrenzte, gut definierte Realitätsausschnitte und leicht meßbare Indikatorvariablen. Was dann aber verloren geht, sind die vielen interessanten Phänomene, die man bei handelnden Menschen beobachten kann. Diese Phänomene treten eventuell nur selten oder vereinzelt auf. Sie sind aber nicht weniger erklärungsbedürftig und dürfen deshalb nicht durch Er-Mittelung eines durchschnittlichen Verhaltens unter den Tisch fallen.
„Konrad Lorenz [...] hat es als ‘Modetorheit’ der Psychologen gegeiβelt, zu glauben, man könne auf Beschreibung verzichten, bevor man Theorien baut. ‘Beschreibung “ ist dabei nicht das, als was sie gerne denunziert wird: Kuhäugige Anfertigung von Strichlisten über belanglose Kleindetails. Schon eher hat sie etwas mit der ebenfalls vielgeschmähten anekdotischen Beobachtung zu tun, sofern diese einer Gestaltwahrnehmung entspringt, die dem Leben kongenial ist und daher fähig, seine Prägnanzschwerpunkte aufzunehmen und zu Kristallisationskernen der Theoriebildung werden zu lassen.
Was eigentlich gefordert wird, ist die Überwindung der Berührungsscheu vor dem Gegenstand, oder, wie Hans Knobloch [...] es ausdrückt, die Bereitschaft, Kennerschaft zu erwerben, bevor man mit Wissenschaft beginnt. Nur der Kenner ist dagegen gefeit, Theorien ‘konstruieren’ zu müssen, die, wie so viele unserer Theorien, ohne Realitätsbezug und daher auch ohne Selbstachtung im luftleeren Raum driften.“
(Norbert Bischof, 1988, S.30)
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Detje, F. (1999). Zusammenfassung des Versuchspersonenverhaltens. In: Handeln erklären. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08224-8_5
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