Zusammenfassung
Die lange und wechselvolle Geschichte des organologischen Verständnisses von Gesellschaft und Staat läßt sich auf wenigen Seiten nicht einmal in ihren Grundzügen behandeln. Von Platos Deutung der polis als makranthropos und der von Livius berichteten Fabel des Menenius Agrippa bis hin zu den Gesellschafts- und Staatstheorien der neueren Zeit (etwa bei Schäffle und dann Othmar Spann) hat sich die intellektuelle und politische Anziehungskraft dieser Auffassung immer aufs neue erwiesen und zur Geltung gebracht. Ein gutes Beispiel für diese Art der Argumentation findet sich im Policraticus des Johannes von Salisbury (geschrieben 1156–1159): „Ein und derselbe Körper hat viele Glieder und nicht alle dienen dem gleichen Zweck, sondern die einzelnen haben ihre jeweiligen Aufgaben. ... Du (angesprochen ist Thomas Beckett; J. W.), der du deine Aufgabe nicht dem Jäger überläßt, warum beanspruchst du dessen officium? Wirst du nicht jenen für unwürdig halten, der als Jäger die königliche oder geistliche Herrschaft anstrebt?“ Die organologische Ausdrucksweise ist hier nicht bloß metaphorisch oder im Sinne einer unbestimmten Analogie gemeint; das erhellt daraus, daß Johannes von Salisbury an anderer Stelle als allgemeines Prinzip konstatiert, ein Gemeinwesen sei „ad similitudinem naturae“ einzurichten (alles nach Kerner 1979, 182/187).
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Weiß, J. (1998). Über organische Repräsentation. In: Handeln und handeln lassen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08052-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-08052-7_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13201-3
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