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Funktionsbestimmung ohne Funktionalismus in der Kognitionswissenschaft

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Repräsentationismus — Was sonst?

Part of the book series: Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie ((WWP,volume 45))

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Zusammenfassung

In der Einleitung zu dem Sammelband „Gehirn und Kognition“ hat Wolf Singer als oberstes Ziel der Kognitionswissenschaft bestimmt, die Funktionsweise unseres Gehirns zu verstehen. Während hinsichtlich dieses obersten Zieles mit Sicherheit zwischen allen an der Kognitionsforschung Beteiligten Konsens besteht, ergeben sich Differenzen, unterschiedliche Forschungsstrategien und unterschiedliche Zielsetzungen unterhalb des obersten Zieles genau dann, wenn Funktionen einzelner Strukturen des Gehirns oder eben auch die Funktionsbestimmung des Gehirns insgesamt jeweils different vorgenommen werden. Eine der grundlegenden Auseinandersetzungen innerhalb der modernen Kognitionswissenschaft geht ja gerade darum, ob das Gehirn bestimmt werden kann als ein Repräsentationsorgan, ein Organ, das in der Lage ist vorfindliche Dinge und Strukturen bzw. Ordnungen außerhalb des Gehirns in irgendeiner Weise innerhalb des Gehirns darzustellen; oder ob nicht im Gegenteil das Gehirn so funktioniert, daß durch seine Aktivität erst aus der ungeordneten Mannigfaltigkeit von Einflüssen, die aus der Umgebung des Systems Gehirn auf dieses einströmen, Ordnungsstrukturen erzeugt werden, das Gehirn also kein Repräsentationsorgan, sondern viel eher ein Konstruktionsorgan darstellt. Und je nachdem, welche Funktionszuweisung von dem einzelnen Forscher oder einer Forschungsgruppe vorgenommen wird, können sich Unterschiede nicht nur auf der Ebene theoretischer Konzeptualisierung ergeben, sondern auch in der Art und Weise der Anordnung von Experimentalsystemen (zum Begriff des Experimentalsystems vergl. Rheinberger, 1992), mit deren Hilfe die leitende Funktionshypothese verifiziert werden soll. Zurecht hält Singer als ein wichtiges zu bearbeitendes Problem in der gegenwärtigen kognitionswissenschaftlichen Diskussion daher fest:

„Neue Fakten führen zu Modifikationen von Modellvorstellungen, Arbeitshypothesen und experimentellen Ansätzen, und letztere erschließen wiederum neue Fakten. Die diesen Aktivitäten zugrundeliegenden Basishypothesen sind jedoch meist implizit, beruhen auf unausgesprochenem Konsens und harren einer philosophischen Durchdringung und Einordnung.“ (Singer, 1990, S. 7).

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Weingarten, M. (1996). Funktionsbestimmung ohne Funktionalismus in der Kognitionswissenschaft. In: Ziemke, A., Breidbach, O. (eds) Repräsentationismus — Was sonst?. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 45. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-08006-0_4

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