Zusammenfassung
Dieser Beitrag befaßt sich mit Armut durch Pflegebedürftigkeit — ein Aspekt, der angesichts des in der aktuellen Diskussion um die Einführung einer Pflegeversicherung dominierenden Finanzierungsdilemmas zunehmend aus dem Blick zu geraten droht. Dies war vor rd. 20 Jahren, als die Debatte um die Neuordnung der Kostenträgerschaft bei Pflegebedürftigkeit in Deutschland begann, noch ganz anders. So liest man beispielsweise in der „legendären” Denkschrift des Kuratorium Deutsche Altershilfe von 1974 folgendes Vorwort:
„Ein 70jähriger Mann, Rentner, krankenversichert, erleidet einen Schlaganfall:
Er wird in eine nahe gelegene Universitätsklinik aufgenommen und dort nach modernsten Erkenntnissen der Medizin behandelt. Die Krankenkasse zahlt alles. Er behält seine Rente. Sein Vermögen wird nicht angetastet. Seine Angehörigen bleiben unbehelligt. Er wird in ein kleines, vielleicht ländliches Krankenhaus mit freier Bettenkapazität aufgenommen und dort behandelt. Die Krankenkasse zahlt alles. Er behält seine Rente. Sein Vermögen wird nicht angetastet. Seine Angehörigen bleiben unbehelligt.
Er kommt in ein Pflege- oder Krankenheim und bleibt dort für immer. Die Krankenkasse zahlt nicht. Seine Rente reicht für die Heimkosten nicht aus. Er wird Sozialhilfeempfänger. Sein Vermögen wird verwertet. Seinen unterhaltspflichtigen Angehörigen drohen Kostenbeiträge.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Allemeyer, J. (1993): Die Pflegeversicherung der CDU/FDP Koalition — eine gigantische Mogelpackung, Hamburg (vervielfigtes Manuskript).
Altenheim (1991): Pflegebedürftige in Heimen. Statistische Erhebungen und Ergebnisse, in: Das Altenheim, Heft 11.
Bäcker, G. (1991a): Pflegebedürftigkeit und Pflegenotstand, in: WSI-Mitteilungen, Heft 2.
Bäcker, G. (1991b): Soziale Absicherung bei Pflegebedürftigkeit, in: Soziale Sicherheit, Heft 3.
Bäcker, G./Dieck./M. Naegele, G./Tews, H.P. (1989a): Ältere Menschen in NRW. Bericht zur Lage der älteren Menschen und zur Altenpolitik in NRW, Düsseldorf.
Bäcker, G./Bispinck, R./Hofemann, K./Naegele, G. (1989b): Sozialpolitik und soziale Lage in der Bundesrepublik Deutschland, Bd. II, Köln.
Bardehle, D. (Hrsg.) (1990): Ubersichten zur Betreuungssituation älterer Bürger in der DDR, DZA-Schriftenreihe, 79. Berlin.
Barkholdt, C. (1992): Das Pflegeversicherungsmodell in seiner Bedeutung für die häusliche Pflege — Die Entprivatisierungsproblematik, Unveröffentlichte Diplomarbeit, Marburg/Lahn.
Beck-Gernsheim, E. (1992): Familie und Alter: Neue Herausforderungen, Chancen, Konflikte, in: Naegele, G., Tews, H.P. (Hrsg.): Lebenslagen im Strukturwandel des Alters. Alternde Gesellschaft — Folgen für die Politik, Opladen.
BMFuS, Bundesministerium für Familie und Senioren (Hrsg.) (1992): Teilbericht der Sachverständigenkommission zur Erstellung des 1. Altenberichts der Bundesregierung, Bonn.
Bundestags-Drucksachen 12/5262, 5920, 5952 und 7053.
Dieck, M. (1991): Pflegeversicherung — ein Ausweg aus der Krise?, in: Verbraucherpolitische Hefte, 13.
Dieck, M. (1992): Interessengegensätze zwischen der Wohlfahrtspflege und den betroffenen Leistungsempfängern: ein Szenario bisher verdeckter Gegensätze, in: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit, Heft 6.
Engels, D. (1992): Erfahrungen mit dem Gesundheitsreformgesetz. Kurzzeitpflege — Häusliche Pflegehilfe und Geldleistung, ISG-Forschungsbericht, Köln.
Evertz, A. (1992): Finanzierungsbedingungen pflegerischer Hilfen, in: Caritas, Heft 1.
Gitschmann, P, Veil, M. (1990): Armutsrisiken und Unterversorgung bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit im Alter, in: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit, Heft 12.
Grond, E. (1987): Zum Problem der Bewertung der Pflegebedürftigkeit im Alter, in: Das öffentliche Gesundheitswesen, Heft 4.
Herweck, R. (1992): Absicherung des Pflegerisikos — Derzeitiger Stand und Ausblick, in: Asam, W. (Hrsg.): Neue Alten-Politik. Sicherung der Pflege durch Sozialplanung, Freiburg/Br.
Hollstein, B. (1992): Fallstudien zur Situation von älteren Frauen in Altenheimen unter besonderer Berücksichtigung ihrer finanziellen Lage, in: Naegele, G. et al.: a.a.O.
Holz, G. (1990): Die Alterslast — Ein Gewinn für andere? DZA-Schriftenreihe, 78/I, Berlin.
Igl, G. (1989): Die verschleppte Reform der Pflegeversicherung, in: Altenpflege, Heft 3.
Infratest-Sozialforschung, Infratest-Gesundheitsforschung (in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin) (1991): Hilfebedarf und Behinderungen bei Alltagsaktivitäten. Sekundäranalysen vorhandener Repräsentativstudien. Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse, Forschungsprojekt “Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung”, München.
Infratest (Infratest-Sozialforschung, Infratest- Epidemiologie Gesundheitsforschung) (1992): Hilfe- und Pflegebedarf in Deutschland. Schnellbericht zur Repräsentativerhebung im Rahmen des Forschungsprojektes — Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung, München.
Infratest (1993): Hilfe- und Pflegebedürftige in Nordrhein-Westfalen, Sonderauswertungen, München.
Jasse, D. (1991): Häusliche Pflegehilfe, in: Die Ortskrankenkasse, Heft 1.
Kane, R.L./Rasdevich, D.M./Vaupel, J. (1988): Compression of Morbidity: Issues and Irrelevancies, vervielfältigtes Manuskript, o.O.
KDA (Kuratorium Deutsche Altershilfe) (Hrsg.) (1974): Gutachten über die stationäre Behandlung von Krankheiten im Alter und über die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen, Köln.
Kesselheim, H. (1993): Qualitätsstandards und Qualitätssicherung ambulanter Dienste, in: Die Ortskrankenkasse, Heft 20.
Kettler, U./Watermeier, E. (1991): Häusliche Pflegehilfen für Schwerpflegebedürftige — Modellprojekt Münster, Abschlußbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung für die Modellregion Münster, Münster.
Kirner, E./Pischner, R. (1987): Auswertung des sozio-ökonomischen Panels: Anzahl und Situation von Pflegebedürftigen in privaten Haushalten, Gutachten im Auftrag des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung, Zusammenfassung, Berlin.
Krug, W./Reh, G. (1991): Pflegebedürftige in Heimen. Statistische Erhebungen und Ergebnisse, Trier,.
Kühnert, S./Naegele, G. (1992): Qualitätsverbesserungen in der Altenarbeit durch Qualifizierung der Fachkräfte, in: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit, Heft 2.
Kühnert, S./Naegele, G. (1993): Strukturwandel des Alters und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Gestaltung stationärer Alteneinrichtungen, in: Kühnert, S, Naegele, G. (Hrsg.) Dortmunder Beiträge zur angewandten Gerontologie. Perspek-tiven moderner Altenpolitik und Altenarbeit, Band 1, Hannover.
Kytir, J./Münz, R. (1992): Alter und Pflege. Argumente für eine soziale Absicherung des Pflegerisikos, Berlin.
Landenberger, M. (1993): Sozialpolitik und Pflegeversicherung, Schriftliche Fassung eines Gastvortrags an der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg am 16.11.1993.
Maydell, B. von (1992): Die Pflegefallabsicherung im europäischen Vergleich, Expertise, Kommissionsdrucksache Nr. M. 25 der Bundestags-Enquete-Kommission Demographischer Wandel, Bonn.
Memorandum (Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie, Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V. /Institut für Gerontologie, Dortmund, Forschungsstelle für Sozialrecht und Sozialpolitik am Fachbereich Rechtswissenschaft II der Universität Hamburg) (1993): Memorandum zur Qualitätssicherung bei Pflegebedürftigkeit der Ersten Bundeskonferenz zur Qualitätssicherung bei Pflegebedürftigkeit, Hamburg.
Naegele, G. (1991): Strukturwandel des Alters und die Situation der Heime für ältere Menschen, in: Evangelische Impulse, Heft 3–4.
Naegele, G. (1992): Zum aktuellen Stand um die Absicherung des Risikos Pflegebedürftigkeit — Begründungen und Kritik vorliegender Lösungsentwürfe, in: Zeitschrift für Sozialreform, Heft 10.
Naegele, G./Igl, G. (1993): Qualitative Aspekte der Pflegeversicherung, in: Soziale Sicherheit, Heft 8/9.
Naegele, G. et al. (1992): Landessozialbericht Armut im Alter. Untersuchung zur Lebenslage ökonomisch unterversorgter Frauen in Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf.
NDV: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.
Niederfranke A. (1992): Analyse relevanter Literatur zum Thema “Alters-Frauen-Armut”, in: Naegele, G. et al.: a.a.O.
Rückert, W. (1992): Demographie der Supportsysteme, Vortragsmanuskript, Kuratorium Deutsche Altershilfe, Köln.
Seubert, H. (1991): Zu Lasten der Frauen. Benachteiligungen von Frauen durch die Pflege alter Eltern, in: NDV, Heft 10.
Socialdata (1980): Anzahl und Situation zu Hause lebender Pflegebedürftiger, Schriftenreihe des BMJFFG, Band 80, Stuttgart u.a.
Schmidt, A./Jahn, R./Scharf, B. (1987): Der solidarischen Gesundheitssicherung die Zukunft. Bürgernähe, Arbeitnehmer- und Patientenorientierung statt Anbieterdomi-nanz, WSI-Studie 60/1, Köln.
Schwitzer, K. (1992): Ältere Menschen in den neuen Bundesländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, B 29–30/92 vom 10. Juli 1992.
Stadt Köln (1989): Senioren in Köln. Ergebnisse der Seniorenbefragung 1988. herausgegeben vom Amt für Statistik und Einwohnerwesen, in: Kölner Statistische Nachrichten, Heft 5.
Tesic, D. (1984): Bedingungen ambulanter Versorgung für ältere Menschen. Bericht I: Kostenschnittpunkte zwischen ambulanter und stationärer Versorgung — Falldarstellung in Berlin (West), DZA-Schriftenreihe Band 46, Berlin.
Thiede, R. (1990): Die gestaffelte Pflegeversicherung. Sozialpolitische und ökonomische Aspekte eines neuen Modells, Frankfurt am Main.
Veil, M./Prinz, K./Gerhard, U. (1991): Am modernen Frauenleben vorbei. Verliererinnen und Gewinnerinnen der Rentenreform 1992, Berlin.
ZASP (Zentrum für Angewandte Sozialforschung und Praxisberatung e.V.) (1988): Materialien zur Planung sozialer Dienste in der Stadt Bielefeld. Teil 3: Senioren in Bielefeld, Lebenssituation und Bedarfslagen, Bielefeld.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Barkholdt, C., Naegele, G. (1995). Armut durch Pflegebedürftigkeit: Das ungelöste Problem deutscher Sozialpolitik. In: Hanesch, W. (eds) Sozialpolitische Strategien gegen Armut. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07832-6_16
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07832-6_16
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12651-7
Online ISBN: 978-3-663-07832-6
eBook Packages: Springer Book Archive