Zusammenfassung
Es geht um die Spannung zwischen Verlässlichkeit und Risiko im Wissen. Wenn in der Wissensgesellschaft Wissen ein basales Gut wird, dann muss dieses ähnlich wie alle (anderen) technischen Güter der Industriegesellschaft mit Kennzeichen der Qualitätssicherheit versehen werden können. Dies geschieht durch die Zertifizierung der Geltung des Wissens, durch die Standardisierung und Normierung der Wissensbestände, damit diese als Zwischenprodukte für Fertigungsketten dienen können. Gegenläufig hierzu bilden genau diese Maßnahmen die Basis dafür, dass die Hypothetizität von Wissen als Expertise neue Risiken des Handelns mit sich bringt, insbesondere weil die situationsspezifischen Randbedingungen nur unzulänglich modellierbar sind. Hierdurch gewinnen Handlungszusammenhänge die Qualität quasiexperimenteller Szenarien, die ein hohes Maß an Selbstbeobachtung und Eingriffsreserven verlangen. Durch solche rekursiven Lernprozesse dringen Strategien der wissenschaftlichen Forschung in die Wissensgesellschaft ein und etablieren einen neuen Typus der wissensbasierten Innovationspraxis. Die Steigerung des Wechselverhältnisses von Vertrauen in gesichertes Wissen und Entwurf ungesicherter Forschungsprozesse ist Gegenstand der folgenden Analyse.
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Krohn, W. (2003). Das Risiko des (Nicht-)Wissens. Zum Funktionswandel der Wissenschaft in der Wissensgesellschaft. In: Böschen, S., Schulz-Schaeffer, I. (eds) Wissenschaft in der Wissensgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07783-1_5
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