Zusammenfassung
Im Zentrum der folgenden Überlegungen stehen Argumente, mit denen der Verwendungsgesichtspunkt im bildungstheoretischen Denken und im bildungspraktischen Handeln einerseits begründet und andererseits kritisiert wird. Dabei geht es nicht primär um die Qualität der Forschung, die Bildung zu ihrem Gegenstand hat, sondern um die Konzeptualisierung bzw. Konstitution des Gegenstandes der Bildungsforschung: die Bildung. Diese Thematik ist wissenschaftlich und bildungspraktisch aktuell: Die Verwendbarkeit systematisch generierten Wissensl für die Lösung alltagspraktischer Probleme und neuer Lernaufgaben2 findet seit etwa Mitte der 1980er Jahre in der LehrLern-Forschung (wieder) besondere Aufmerksamkeit (dazu u.a. Renkl, 1994). Auf dieser lehr-lern-theoretischen Grundlage haben die Autoren der internationalen Vergleichsstudie PISA entschieden (!), die Anwendbarkeit schulunterrichtlich erworbenen Wissens auf die Lösung konkreter Probleme zum ausschlaggebenden Kriterium für Lernerfolg und für die Qualität von Schulleistungen zu wählen. Es genüge nicht länger herauszufinden — so zumindest die programmatische These —, wie gut Lernende in der Lage sind, das zu reproduzieren, was sie unter den Bedingungen konventioneller „Wissensvermittlung“ in der Schule gelernt haben. Lernerfolge dieser Art führten zu einem Wissen, das in der aktuellen lehr-lern-theoretischen Diskussion als „träges” (und in diesem Sinn „totes“) Wissen beurteilt wird und dem übrigens schon in klassischen Bildungstheorien jegliche Bildungsbedeutsamkeit abgesprochen wurde.
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Heid, H. (2005). Ist die Verwendbarkeit des Gelernten ein Qualitätskriterium der Bildung?. In: Heid, H., Harteis, C. (eds) Verwertbarkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07736-7_5
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