Auswirkungen des neuen Transfersystems auf den Europäischen Fußball: Eine mikroökonomische Analyse

Zusammenfassung

In der Diskussion um die Auswirkungen des Bosman-Urteils sowie der aktuellen Änderungen des Transfersystems für Profifußballer wird meist interessengeleitet und oft oberflächlich argumentiert. Der vorliegende Aufsatz versucht, durch die Verwendung eines vertragstheoretischen Modells zu einer sachlicheren Einschätzung beizutragen.

Wir unterstellen, dass Transfersysteme und Kontraktlaufzeiten keinen direkten Einfluss auf die Allokation der Spieler haben, weil das Ausmaß asymmetrischer Information bei Profifußballern gering ist. Daher sind Vereinswechsel unabhängig von Eigentumsrechten (Coase-Theorem).

Beim Abschluss eines Kontraktes haben ein Talent und der Club einen Anreiz, die Rückverhandlungsmacht des neuen Clubs durch langfristige Kontrakte zu reduzieren. Zwar erhält der Spieler dann ebenfalls einen geringeren Anteil im Rückverhandlungsspiel, doch wird er dafür durch einen höheren Lohn im ursprünglichen Kontrakt überkompensiert.

Die Verminderung der Rückverhandlungsmacht des neuen Clubs ist effizient, weil dieser sonst in Form eines positiven externen Effektes von der Ausbildung durch den ursprünglichen Club profitiert. Der Investitionsanreiz des ursprünglichen Clubs ist daher umso niedriger, je höher der Anteil des neuen Clubs am Rückverhandlungsspiel. Der zentrale Nachteil des Verbots langfristiger Kontrakte im neuen System ist daher die Aushöhlung von Investitionsanreizen.

Daneben gibt es aber auch negative Effekte langfristiger Kontrakte, wie die Verminderung des Leistungsanreizes von Spielern. Werden diese berücksichtigt, so werden die Ergebnisse weniger eindeutig. Wir vertreten jedoch die Meinung, dass der Investitionsaspekt überwiegt.

Gerd Mühlheußer dankt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für finanzielle Unterstützung durch das Graduiertenkolleg „Quantitative Ökonomik“ an der Universität Bonn.