Problemstellung

Zusammenfassung

Mit Ausnahme der Verfahren, welche die Wolle mit Polymeren ausrüsten, werden alle technischen Antifilzausrüstungen von chemischen Reaktionen begleitet, durch welche das Wollkeratin in mehr oder weniger hohem Maße verändert wird. Die chemischen Veränderungen können im Falle der Chlorierungsverfahren besonders vielfältig sein, da Chlor das Keratin nicht nur oxydativ abbauen, sondern auch durch Substitutionsreaktionen verändern kann. Das Reaktionsbild wird noch dadurch kompliziert, daß sowohl bei der Oxydation als auch bei der Substitution instabile Zwischenprodukte entstehen können (zum Beispiel Cystinoxide, Chloramine, Chloramide), die zu Sekundärreaktionen führen. Es ist bis heute noch nicht geklärt, welche der chemischen Reaktionen zur Erzielung von Antifilzeffekten unbedingt erforderlich sind und welche nur Nebenreaktionen darstellen. Die Spaltung von Cystin-Disulfid-Bindungen wurde zwar schon sehr früh bei der oxydativen Filzfreiausrüstung als notwendige Voraussetzung erkannt, jedoch ist diese offensichtlich nicht ausreichend. Mit Reagenzien, die spezifisch Disulfidbindungen spalten, kann Wolle nicht filzfrei ausgerüstet werden. Darüber hinaus ist ebensowenig geklärt, welche morphologischen Komponenten außer der Schuppenschicht bei der Ausrüstung verändert werden. Die bisher aus der Literatur bekannten Ergebnisse, die meist nur Einzelbeobachtungen und zum Teil auch Spekulationen darstellen, reichen zur Beantwortung dieser Fragen nicht aus. Sie bilden jedoch eine wertvolle Voraussetzung für weitere Arbeiten.