Biokristalle und ihre Trachtspezifität

Zusammenfassung

Der Bereich des Anorganischen und der organisch-biologische Bereich des Lebendigen werden durch vielfältige, von der Entwicklung der Biosphäre abhängige Erscheinungen in vivo, denen man manche synthetische Analoga in vitro bereits an die Seite stellen kann, verknüpft. Man pflegt sie heute in der Biokristallographie zu behandeln, die sich seit Jahrzehnten zwischen Biologie und Medizin einerseits, der Kristallographie andererseits nur langsam entwickelt, doch in zunehmendem Maße die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. Freilich lassen sich auch ihre Wurzeln weit, bis ins ausgehende Mittelalter zurückverfolgen. Man hat wohl eine Entdeckung von M. MALPIGHI (1675), des Begründers der mikroskopischen Pflanzenanatomie, ja eines Mitbegründers der Histologie überhaupt, als die erste biokristallographische Untersuchung gekennzeichnet, nämlich die von radialstrah igen Kristaflgruppen von Calciumoxalat in Zellen von Opuntien, wiewohl Malpighi weder wußte, daß er Kristalle vor sich hatte, noch das Material chemisch identifizieren konnte. Diese und viele weitere verstreute Beobachtungen und Untersuchungen auf biologischem Gebiet während zweier Jahrhunderte sind gekennzeichnet durch den Mangel einer Zusammenarbeit von Biologen bzw. Medizinern und Kristallographen und deshalb im großen und ganzen ohne nachhaltige Wirkung und allgemeinen Erkenntniswert geblieben.