Zusammenfassung
Die Biokristallographie führt uns weiter zur Biochemie und Molekularbiologie, wenn wir diese als das Verständnis von Lebensvorgängen auf der Grundlage der molekularen Struktur der lebenden Substanz kennzeichnen sollen. Der Ausweitung der matrizentheoretischen Überlegungen auf diese Bereiche — die zum Teil auch hier weiterhin wieder die Medizin interessieren kann — stehen keine grundsätzlichen Bedenken entgegen. Wir hoffen, solche auch durch die nachfolgende Diskussion ausgewählten Materials endgültig zu zerstreuen.
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Literatur
Entsprechend zwang sich W. J. SCHMIDT für die sehr widerstandsfähigen Elastoidinfasern aus Selachierflossen und ihr reversibles Verkürzen und Strecken im Gegensatz zum gewöhnlichen Kollagen die Auffassung von einem besonders reichlichen Auftreten solcher Querbrücken auf.
So konnte beispielsweise auch schon STOECKENIUS in einer Lipid-Protein Wasser-Präparation künstlich eine Lamellenstruktur herstellen, die sich aus einer inneren doppelten Lipidschicht konstituierte, der beiderseitig eine Proteinschicht aufgelagert ist.
Zu immerhin recht ähnlichen Ergebnissen kamdurch kombinierte cyto-chemische und elektronenmikroskopische Analyse von Chloroplasten neuestens auch B. C. SPREY (Diss. Münster 1965). — Auch hier liegt uns an dem Hinweis von H. RUSKA (184) auf die Übertreibungen, die schon in den Maßangaben in A in den reichlich im Schrifttum dargebotenen elektronenmikroskopischen Strukturbildern aus der Submikromorphologie verborgen sind!
Der Gedanke, daß zur Wirksamkeit der Matrize auch ein „primer“ notwendig sei (Kornberg), ist gelegentlich auch bezüglich der inotropen Wirkung des Kollagens für die Calcifizierung ausgesprochen worden (vgl. WEIDMANN (252)).
Mit Recht wurde neuerdings fir die Informationsübertragung durch Nucleinsäuren noch einmal darauf aufmerksam gemacht, daß die „richtige“ Paarung nicht durch die Stabilität der Bindung gewährleistet ist, „richtige“ und „falsche“ sich nicht hinreichend stark darin unterscheiden und die eindeutige Zuordnung nur in der eindeutigen Konfiguration des „richtigen“ Paares begründet sein muß. Hierzu reichen vielleicht die Minimalmatrizen zweier Bezugspaare, sicherlich die angenommenen Triplets aus. Aber auch hier macht sich die grundsätzliche Toleranz des Matrizenprinzips geltend, und auch die „Prüfmatrize“ im synthetisierenden Encym hilft nicht, die Fehler zu vermeiden.
Nachtrag während der Korrektur: Eine direkte Bestätigung dafür, daß der genetische Code degeneriert ist, gelang gerade F. SANGER (1969) und Mitarbeitern durch die Sequenzanalyse der RNS des Bakteriophagen R17. Von den sechs Aminosäuren des Hüllproteinabschnitts sind vier durch zwei verschiedene Triplets codiert (Nature 223, 1969, 1009).
Womit sich freilich das Problem der Wirkungsweise der Sulfonamide nicht erschöpft.
Ein Abschalten einer Enzymaktivität kann auch durch den sogenannten „allosterischen Effekt“ bewirkt werden, in dem ein spezifischer „Effektor“ durch Anlagerung an einer anderen akti ven Stelle der Enzymoberfläche das Enzym blockiert. Wahrscheinlich unterliegt auch diese Anlagerung einer komplementären Entsprechung. Doch scheint weder dies noch die Hypothese an einem Beispiel klar bewiesen, daß dadurch zugleich eine kleine sterische Änderung an der ersten spezifischen Stelle stattfindet und so die blockierende Wirkung hervorgerufen wird.
Inzwischen sind weitere nach dem Matrizenprinzip verlaufende spezifische Hemmungen der DNS-gesteuerten RNS durch verschiedene Antibiotika bekannt gemacht. Auch hat man weitere Antibiotika in ähnlicher Funktion für die Hemmung spezifischer Teilschritte der Proteinbiosynthese insgesamt ausgemacht (G. HARTMANN et a1., Angew. Chem. 80, 1968, 710).
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Seifert, H. (1971). Strukturgelenkte Reaktionen in der Biochemie und der Molekularbiologie. In: Strukturgelenkte Grenzflächenvorgänge in der unbelebten und belebten Natur. Sammlung Vieweg, vol 132. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06834-1_15
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