Zusammenfassung
Unterricht verfolgt im großen und ganzen zwei Ziele. Erstens muß der junge Mensch für seinen späteren Beruf vorbereitet werden, er muß lernen, was er einmal später brauchen wird. Zweitens soll er als Menschenwesen im wörtlichsten Sinn ausgebildet werden. Die Fähigkeiten, die in ihm als noch unentwickeltem Menschen schlummern, sollen geweckt und entwickelt werden. Er soll beobachten lernen, denken lernen, seine Phantasie soll lebhaft werden usw. Die beiden Ziele sind nicht unabhängig voneinander. Ein Mensch, der seine Fähigkeiten voll entwickelt hat, wird auch meistens im Beruf Besseres leisten als der, der nur sein Spezialgebiet gelernt hat. Ich denke, daß die Spezialisation auf den Beruf nicht zu früh beginnen sollte. In den akademischen Berufen ist die Hochschule noch früh genug und auch diese darf nicht nur Spezialausbildung vermitteln. Die Mittelschule sollte besser für eine durchgreifende, allgemeine Menschenbildung verwendet werden. Die humanistischen Fächer dürfen auch für künftige Naturwissenschaftler nicht zu kurz kommen. Ich selbst denke dankbar daran zurück, daß ich in der Schule sehr viel Latein und Griechisch, dafür allerdings wenig Physik und Mathematik und gar keine sonstigen Naturwissenschaften gelernt habe (was auch nicht das Ideale ist). Ich bin aber trotzdem Physiker geworden.
Erschienen in der Schweizer Lehrerzeitung, 1965.
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Literatur
Vgl. M. Wagenschein,„Die Pädagogische Dimension der Physik“ Braunschweig 1965.
R. Carson,„Silent Spring“, London 1963. Deutsche Ausgabe: „Der stumme Frühling“, München.
Näheres in andern Kapiteln dieses Buches, besonders 2. Gilt die Gleichung: Leben = Physik {Chemie?; 3. Ist ein lebender Organismus eine Maschine? — Oder eine Maschine ein lebender Organismus?; 12. Über das innere Wesen der Naturdinge.
Vgl. den schönen Artikel von H. Zoller,Universitas, 24. Jg. 189, 1969.
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© 1970 Friedr. Vieweg + Sohn GmbH, Verlag, Braunschweig
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Heitler, W. (1970). Gedanken zum Naturwissenschaftlichen Unterricht. In: Naturphilosophische Streifzüge. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-06829-7_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-06829-7_9
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08284-0
Online ISBN: 978-3-663-06829-7
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