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Zwischen Schopenhauers Pessimismus und Spencers Optimismus: Die absolute Wirklichkeit/Wert-Dichotomie setzt sich durch

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Max Weber und Friedrich Albert Lange
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Zusammenfassung

So grundsätzlich neu die Welt auch aussah, so war sie dennoch von Überbleibseln der Vergangenheit bei weitem nicht frei. Seit Langes Geschichte von 1866 bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs waren Philosophie und Geisteswissenschaften in Deutschland mehr oder weniger mit einer einzigen Aufgabe beschäftigt: einen modus vivendi zu finden zwischen dem umfassenden Anspruch des Positivismus einerseits und dem, was man vielleicht das “romantische Gewissen” nennen könnte, andererseits. Es ließen sich dabei folgende Positionen ausmachen: verteidigte Lange einen höchst rational-logischen Standpunkt, so Dilthey den diametral entgegengesetzten, wohingegen die Positionen von Paulsen, Riehl und Windelband irgendwo dazwischen lagen und Nietzsche indessen gänzlich neue aufzeigte. Doch alle bewegte nur ein einziges Grundmotiv.

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Literatur

  1. “Kant und Goethe” (1899), in GSG 5, S. 476f. Zu Tönnies, siehe die Vorrede zu Gemeinschaft und Gesellschaft (1887) oder seinen wichtigen Aufsatz aus dem Jahre 1894 über “Historismus und Rationalismus”, zugänglich in Soziologische Studien und Kritiken I (Jena 1925), S. 105–126.

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  2. Geschichte, S. 774.

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  3. ibid., S. 873.

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  4. ibid., S. 774f.

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  5. ibid., S. 907. Es folgt dann eine längere, äußerst anregende Auseinandersetzung mit “dogmatischen Positionen” zum Egoismus.

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  6. Arb.frage, S. 240. Lange meint, dieser Kampf werde “die jetzt bestehenden Formen der Gesellschaft sprengen.”

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  7. “Persönliche und sachliche Kultur” (1900), in GSG 5, S. 561.

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  8. Lange — in seiner Jugend fühlte er sich wie viele andere von Schopenhauer angezogen — wandte sich, wie auch Nietzsche, später von diesem ab: “Sch. (...) bildete für viele gründlichere Köpfe einen Durchgangspunkt zu Kant”, vgl. Geschichte, S. 453. Was Lange an Schopenhauer bemängelte, geht auch aus einem Brief hervor, zit. in Ellissen, op. cit., S. 193: “Ich vermisse (...) das Gegengewicht des ‘Idealen’ gegenüber dem ‘Leben’.” Tatsächlich verdankt Lange Schopenhauer wichtige Anregungen und Gedankenführungen, doch ist er durch und durch ein selbständiger Denker.

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  9. Als eine Mischung aus Romantik und Darwinismus charakterisiert Alfred Kelley Bölsches Werk in seiner klassischen Studie “The Descent of Darwin. The Popularization of Darwinism in Germany, 1860–1914 (Chapel Hill 1981), ch. 3. Diese Studie läßt die von der konventionellen ideengeschichtlichen Historiographie oft genug vernachläßigte Breitenrezeption gebührend zur Geltung kommen.

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  10. Disk.rede, S. 470. Tönnies’ intellektuelle Entwicklung war wohl schon zur Zeit seiner Begegnung mit Langes Geschichte - also in sehr jungen Jahren — in gewisser Weise abgeschlossen. Er berichtet zwar seinem Freund F. Paulsen (Brief v. 7. Febr. 1878; Briefwechsel, op.cit., S. 17), mit welcher “große(n) Freude” er diesen “Trefflichen” kennengelernt habe, doch war diese “Begegnung” für ihn wohl keine “geistige Erweckung”, wie für viele andere seiner Zeitgenossen. Tönnies hatte ja bereits von sich aus Hobbes, den “Erzmateriahsten”, gründlich studiert und mit Schopenhauers Pessimismus eine Auseinandersetzung begonnen gehabt, die sein ganzes Leben lang andauern sollte. Auch hatte er sich bereits mit dem Darwinismus, Positivismus und Marxismus kritisch beschäftigt, so daß sein intellektueller Horizont mit demjenigen Langes durchaus vergleichbar ist. Vgl den äußerst aufschlußreichen Beitrag von Comehus Bickel: “Ferdinand Tönnies’ Weg in die Soziologie”, in: O. Rammstedt (Hrsg.), Simmel und die frühen Soziologen (Frankfurt/Main 1988), S. 86–162, bes. S. 116–124.

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  11. Vgl. Karl Jaspers: Max Weber. Gesammelte Schriften. Mit einer Einführung von Dieter Henrich. München 1988, insb. der dort abgedruckte Text von 1932 “Max Weber. Politiker-Forscher-Philosoph”.

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  12. Vgl. Klaus Christian Köhnke: Der junge Simmel in Theoriebeziehungen und sozialen Bewegungen (Frankfurt/Main 1996), neben Spencer wird Darwin im Namensregister häufig genannt.

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  13. Über sociale Differenzierung (1890), hier nach GSG 2, S. 127; S. 134; S. 224 (meine Hvh.; man bemerke die Übereinstimmung mit der von Lange stammenden Überschrift zum obigen 5. Kap.).

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  14. “Zu einer Theorie des Pessimismus” (1900), in GSG 5, S. 543.

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  15. “Über eine Beziehung der Selectionslehre zur Erkenntnistheorie” (1895), in GSG 5, S. 62–74, S. 71.

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  16. Probleme der Geschichtsphilosophie (1892), in GSG 2, S. 362ff.

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  17. ibid., S. 402f.

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  18. Gegen Differenzierung = Fortschritt, cf. Sinn d. Wertf., S. 518ff. Gegen Fortschritt = als etwas Wertvollem, cf. Knies oder Objektivität, S. 62; S. 90, S. 186.

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  19. Probleme, S. 403.

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  20. Dies erhebt keineswegs den Anspruch, eine “gründliche” Auseinandersetzung mit Simmel zu sein. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß H. Böhringers einflußreicher Beitrag “Spuren vom spekulativen Atomismus in Simmels formaler Soziologie” [in: H. Böhringer/K. Gründer (Hrsg.), Ästhetik und Soziologie um die Jahrhundertwende (Frankfurt/Main 1976), S. 105–117], den Einfluß Langes nicht zur Kenntnis nimmt. Mit beinahe allen der von Böhringer erwähnten Naturphilosophen setzt sich Lange in seiner Geschichte auseinander. So wie zu Nietzsche der Nachweis erbracht wurde, daß Lange für ihn eine wichtige “Quelle” zur Erschließung von Sekundärliteratur gewesen ist, so könnte dies auch für Simmel gelten, was zu einem besseren Verständnis des jungen Simmel erheblich beitragen würde.

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  21. “Zu einer Theorie des Pessimismus”, in GSG 5, S. 547.

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  22. ibid., S. 545.

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  23. ibid., S. 546.

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  24. “Über die Grundfragen des Pessimismus in methodischer Hinsicht” (1887), in GSG 2, S. 18.

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  25. Geschichte, S. 986: “Alle jene schönen Gedanken (...) werden vom Pessimismus mit Erfolg zerstört; allein diese Zerstörung trifft nur das Dogma, nicht das Ideal. Sie vermag nicht die Tatsache zu beseitigen, daß unser Geist dazu geschaffen ist, ein harmonisches Weltbild ewig neu in sich hervorzubringen; daß er hier wie überall das Ideal neben und über die Wirklichkeit stellt (...).”

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  26. ibid., S. 1010.

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  27. Vgl. Wolfgang Schluchter: Religion und Lebensführung, Bd.2, Studien zu Max Webers Religions- und Herrschaftssoziologie (Frankfurt/Main 1988), S. 97ff.

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  28. Zum folgenden: K.C. Köhnke: “Von der Völkerpsychologie zur Soziologie. Unbekannte Texte des jungen Simmel”, in: H.J. Dahme/O. Rammstedt (Hrsg.), Georg Simmel und die Moderne (Frankfurt/Main 1984), S. 388–429. Die folgenden Simmel-Zitate finden sich auf den Seiten 393–401 bzw. 408–410.

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  29. K.C. Köhnke: Der junge Simmel, op.cit.1984, S. 201–204.

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  30. Man vgl. z.B. das nachstehend wiedergegebene Zitat aus dem zweiten Band der Einleitung in die Moralwissenschaft (Berlin 1893, S. 424f.): “Daß die genaue Darstellung einer (Enquête über Kinderarbeit) einen tieferen wissenschaftlichen Einblick in das Verhältniss von Intellektsbildung und persönlicher und sozialer Sittlichkeit gewährt, als die tiefsinnigsten prinzipiellen Erörterungen, die mit diesen abstrakten Begriffen als solchen operieren, ist mir unbezweifelbar. Die Geschichte der englischen Fabrikgesetzgebung belehrt uns besser über das Verhältniss von Egoismus und Altruismus, als die scharfsinnigste Zergliederung dieser Begriffe.”

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  31. Es widerfährt Lange sogar die seltene Ehre, von Simmel beim Namen genannt zu werden. In der Moralwissenschaft II, S. 301, verweist Simmel auf “das berühmte Beispiels F.A. Langes”, womit er auf die Textstelle aus dessen Geschichte, S. 812f., anspielt, wo dieser am Beispiel eines Kaufmanns, der, aufgeschreckt durch eine Depesche, eine Reihe von Aktivitäten entfaltet, einen konsequent sein wollenden Materialismus, psychophysische Vorgänge betreffend, ad absurdum führt. Man fragt sich, ob Simmel die Kenntnis dieses Beispiels als selbstverständlich einfach unterstellte, was zugleich auch einen gewissen Aufschluß über Langes damaligem Bekanntheitsgrad ermöglichte.

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  32. H. Holzhey (Hrsg.): Ethischer Sozialismus. Zur politischen Philosophie des Neukantianismus (Frankfurt/Main 1994);

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  33. E.W. Orth/H. Holzhey (Hrsg.), Neukantianismus. Perspektiven und Probleme, (Würzburg 1994).

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  34. Sowohl Köhnke (Neukantianismus, op.cit.1994, S. 257f.) als auch Holzhey (op.cit., S. 219) äußern sich hierzu unmißverständlich. Doch selbst in H.J. Dahmes verdienstvollen Arbeiten zu Simmel nimmt Lange eine periphere Rolle ein und wird als “Marburger” abgetan. Nicht einmal die Zusammenstellung einzelner Passagen mit beinahe wortwörtlicher Übereinstimmung zwischen Simmel und Lange, veranlaßte Dahme: Soziologie als exakte Wissenschaft. Georg Simmels Ansatz und seine Bedeutung in der gegenwärtigen Soziologie I–II (Stuttgart 1981), S. 501, zu weiterfüihrenden Recherchen.

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  35. Auch hatte der bekannte Marburger Rudolf Stammler, der die Idee vertrat, es entspräche “gutem Neukantianismus”, in den Humanwissenschaften causa und Gesetz gegen telos und Regel einzutauschen, sein von Weber abgelehntes Buch mit einem Motto von Lange versehen. Vgl. Wirtschaft und Recht nach der materialistischen Geschichtsauffassung (2. Aufl., Leipzig 1906), S. 21 (Motto zum “Ersten Buch”). Lange wird auch im Text mehrfach respektvoll erwähnt.

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  36. Von Rickert ist beispielsweise folgende, an Paul Natorp (Marburg) gerichtete Äußerung überliefert: “Wir kritischen Idealisten meinen im Grunde dasselbe; deshalb müssen wir uns bis aufs Messer bekämpfen.” Vgl. H.-L. Olhg (Hrsg.), Materialien zur Neukantianismus-Diskussion (Darmstadt 1987), S. 20. Auch lohnte eine Untersuchung der Beziehungen Webers zu Hans Vaihinger. Dieser Lange-Orthodoxe, wenn es einen solchen überhaupt gegeben hat, zeigt in seiner Die Philosophie des “Als-ob” von 1911, die unmittelbar unter dem Einfluß Langes in den 70er Jahren geschrieben wurde, ein hohes Ausmaß an Affinität mit Webers Idealtypus. Hierzu nur zwei kurze Hinweise: Weber verwendet in “Der Sinn der Wertfreiheit” tatsächlich den Begriff “Fiktion”, wohingegen Rickert in einer Fußnote der späteren Ausgaben von Grenzen d. Nat.wiss. Begr.bild. Vaihinger mit der Bemerkung abtut: “Jedenfalls liegt mir jeder ‘Fiktionalismus’ fern” (1929, S. 671). Es fällt auf, daß Tönnies einen entgegengesetzten Weg einschlug. Seine Panegyrik auf Lange, “Ethik und Sozialismus”, in Archiv 29 (1909), S. 895ff, erklärt den “Ober-Marburger” Natorp zum Erben Langes. Die ablehnende Haltung Tönnies, Rickert gegenüber, geht aus mehreren, an Sombart gerichteten Briefen hervor; dort (Brief v. 30.7.1905) findet sich auch der Satz, daß “Weber von Rickerts kleinem Geist übel beeinflußt” sei. Siehe L. Clausen et al. (Hrsg.), Tönnies heute (Kiel 1985), S. 233, Anm. 34).

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  37. G. Oakes: Die Grenzen kulturwissenschafilicher Begriffsbildung. Heidelberger Max Weber-Vorlesungen 1982 (Frankfurt/Main 1990), S. 166f. Auf den Begriff “Wert” bei Lotze, Lange und Lask werden wir später einkommen (Kap. 10).

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  38. Vgl. G. Wagner: Geltung und normativer Zwang. Eine Untersuchung zu den neukantianischen Grundlagen der Wissenschaftslehre Max Webers (Freiburg/München 1987).

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  39. Jugendbriefe, S 52.

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  40. K. C. Köhnke: Neukantianismus, op.cit., S. 14.

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Jacobsen, B. (1999). Zwischen Schopenhauers Pessimismus und Spencers Optimismus: Die absolute Wirklichkeit/Wert-Dichotomie setzt sich durch. In: Max Weber und Friedrich Albert Lange. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05760-4_7

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