Zusammenfassung
In den letzten Abschnitten wurden Einzelfallbetreuungen von jungen Rechtsradikalen dargestellt. Von besonderem Interesse ist ein erfolgreiches Gruppenbetreuungsprojekt, das von zwei Bewährungshelfern, einer Frau und einem Mann, in einer mittelgroßen Stadt der südlichen Steiermark, nennen wir sie „Neustadt“, durchgeführt wurde. Die dortige vorgesetzte Dienststelle in Graz hatte es befürwortet, obwohl es in der österreichischen Bewährungshilfe in der Vergangenheit beträchtliche Bedenken gab, mit straffälligen Jugendlichen in Gruppen zu arbeiten, da dies die Bandenbildung und Aufschaukelung zu Gewaltaktionen ja durchaus befördern kann. Zwei Kolleginnen aus unserem Projekt, Elisabeth Mairitsch und Gerda Trinkel, haben mit den Bewährungshelfern Ulrike Plaschka und Heinz Baumann ein ausführliches Interview gemacht, das wir im Folgenden auswerten. Sie haben unsere Auswertung gegengelesen und bestätigt. Ulrike berichtet über die Ausgangslage:
Es war dann so, daß es da in Neustadt insofern akut worden ist, da haben wir, glaub ich, in den Spitzenzeiten so zehn Kids gehabt, auch von anderen Bezirken, die immer wieder hingefahren sind, auch von Graz, die dann bei Festen oder bei diversen Anlässen Sachen ruiniert haben, angefangen von den Lampen, über die Autos, Leute bedroht, beschimpft, gemeinsam aufgetreten sind. Und die ersten, die wir angeredet haben,...das war ein anderer Kollege, der für den Bezirk zuständig ist, und ich, das waren die Jugendamtsozialarbeiter, die auch gesagt haben, wir wissen nicht mehr, was wir tun sollten, was können wir machen? Und es ist im Bezirk, in Neustadt so eine Runde von Leuten entstanden, da waren dabei: Der Bezirkshauptmann, die Polizei, das Jugendamt, die Staatsanwaltschaft, die Stadt, die gesagt haben, wir müssen etwas machen. Also das war gerade in der Zeit, wo die Briefbomben aktuell waren; Rostock war im Kopf, wo viel passiert ist, wo man auch sensibel war für das Thema und wo auch viel Angst dahingehend war, die treten auch so auf, die Jugendlichen und können wir nicht was tun. Wir sind ja auch dafür verantwortlich, was bei uns passiert.
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Ottomeyer, K., Zeichen, S. (1998). Gruppenarbeit in der Bewährungshilfe. In: Sozialpsychologie des Rechtsextremismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05747-5_6
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