Zusammenfassung
Die an jedem Punkt der Erdoberfläche meßbare Schwerkraft ist keine zeitlich konstante Größe; sondern infolge der Anziehungswirkungen außerirdischer Massen, vor allem der des Mondes und der Sonne, findet entsprechend der scheinbaren Bewegung dieser Himmelskörper ein gesetzmäßiges Ab- und Zunehmen der Schwerebeschleunigung g statt. Dieser Effekt kann sich bis auf 0,3 mGal belaufen. Da Präzisionsgravimeter moderner Bauart bequem eine Genauigkeit von ± 0,03 bis 0,04 mGal für den einmal gemessenen Schwereunterschied zweier Punkte zu erreichen gestatten, so ist damit die Frage gestellt, inwieweit bei Gravimetermessungen höchster Präzision der Einfluß von Mond und Sonne zu berücksichtigen ist. Die Antwort, die seither hierauf erteilt wurde, war die, daß man auf Grund der astronomischen Daten, welche die gegenseitige Stellung von Mond und Sonne zur Erde bestimmen, für einen als starr angenommenen Erdkörper die Schwerkraftsänderung theoretisch berechnete und durch Multiplikation mit einem mittleren „Gravimeterfaktor“ z.B. Go = 1,22, den gesuchten Effekt ermittelte. Dieser Zahlenwert war auf empirischer Basis von einigen sehr genauen, wenn auch regional noch recht spärlich verteilten Beobachtungen gefunden worden. Daß die wirklichen Schwereänderungen nicht mit den theoretisch errechneten übereinstimmen, sondern sich um den genannten Faktor unterscheiden, bestätigte die aus Beobachtungen anderer Art gewonnene Einsicht, daß die Erde kein absolut starrer Körper sei, sondern den Anziehungswirkungen von Mond und Sonne nachgibt, wodurch — ähnlich den Meeresgezeiten — auch Gezeiten der festen Erde erzeugt werden, so daß gleichsam eine Hebung und Senkung des Beobachtungsortes und damit — als Sekundäreffekt — eine zusätzliche Änderung der theoretisch berechneten Schwere-Gezeiten um ein zunächst noch unbekanntes Ausmaß stattfindet.
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Wolf, H., Heitz, S. (1961). Einleitung. In: Zeitliche Schwerkraft-Änderungen in ihrer Bedeutung für die praktische Gravimetrie. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 926. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05596-9_1
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